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Annebelle - sTdH 2

Annebelle - sTdH 2

Titel: Annebelle - sTdH 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Chesney
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Was für ein Glück, daß ihr die
gleiche Größe habt und du nicht zu stolz bist, geerbte Kleider zu tragen.«
    Annabelles
strahlende Schönheit schien unter der Demütigung dieser Worte zu verblassen
und zu erlöschen. Doch der Gedanke, diese liebenswürdig aussehende Herzogin
könnte eines Tages ihre Schwiegermutter werden, stärkte ihr den Rücken, und
sie begnügte sich damit, vage irgendeinem Punkt über Lady Godolphins Schulter
zuzulächeln.
    Die
Herzogin begann mit Lady Godolphin ein Gespräch von der Art: Kennen Sie die und
die–wie geht es dem Soundso? Währenddessen waren Minerva und Annabelle
gezwungen, stumm dazusitzen und sich wie artige kleine Mädchen zu benehmen.
    An einer
Stelle versuchte Annabelle spielerisch, in die Unterhaltung einzubrechen, indem
sie zur Herzogin sagte: »Sie haben ein wunderschönes Haus«, doch Ihre Gnaden
fixierte sie nur mit einem freundlichen Lächeln, das nicht ganz bis in ihre
Augen vordrang, antwortete: »Ja« und setzte das Gespräch mit Lady Godolphin
fort.
    Nach einer
Weile fragte die Herzogin Lady Godolphin: »Und wie geht es Mr. Brummel? Noch
immer der Hahn im Korb?«
    Annabelle
spitzte sofort die Ohren, um Lady Godolphins Antwort zu hören, denn Mr. Brummel
war außerordentlich in Mode. Man erzählte sich, der Prinzregent habe
geweint wie ein Kind, als Mr. Brummel den Schnitt seines Mantels kritisiert
hatte.
    »Oh, es
geht«, sagte Lady Godolphin und schwenkte wegwerfend die dicken Finger. »Er
arbeitet noch immer angestrengt daran, in Mode zu sein, was natürlich jeder tun
muß, der einen zweifelhaften Stammbaum hat. Er ist ein schlauer Schmeichler,
wenn er nicht gerade erschreckend rüde ist, und alle lieben ihn dafür. Wie die
Frauen, die es gern haben, wenn ihr Friseur sie beleidigt. Es spricht ihren
Hang zu Dollar und Erniedrigung an.«
    Ein kurzes
Schweigen folgte, während die anderen drei Damen sich darüber klarzuwerden
versuchten, was Lady Godolphin bloß mit »Hang zu Dollar« meinen konnte.
    Es war die
Lösung eines Akrostichons, dachte Annabelle. »Douleur – das französische
Wort für Schmerz«, sagte Minerva plötzlich, und ihr Gesicht hellte sich auf.
    Lady
Godolphin nickte mit ihrem großen Kopf. »Das sagte ich ja, Minerva. Es ist
nicht notwendig, daß du ständig meine Worte wiederholst. Wir sind ja nicht
taub.«
    Annabelle
und Minerva neigten die Köpfe über ihre Teller. Endlich war das Essen vorüber,
und die beiden Armitage-Mädchen durften sich entfernen.
    »Wie konntest du es nur ertragen, von ihr eingeführt zu werden«, flüsterte
Annabelle, während sie die breite Treppe hinaufgingen. »Sie ist grauenhaft. Und
die Herzogin mag uns auch nicht.«
    Sie
erwartete, die letzte Bemerkung werde Minerva schockieren, denn sie hatte ihre
Schwester nie für besonders klarsichtig gehalten, doch Minerva sagte: »Wenn ich
einmal verheiratet bin, werde ich nicht allzuviel mit ihr zu tun haben, mit der
Herzogin, meine ich. Lady Godolphin ist ziemlich schockierend, da hast du
recht, aber sie hat ein gutes Herz.«
    »Ein
Wunder, daß du das bemerkt hast«, sagte Annabelle beißend, »so verborgen, wie
es unter mindestens drei Zentimetern Schminke sein muß.«
    »Pst!«
sagte Minerva. »Wir sollen ältere Menschen nicht kritisieren.«
    »Oh, Merva,
wenn du sie wirklich nicht für ein gräßliches altes Scheusal hältst, bist du
eine Heuchlerin oder, wie die Lady zweifellos sagen würde, eine Meuchlerin.«
    Doch
Minerva ließ sich nicht auf das Thema Lady Godolphin ein. »Wir müssen uns
hinlegen und ruhen«, sagte sie zu Annabelle. »Man bleibt hier nämlich sehr
lange auf. – Nein! Ich bin für dich verantwortlich. Ab ins Bett!«
    Ziemlich
mürrisch gab Annabelle nach, doch kaum war sie allein in ihren Zimmern, wurde
sie rebellisch. Lange aufbleiben bedeutete für Minerva wahrscheinlich neun Uhr,
und warum sollte sie Zeit mit Schlafen vergeuden, wenn sie nach Lord Sylvester
Ausschau halten konnte?
    Da sie
feststellte, daß die Fenster ihres Wohnzimmers auf den Haupteingang
hinausgingen, setzte sie sich hin und wartete.
    Kleine
Schneeflocken, rund und hart wie Schrotkugeln, begannen zu fallen. Annabelle
sah zu, wie die nackten Äste der Bäume sich im zunehmenden Wind bogen und der
Himmel darüber noch dunkler wurde.
    Sie starrte
die lange Auffahrt hinunter. In einem Augenblick meinte sie, eine Gruppe von
Reitern zu sehen, im nächsten wieder merkte sie, daß der wehende, dichter
werdende Schnee ihre Sinne irreführte.
    Und dann
erschienen sie

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