Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Annika Bengtzon 09: Weißer Tod

Annika Bengtzon 09: Weißer Tod

Titel: Annika Bengtzon 09: Weißer Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
Vom Netzwerk:
das gewollt hätte.«
    Halenius setzte sich auf den Bürostuhl und schob ihn zurück, so dass er bis an die Türschwelle rollte.
    »Stattdessen hat er sich entschieden, der neue bin Laden zu werden«, sagte Annika, beugte sich zu dem Zeitungshaufen auf dem Fußboden hinunter und hielt die aktuelle Ausgabe des Kon­ kurrenten hoch. Die Titelseite zierte ein Standbild aus einem der Videos, auf dem der Turbanmann finster in die Kamera starrte.
    »Der Vergleich hinkt ein bisschen«, sagte Halenius. »Bin Laden kam aus einer steinreichen Bankiersfamilie. Grégoire Makuzas Familie waren Tutsi, aber sie scheinen keine besondere gesellschaftliche Position innegehabt zu haben. Sein Vater war Lehrer an einer Dorfschule und seine Mutter Hausfrau. Er war der Jüngste von vier Geschwistern, beide Eltern und zwei Brüder sind im Zusammenhang mit dem Völkermord verschwunden. Sie liegen wohl in irgendeinem Massengrab.«
    »Soll ich jetzt Mitleid mit ihm haben?«, fragte Annika.
    Halenius’ Augen waren jetzt wieder etwas klarer.
    »Es ist keine Entschuldigung, aber möglicherweise eine Erklärung. Er ist völlig durchgeknallt, aber nicht dumm.«
    Er reichte ihr die Ausdrucke und sie nahm die Seiten vorsichtig und zögernd entgegen, als wären sie giftig.
    »Da hast du ihn. Sieh das Gespräch als das, was es ist. Ich habe ja nun ein paar Mal mit ihm gesprochen, und so war das, wir hat­ten diesen Dialog häufiger.«
    Sie warf einen Blick auf die Seiten.
    »Wofür steht ›U‹ und ›E‹?«
    »Unterhändler und Entführer. Denk dran, mein Ziel ist es, die Lösegeldsumme herunterzuhandeln und so schnell wie möglich eine Einigung zu erreichen. Gegen Ende lenkt er plötzlich ein. Lies von hier an.«
    Er zeigte auf eine Stelle weiter unten im Text.
    E: Wart ihr bei der Bank?
    U: Ich will erst einen proof of life .
    E: Strapazieren Sie meine Geduld nicht. Was sagt die Bank?
    U: Annika, Thomas’ Frau, ist gerade dort. Woher sollen wir wis­sen, ob Thomas lebt?
    E: Sie müssen mir ganz einfach vertrauen. Was sagt die Bank?
    U: Annika ist noch nicht zurück. Hier in Schweden ist es noch früh am Tag. Aber wenn wir keinen neuen proof of life bekommen, können wir überhaupt nichts zahlen, das verstehen Sie sicher …
    E (schreit): Vierzig Millionen Dollar, oder wir schlagen dem Kerl (er benutzt das Wort »asshole« ) den Kopf ab.
    U (deutlicher Seufzer): Sie wissen, dass sie nicht in der Lage ist, so viel Geld zu bezahlen, das ist schlicht und einfach unmöglich. Sie hat einen normalen Beruf, sie arbeitet und hat zwei kleine Kinder und lebt in einer Mietwohnung …
    E (ruhiger): Sie hat Geld von der Versicherung bekommen, nach einem Brand.
    U: Ja, das stimmt. Aber das ist nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Woher soll sie den Rest nehmen?
    E: Dann muss sie sich eben ein bisschen anstrengen.
    U: Wie meinen Sie das?
    E: Sie hat ja wohl eine Fotze wie alle anderen? Sie soll rausgehen und sie benutzen. Wie sehr wünscht sie sich ihren Mann ­eigentlich zurück?
    U (deutlicher Seufzer): Sie ist achtunddreißig. Haben Sie gesehen, wie sie aussieht?
    E (glucksendes Lachen): Ganz recht, mein Freund, auf diesem Weg kommt bestimmt nicht viel Geld rein. Gut, dass sie Arbeit hat, sonst müssten ihre Kinder wohl hungern …
    Annika blickte vom Text auf und sah Halenius an.
    »›Haben Sie gesehen, wie sie aussieht?‹«
    Er war sehr ernst.
    »Für mich bist du schön«, sagte er. »Immer gewesen.«
    U: Sie will ihn wirklich wiederhaben. Sie ist traurig und ver­zweifelt, dass er weg ist. Und die Kinder vermissen ihren Papa. Nach meiner Einschätzung ist sie auf jeden Fall bereit, so viel Löse­geld zu bezahlen, wie sie nur kann, aber ihre Mittel sind begrenzt.
    E (schnaubt): Das ist nicht mein Problem. Habt ihr mit der Polizei gesprochen?
    U: Nein, Sie wissen, dass wir nicht mit der Polizei sprechen. Ich verstehe Ihr Dilemma, aber vielleicht sollten Sie versuchen, sich auch in die Lage der Frau zu versetzen. Sie hat keine vierzig Millionen Dollar. Es gibt nicht die geringste Möglichkeit, dass sie eine derartige Summe aufbringt.
    E (aufgebracht): Entweder sie beschafft das Geld, oder der Kerl stirbt. Sie hat die Wahl.
    U: Sie wissen es doch besser. Falls Sie nicht mit der Summe runtergehen, bekommen Sie überhaupt nichts. Wir wollen eine Lö­sung. Wir sind bereit, Ihnen entgegenzukommen, aber die Forderung nach vierzig Millionen Dollar müssen Sie aufgeben.
    (Stille)
    E (sehr sachlich): Wie viel ist sie bereit zu zahlen?
    U: Wie ich schon

Weitere Kostenlose Bücher