Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Annika Bengtzon 09: Weißer Tod

Annika Bengtzon 09: Weißer Tod

Titel: Annika Bengtzon 09: Weißer Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
Vom Netzwerk:
Banker. »Sie müssen ein spezielles EU -Formular ausfüllen, in dem Sie den Grund der Ausfuhr erklären, wem das Geld gehört und wer es ausführt, wo das Geld herkommt, um welche Art Bargeld und welche Währung es sich handelt …«
    »Fünfzig Kilo«, sagte Annika. »Schwierig, das als Handgepäck mitzunehmen.«
    Bei ihrem letzten Flug war der Mann am Check-in-Schalter eisern geblieben und ließ nur sechs Kilo Handgepäck zu, ihre Tasche wog aber sieben. Die glasklare Logik der Fluggesellschaft gestattete ihr jedoch, einen Roman von Jonathan Franzen herauszunehmen und das Buch in die Jackentasche zu stecken. Damit war alles in Ordnung.
    »Ich würde Ihnen nicht empfehlen, das Geld einzuchecken«, sagte er. »Die Taschen werden durchleuchtet. Aber es gibt einen anderen Weg.«
    Annika beugte sich vor.
    »Cash cards« , sagte er laut, beinahe verächtlich. »Das ist die gleiche Vorgehensweise wie bei Prepaid-Karten fürs Handy, nur eben für Geld.«
    Sie hatte das Gefühl, die Frau am Nebenschreibtisch schaute zu ihnen herüber.
    »Wie eine Prepaid-Karte«, wiederholte er. »Eine Nummer, aber kein registrierter Besitzer. Sie überweisen das Geld auf das Konto der Karte und können es dann überall in der Welt an normalen Geldautomaten wieder abheben.«
    »An Geldautomaten?«
    »Ja«, sagte er, »Sie müssen ja eine Reihe Abhebungen vornehmen. Die lichtscheuen Gestalten, die diesen Dienst üblicherweise in Anspruch nehmen, verfügen meistens über einen Stab von Leuten, die ein paar hundert Abhebungen tätigen. Aber wenn man nicht gesehen werden und von Bankkameras gefilmt werden will, ist das wohl die einzige Alternative …«
    Lichtscheue Gestalten. War sie schon dazu geworden? Eine Schattenfigur, die sich am Rande der Wirklichkeit bewegte und versuchte, die echten Menschen und ihr Leben nachzuahmen? Die echten, wirklichen Menschen, die beispielsweise hier in dieser Bank arbeiteten, die sich um ihre Kleider und ihren Schmuck kümmerten und bestimmt mit guten Freunden zu Abend aßen und dazu günstigen Rotwein tranken?
    Sie erhob sich auf wackeligen Beinen und griff nach dem Stativ, um Halt zu finden. Sie schraubte es auseinander und schulterte ihre Tasche.
    »Ich muss Ihnen sehr danken«, sagte sie. »Das war unwahrscheinlich informativ.«
    Sie spürte die Eisblicke im Rücken brennen, während sie auf den Ausgang zuwankte. Irgendwo unterwegs fegte das Stativ einen Kaffeebecher zu Boden, aber sie tat so, als merkte sie es nicht.
    *
    Schyman faltete auch die letzte Morgenzeitung zusammen und lehnte sich auf seinem Bürostuhl zurück. Der Stuhl knackte beunruhigend, aber das hatte er schon immer getan.
    Er betrachtete den ansehnlichen Zeitungsstapel vor sich, all diese Publikationen, die er jeden Tag im Jahr las, sommers wie win­ters, alltags wie feiertags, während der Arbeitsmonate eben­so wie im Urlaub. In den letzten Jahren war das Tempo zusehends gestiegen und die Intensität gesunken, das musste er zugeben. Er las nicht mehr so sorgfältig. Ehrlich gesagt, überflog er die Zeitungen inzwischen nur noch, besonders die Morgenzeitungen. Heute hatte er allen Grund, nach dem Überfliegen zufrieden zu sein.
    Ihr Serienmörder war inzwischen von sämtlichen überregionalen Zeitungen aufgegriffen worden, auch wenn der Mörder mal mehr, mal weniger hypothetisch dargestellt wurde, je nachdem, welche Linie das Blatt verfolgte. Dass die Polizei die Ermittlungen zusammengelegt hatte, war jedenfalls Fakt, und damit, dachte der Chefredakteur, konnte er durchaus zufrieden sein. Er hatte seine Leser auch heute wieder nicht getäuscht.
    Die Entführungsgeschichte verlor bereits an Interesse. Dass der Geiselnehmer vor die Kamera getreten war und wieder einmal etwas Unverständliches auf Kinyarwanda von sich gegeben hatte, war natürlich eine Nachricht, aber keine, die den Blätterwald rauschen ließ. Der Konkurrent hatte die Nachricht von dem neuen Video mit einem ziemlich grässlichen Foto von Annika Bengtzon garniert, die mit weit aufgerissenen Augen vor ihrer Wohnungstür stand und in die Kamera starrte, den Mund halb offen und die Haare zerzaust. »Ich habe keinen Kommentar abzugeben«, wurde sie zitiert.
    Wahninnig informativ, ja. Ein Triumph für den investigativen Journalismus.
    Schyman seufzte.
    Doch nicht alles bei der heutigen Medienausbeute waren ober­flächliche Spekulationen. In einer der Zeitungen stand auch ein Bericht, der ihn tief berührte. Es war der Fall des alten Mannes, der jahrelang tot in seiner

Weitere Kostenlose Bücher