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Annika Bengtzon 09: Weißer Tod

Annika Bengtzon 09: Weißer Tod

Titel: Annika Bengtzon 09: Weißer Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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dreißig Zentimeter hoch war. Sie schlug die Folie darum, erst an den Längsseiten, dann riss sie mit den Zähnen ein Stück Klebeband ab und befestigte es an der Oberseite, dann schlug sie die Folie an den kurzen Seiten ein, wie sie es auch machte, wenn sie Weihnachtsgeschenke für die Kinder einpackte.
    Heute war der 1. Dezember, in dreieinhalb Wochen war Weih­nachten. Ob sie dann wieder zu Hause sein würde? Und Thomas?
    »Kannst du mir mal mit dem Klebeband helfen?«, fragte sie.
    Halenius stellte den anderen Geldkarton ab, griff nach der Rolle und wickelte das Klebeband um das ganze Paket. Der Klotz war überraschend schwer, gemeinsam wuchteten sie ihn in die Sporttasche. Er passte genau hinein.
    Annika betrachtete die Tasche.
    »Was sagt das kenianische Gesetz über die Einführung von Lösegeldern?«, fragte sie.
    Frida und Halenius schauten zu ihr auf.
    »Die Engländer, die mit dieser Wahnsinnsmenge Geld in Somalia gefasst wurden, haben zehn Jahre Gefängnis bekommen. Gelten hier dieselben Regeln?«
    »Hier sind es fünfzehn Jahre«, sagte Frida. »Und es waren nicht nur Engländer. Zwei von ihnen waren Kenianer.«
    »Aber kann uns das hier auch passieren?«, fragte Annika.
    Frida und Halenius wechselten einen Blick, und Annika spürte, wie sich ihre Nackenhaare aufstellten.
    Sie durfte nicht auch noch hier festsitzen, fünfzehn Jahre in einem kenianischen Gefängnis. Warum hatte sie nicht irgendwo aufgeschrieben, was geschehen sollte, falls sie nicht zurückkam? Was sollte denn aus den Kindern werden? Wer sollte sich um sie kümmern? Doch nicht Doris, die war viel zu bequem dafür. Und ihre Mutter hatte kein Geld. Anne Snapphane? Wohl kaum.
    Mühsam hob Frida die fertig gepackte Tasche hoch und stellte sie vor dem Sitz, auf dem Annika gesessen hatte, auf den Boden. Das Logo leuchtete im Halbdunkeln.
    Annika rollte eine weitere Bahn der Plastikplane aus, um sie zuzuschneiden.
    Frida wandte den Blick nach oben an die Betondecke.
    »Hast du hier unten Empfang?«, fragte sie.
    Halenius holte sein Handy heraus und fluchte durch zusammengebissene Zähne.
    »Ich muss nach oben, wo es ebenerdig ist«, sagte er und rannte zur Ausfahrt.
    Frida öffnete die Fahrertür und setzte sich. Offenbar hatte sie nicht die Absicht, Geld zu verpacken.
    Annika riss das neue Stück Bauplane ab und schnitt es zu, dann legte sie es auf den Boden und schichtete wieder Geldpakete um. Sie lud sich den Arm mit grünen Geldblöcken voll und kippte sie auf die Plastikfolie, eine der Banderolen löste sich, die Scheine verteilten sich über den Betonboden. Der Sicherheitsbeamte an der Ausfahrt trat nervös von einem Fuß auf den anderen. Wie viel hatte er gesehen? Mit zitternden Fingern stapelte sie die Packen genau wie vorher. Lage für Lage, neun Bündel hoch. Dann schlug sie das Paket rasch ein. Zum Schluss umwickelte sie genau wie Halenius den ganzen Block mehrfach mit Klebeband, wuchtete das Geldpaket in die zweite Tasche, zog die Seiten hoch und den Reißverschluss zu. Die Tasche war schwer, sie musste sie mit beiden Händen packen, um sie ins Auto zu hieven.
    Am besten wären die Kinder wahrscheinlich bei Sophia Gren­borg aufgehoben.
    Aus dem Augenwinkel sah sie Halenius mit dem Mobiltelefon in der Hand die Ausfahrt herunterrennen. Seine Haare waren zerrauft und seine Augen blutunterlaufen.
    »Langata-Friedhof«, sagte er. »Wir sollen das Geld am Lan­gata-Friedhof deponieren. An der Zufahrt von der Kungu Karumba Road.«
    Sie schossen aus dem Parkhaus, dass die Geldtaschen neben ­Annikas Füßen hin- und herrutschten.
    »Und er hat sich darauf eingelassen, dass ich fahre?«, fragte Frida und drängelte sich in den nahezu stillstehenden Verkehr.
    »Er hatte ja keine Wahl. Ich habe gesagt, dass wir es alleine nicht schaffen. Dass wir den Weg nicht finden.«
    »Hast du ihm meinen Namen genannt?«
    »Deinen Vornamen, nicht den Nachnamen.«
    Frida heulte auf.
    »Verdammt, Jimmy, du solltest doch meinen Namen nicht sagen! Du hast es versprochen!«
    Halenius schaute aus dem Fenster, Annika sah, dass er ganz blass um den Mund geworden war.
    »Der Typ ist total ausgerastet. Er hat sich geweigert, uns einen proof of life zu geben.«
    Annika starrte Halenius’ Hinterkopf an.
    »Aber du hast doch gesagt, dass wir nicht bezahlen würden, wenn …«
    »Ich weiß«, sagte er.
    Frida murmelte etwas in einer unbekannten Sprache und kreuzte waghalsig durch den zähen Verkehr. Sie bremste vor einem völlig verrosteten Stoppschild und bog auf die

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