Annie und der sinnliche Italiener
Chalet in Klosters oder auf der Privatinsel in der Karibik zu residieren, war Annie stets von höchstem Komfort umgeben gewesen.
Trotzdem war ihr Schlafzimmer in der de-Salvatore-Villa noch einmal eine Extraklasse für sich: der pfirsichfarbene, kostbare Marmorboden, die wundervollen antiken Möbel, hauptsächlich in Weiß und Gold gehalten – und als Herzstück das riesige Himmelbett mit den zarten Seidenvorhängen. Nicht zu vergessen das En-Suite-Bad , ebenfalls in Marmor, mit in den Boden eingelassener Wanne wie für eine Königin aus dem Altertum, umgeben von Statuen und exotischen Grünpflanzen.
„Was könnte mir daran missfallen?“, entgegnete sie.
„Dann bist du vielleicht nur hungrig“, überlegte Luc.
„Vielleicht“, erwiderte Annie vage und versuchte, die erotischen Fantasien zu verscheuchen, die ihr das Atmen schwer machten. „Zuerst würde ich allerdings gern meine Mutter anrufen, um ihr von meinen geänderten Reiseplänen zu erzählen.“
„Daran hätte ich auch früher denken können!“, warf Luc sich vor. „Unten in meinem Arbeitszimmer steht ein Telefon, das du benutzen kannst, wenn du fertig bist.“
„Habe ich denn noch Zeit, mich vor dem Lunch kurz frisch zu machen und umzuziehen?“
„Natürlich.“ Inzwischen war Luc überzeugt, sich Annies Anspannung in seiner Gegenwart nicht nur einzubilden. Aber warum war das so, nachdem sie sich gestern doch schon so nahgekommen waren, dass sie fast …
„Als wir uns vorhin getrennt haben, dachte ich, du würdest dich gleich erfrischen und zurechtmachen wollen.“
„Ich habe mich von dem wundervollen Ausblick ablenken lassen“, flunkerte sie errötend. Wie gut, dass Luc nicht in ihren Kopf schauen konnte! Oder womöglich in ihr Herz! „Außerdem bin ich es mit so vielen Schwestern gar nicht gewöhnt, auf Anhieb ein freies Bad ganz für mich allein zu haben“, improvisierte sie munter weiter. „Du kannst dir nicht vorstellen, was für Schlachten wir Balfour-Mädchenuns deswegen in der Vergangenheit geliefert haben!“
„Das kann ich wirklich nicht“, schmunzelte Luc, „zumal ich Einzelkind war.“
Annie betrachtete ihn neugierig. „Ist das nicht äußerst ungewöhnlich für eine italienische Familie?“
Er nickte. „Meine Mutter konnte nach mir keine weiteren Kinder mehr bekommen. Was möglicherweise einer der Gründe war, warum ich mich zu einem unglaublich verwöhnten Satansbraten entwickelt habe.“ Das sagte er ohne die Spur eines Lächelns.
„Warst du wirklich so schlimm, Luc?“
Auf seiner dunklen Wange zuckte ein Muskel. „Hältst nicht ausgerechnet du mir das sogar noch heute vor?“, fragte er zynisch zurück. „Außerdem bin ich ja nicht der Einzige, der mit einem silbernen Löffel im Mund geboren wurde.“
Annies Augen weiteten sich. „Wenn das ein Seitenhieb gegen mich sein soll, dann kennst du mich kein bisschen!“
„Denkst du?“ Er kam einen Schritt näher. „Deine Kleider, egal ob im Business oder in der Freizeit, haben alle berühmte Designerlabels. Deine kunstvollen Locken verdankst du einem exquisiten Haarstylisten, und als Familienferien-Resorts hast du gerade eben selbst Klosters und eine Privatinsel aufgeführt. Du reist erster Klasse, und ein Pferd zu reiten oder dich mit dem Quad oder einer Geländemaschine fortzubewegen, scheint dir auch nicht fremd zu sein. Ich glaube kaum, dass ein normales Mädchen von vierundzwanzig Jahren ein Leben führen kann, wie du es tust.“
Angriffslustig reckte Annie das Kinn. „Mein Vater vertritt die Meinung, dass im Business zuallererst das Äußere zählt. Soviel zu meinen Haaren, meiner Kleidung, meinem Reisestil und den Sternehotels! Das Chalet in Klosters und die Insel in der Karibik sind sein Eigentum, nicht meines! Mein Stiefvater hat mir das Reiten beigebracht, als ich sechs war, und meine älteren Schwestern den Umgang mit Quads und Motorrädern, sobald ich vierzehn war. Daneben noch Surfen und Segeln, Freeclimbing und …“
„Kein Wunder, dass dein Vater bereits so früh graue Haar hatte!“
„Das macht mich aber noch lange nicht zu einem verwöhnten Satansbraten!“, giftete Annie. „Ich habe hart gearbeitet, um die Schule mit Auszeichnung abzuschließen, bin dann zur Uni gegangen, habe mein Englischdiplom gemacht, um …“
„Um drei Monate später als unverheiratete Mutter zu enden.“
Annie ballte die Hände zu Fäusten. „Die Konversation hatten wir bereits mehrfach, Luc.“
„Und du wirst nie müde, mir die Schuld für deinen
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