Annie und der sinnliche Italiener
eine andere Lösung finden, und das konnte nur in einer ruhigen, überlegten Diskussion geschehen.
„Es tut mir leid“, sagte Luc plötzlich ganz unvermittelt.
„Was?“, fragte Annie leicht verwirrt.
„Dass ich dir Anlass zu einem erneuten Streit zwischen uns gegeben habe.“
„Hmm.“
„Du glaubst mir nicht.“ Das war eine Feststellung, keine Frage.
„Nun, auf jeden Fall ist es ziemlich ungewöhnlich für dich, das musst du doch zugeben.“
„Was? Mich zu entschuldigen?“
Indem er es aussprach, wusste Luc, dass Annie recht hatte. Normalerweise wäre ihm so etwas nie in den Sinn gekommen, doch in diesem Fall … Verdammt! Oder war es auch nur wieder Taktik, um Anna Balfour zu besänftigen und für die vor ihnen liegende Zeit der Entscheidungen gefügiger zu machen? Er wusste es selbst nicht.
„Es ist mir ernst damit“, erklärte er knapp. „Was aber nicht heißen soll, dass ich es zur Gewohnheit werden lasse.“
„Oh, keine Angst, das erwarte ich auch gar nicht“, murmelte Annie sarkastisch. „Ich weiß sehr wohl, wie hoch eine Entschuldigung von Luca de Salvatore einzuschätzen ist.“
„Du hast keine besonders hohe Meinung von mir, oder?“
„Ich kenne dich ja kaum.“
„Und das Wenige, das du kennst, gefällt dir offenbar nicht“, stellte er fest.
Annie zuckte nachlässig mit den Schultern. „Am besten, du fragst mich in ein paar Tagen noch einmal.“
7. KAPITEL
„Bewunderst du den Ausblick?“
Genau das tat Annie, während sie versonnen auf dem Balkon des Gästezimmers stand, in das sie eines der Zimmermädchen vor wenigen Minuten geführt hatte. Tatsächlich konnte sie sich nur schwer von dem bezaubernden Anblick lösen. So weit das Auge reichte, erstreckten sich grüne Weinberge, durch die sich glitzernde Wasserläufe schlängelten. Dazu prangte als Höhepunkt Venedigs malerische Kulisse am Horizont.
Die Familienvilla, ein wunderschönes terrakottafarbenes zweistöckiges Gebäude im Landhausstil, thronte stolz auf einem Hügel. Sie war umgeben von einem terrassenförmigen Garten, in dem exotisch anmutende Pflanzen aus aller Welt blühten und einen betörenden Duft verströmten.
Das türkisblaue Wasser eines riesigen Swimmingpools glitzerte verführerisch in der Sonne. Alles hier, egal ob in der Villa oder draußen im Freien, war so wunderschön, dass es fast schmerzte. Und Venedigs mystisch anmutende Silhouette im Hintergrund tat ihr Übriges.
Wenn ich hier doch einfach nur Ferien machen könnte! dachte Annie sehnsüchtig.
Mit einem unterdrückten Seufzer wandte sie sich langsam um und sah Luc lässig in der offenen Tür lehnen. „Und das alles gehört dir?“
„So weit das Auge reicht … antwortete König Drosselbart der Prinzessin“, spöttelte Luc milde. „Würdest du mich erhören, wäre es ebenso deins. Schon gut!“, wehrte er hastig ab, als er sah, wie Annie zum Protest ansetzte. „Die Vorlage war einfach zu verlockend. Es sollte nur ein Scherz sein. Hättest du Lust, dir nach dem Lunch die Umgebung näher anzuschauen?“
Ganz kurz rang Annie mit sich, dann entspannte sich ihr Gesicht zu einem Lächeln. „Auf dem Pferderücken, dem Quad oder mit dem Motorrad?“, fragte sie neugierig. Sie hatte die Arbeiter im Weinberg alle drei Fortbewegungsmittel benutzen sehen.
„Das liegt ganz bei dir“, erwiderte Luc, stieß sich im Türrahmen ab und trat zu ihr auf den Balkon. Inzwischen trug er helle Leinenhosen zu einem kurzärmeligen mokkabraunen Hemd und lief auf bloßen Füßen über den kühlen Marmorboden. Die Sonnenbrille hatte er nach oben ins dunkle Haar geschoben, das noch feucht vom Duschen war und sich im Nacken lockte.
Er sah einfach zum Anbeißen aus!
„Es ist mir egal“, behauptete Annie und versuchte, ihren fliegenden Puls wieder unter Kontrolle zu bekommen. Wenn sie daran dachte, wie nahe sie sich gestern Abend in ihrer Hotelsuite gewesen waren …
„Dann also Quads oder ein Geländemotorrad“, entschied er. „Direkt nach dem Lunch ist es noch etwas zu warm für die Pferde.“
„Okay.“
Angesichts der knappen Reaktion nahm er sie genauer unter die Lupe. „Du klingst ziemlich angespannt.“
Verlegen befeuchtete Annie ihre trockenen Lippen mit der Zungenspitze. „Tatsächlich?“ Wenn er wüsste, wie angespannt sie wirklich war! Und wo überall!
„Ist das Gästezimmer nach deinem Geschmack?“
Aufgewachsen in Balfour Manor und daran gewöhnt, in einem der Londoner Familiendomizile, dem Luxusapartment in New York, dem eleganten
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