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Annebelle - sTdH 2

Annebelle - sTdH 2

Titel: Annebelle - sTdH 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Chesney
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alt«, sagte Annabelle mit glänzenden Augen. »Ich mag reife
Herren.«
    »Danke. Ich
bin froh, daß ich in den Augen meiner zukünftigen Schwägerin Gnade finde. Und
wenn Sie mich jetzt ...«
    »Und ...
und ... die Männer, die ich kennengelernt habe, waren so langweilig. «
    »Es gibt
viele charmante junge Herren hier, und heute abend werden Sie sie alle
kennenlernen.«
    »Was lesen
Sie da?« fragte Annabelle und stellte sich dicht neben ihn.
    »Ovids Metamorphosen.«
    »Darf ich
es sehen?«
    »Wie Sie
wünschen.« Lord Sylvester hielt ihr das Buch hin. Annabelle sah blicklos auf
die stockfleckigen Seiten herunter und zerbrach sich den Kopf darüber, was sie
sagen könnte, um Lord Sylvester festzuhalten.
    Plötzlich
kam ihr eine Idee. »Wird heute abend getanzt werden?« fragte sie und hob ihr
strahlendes Gesicht zu ihm auf.
    »Das ist
gut möglich. Nach dem Dinner. Wenn wir Gäste haben, wird oft getanzt und Karten
gespielt.«
    Annabelle
atmete tief ein.
    »Und werden
Sie mit mir tanzen?«
    »Ja, ich
werde mit Ihnen tanzen, mein Kind«, sagte er, nahm ihre Hand und küßte sie.
»Und jetzt muß ich gehen.«
    Annabelle
stand noch lange allein in der Bibliothek, nachdem er gegangen war. Sie hielt
die Hand, die er geküßt hatte, an ihre Wange und starrte hinaus in den
fallenden Schnee.
    Sie hatte
recht gehabt! Er hatte sie bemerkt. Er empfand etwas für sie, sonst hätte er
ihr nicht die Hand geküßt. Sie wiederholte in Gedanken das eben geführte
Gespräch, bis jede zufällige Antwort eine doppelte Bedeutung, jede höfliche
und gelangweilte Geste Hinweise auf eine gut versteckte Leidenschaft enthielt.
    Endlich
kehrte sie träumerisch in ihr Zimmer zurück und spann einen Traum nach dem
anderen aus, eine Phantasie nach der anderen. Als schließlich Minerva mit ihrer
Zofe kam, die Arme voller Kleider, aus denen sie auswählen sollte, konnte
Annabelle ihrer Schwester nur mit einer Art verlegenem Mitleid begegnen;
innerlich sah sie die Verlobung bereits gebrochen.
    Obwohl
Minerva protestierte, das ausgewählte Kleid sei »eine Kleinigkeit zu alt« für
sie, bestand Annabelle darauf, ein salbeigrünes Gewand aus Crêpe de Chine mit
Brokatstreifen zu tragen. Es hatte die modische, hochgezogene Taille und einen
tiefen Ausschnitt. Ihr einziges
Schmuckstück, eine Halskette aus Granatsteinen, wurde ihr umgelegt. Selbst
Minerva mußte zugeben, daß die Wirkung schließlich atemberaubend war. Doch
Minerva hatte Annabelle immer als Schönheit der Familie betrachtet und war
sich gar nicht darüber klar, daß ihre eigene Erscheinung im weißen Kleid unter
weichen, grauen Schleiern mit einer einfachen Perlenschnur um den Hals weitaus
eleganter war.
    Die
Armitage-Schwestern verursachten eine kleine Sensation, als sie die Lange
Galerie betraten, wo alle anderen Gäste bereits versammelt waren.
    Sie kamen
zuletzt, da Annabelle sich im letzten Augenblick bei der Auswahl eines Fächers
mehrmals anders besonnen hatte.
    Die Damen
Margaret und Belinda Forbes-Jydes waren, wie Annabelle erfreut feststellte,
überaus durchschnittlich; beide waren sehr klein und hatten eine
unvorteilhafte, sandige Haarfarbe. Sally und Betty Abernethy sahen besser aus,
doch Annabelles flinke Augen bemerkten schließlich, daß Miss Sally auf einem
Auge leicht schielte und Miss Betty einen flachen Busen hatte. Lady Coombes war
auf strenge Weise gutaussehend, ihr schwarzgraues Haar wundervoll frisiert. Die
Herzogin und Lady Godolphin saßen in einer Ecke. Lady Godolphin trug den
entsetzlichsten Turban, den Annabelle je gesehen hatte.
    Sie
versuchte, Lord Sylvester nicht anzustarren, und musterte die anderen Herren.
    Der Herzog
von Allsbury war, ganz im Gegensatz zu seinem Sohn, klein und dickbäuchig,
hatte einen roten Kopf und einen enormen Backenbart. Der andere ältere Herr,
dessen Gesicht wie mit Walnußsaft mahagonibraun gefärbt schien, war Colonel
Arthur Brian. Der Ehrenwerte Harry Comfrey und sein Bruder Charles waren untersetzte
junge Männer und trugen orientalisch gebundene Krawatten, was bedeutete, daß
sie kaum den Kopf drehen konnten. Lord Paul Chester war ein elegant
gekleideter, zerstreuter junger Mann mit buttergelbem, zu einer modischen
Brutusfrisur geschnittenem Haar, Mr. John Frampton ein großer, gutaussehender
Mann mit braunem Haar und blitzenden blauen Augen. Eingedenk der Tatsache, daß
die beiden letzteren Freunde von Lord Sylvester waren, wollte Annabelle gefallen.
Sie tat dies, indem sie eine Menge intelligenter Fragen stellte, höf

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