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Annika Bengtzon 09: Weißer Tod

Annika Bengtzon 09: Weißer Tod

Titel: Annika Bengtzon 09: Weißer Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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sagte, sie ist eine Frau, die einer normalen Arbeit nachgeht, hat keine weiteren Einkünfte …
    E: Wie viel hat sie auf der Bank?
    U: Überhaupt nicht viel, aber sie ist bereit, Ihnen alles zu geben, was sie hat. Sie ist keine Großverdienerin, um es mal so zu sagen.
    E: Kann sie sich nichts leihen?
    U: Gegen welche Sicherheiten? Sie kennen doch das kapita­listische Bankensystem. Sie hat kein Haus, keine Aktien, kein dickes Auto, sie ist eine normale schwedische Arbeiterin, sie ­gehört zur Arbeiterschicht, alle beide gehören zur Arbeiterschicht …
    E: Die Regierung, kann die schwedische Regierung nicht bezahlen? Er arbeitet doch für die Regierung.
    U (schnaubt): Ja, als kleiner Beamter. Das kann ich Ihnen sagen, die schwedische Regierung interessiert sich nicht für ihre Bürger, ob sie nun für sie arbeiten oder für sie stimmen. Die Regierung ist sich selbst am nächsten, die kümmert sich nur um ihre eigene Macht und ihr eigenes Geld.
    E: Das ist überall dasselbe. Der Staat vergewaltigt das eigene Volk, immer.
    U: Die Regierung scheißt doch darauf, ob Leute sterben.
    E: Sie pissen auf ihre Gräber.
    U: Wohl wahr.
    (Stille)
    E: Wie viel hat sie? Ein paar Millionen?
    U: Dollar? Lieber Himmel, nein, wesentlich weniger.
    E: Der Kerl sagt, sie hat ein paar Millionen.
    U: Schwedische Kronen, ja. Das ist was ganz anderes. Das ist mehr als kenianische Shillinge, aber das sind nicht Dollar.
    (kurzes Schweigen)
    E: Was war das für ein Brand?
    U: Für den sie das Geld bekommen hat? Sie hatten ein kleines Haus, das ist abgebrannt und sie hat Geld von der Versicherung dafür bekommen. Nicht viel, aber es ist alles, was sie hat. Und wie gesagt, es ist nicht viel …
    (Stille)
    E: Wir melden uns wieder.
    (Ende des Gesprächs)
    Sie ließ die Blätter sinken und spürte, wie ihr übel wurde. Sie wusste nicht, wo sie hinsehen sollte. Es war, als hätte er sie verkauft, sie erniedrigt und klein gemacht, als hätte er seinen Chef und seine Regierung und praktisch ganz Schweden verraten. Er hatte sich mit dem Schwein verbrüdert und sie zu einer alten, hässlichen Fotze gemacht, die kein Geld verdiente und keine Möglichkeit hatte, sich welches zu beschaffen, eine richtige Verliererin, die nur herumjammerte und darauf hoffte, dass das Schwein irgendeine Form von Menschlichkeit zeigte, und das war nicht sehr wahrscheinlich.
    »Vergiss nicht, was das Ziel des Gespräches war«, sagte Halenius. »Du weißt, was wir erreichen wollen.«
    Sie konnte den Blick nicht heben, spürte, wie ihre Hände ­anfingen zu zittern, fühlte sich elend und fiebrig. Die Blätter rutschten auf den Zeitungshaufen.
    Halenius stand von seinem Stuhl auf und setzte sich neben sie aufs Bett, legte ihr den Arm um die Schultern und zog sie an sich. Ihr Körper spannte sich wie eine Stahlfeder, und sie schlug ihm hart in die Seite.
    »Wie zum Teufel konntest du nur?«, sagte sie mit erstickter Stimme und merkte, wie alle Dämme brachen. Die Tränen schos­sen ihr in die Augen, und sie versuchte, ihn wegzustoßen. Er hielt sie fest.
    »Annika«, sagte er, »Annika, hör mir zu, hör zu …«
    Sie schluchzte an seiner Schulter.
    »Ich habe doch gelogen«, sagte er. »Ich habe kein einziges Wort von alldem gemeint, das weißt du doch. Annika, sieh mich an …«
    Sie bohrte ihr Gesicht in seine Achsel, er roch nach Waschmittel und Deo.
    »Das ist doch nur Strategie«, sagte er. »Ich würde alles Mögliche sagen, um dir zu helfen.«
    Sie atmete einige Sekunden mit offenem Mund.
    »Warum hast du mir die Abschrift gezeigt?«, fragte sie. Ihre Worte verloren sich im Stoff seines Hemds.
    »Ich bin auf deinen Wunsch hier. Es ist wichtig, dass du weißt, was ich mache und sage. So hört es sich eben an. Annika …«
    Er wich zurück, und sie sah schräg zu ihm auf. Er strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht und lächelte leicht.
    »Hey«, sagte er.
    Sie schloss die Augen und konnte sich ein kleines Lachen nicht verkneifen. Er ließ ihre Schulter los und rückte von ihr ab, um sie herum wurde es hell und kalt.
    »Ich hasse das hier«, sagte sie.
    Er stand auf und ging zum Rechner, setzte sich vor den Moni­tor und las. Es wurde sehr still im Zimmer, so still, dass sie es nicht ertragen konnte. Sie nahm den Zeitungsstapel vom Fußboden und stand auf.
    »Ich bringe mich auf den neuesten Stand im Weltgeschehen«, sagte sie und verließ das Zimmer.
    Die Frauenmorde in den Stockholmer Vororten füllten die Tageszeitungen, und jetzt ging es plötzlich um die

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