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Anonym - Briefe der Lust

Anonym - Briefe der Lust

Titel: Anonym - Briefe der Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Hart
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ich jung und dumm gewesen war und keine Ahnung gehabt hatte, was es hieß, jemanden zu lieben.
    Das wusste ich jetzt, weil ich es besessen und wieder verloren hatte. Und dann fing ich an, zu weinen, eine Hand über die Augen gelegt und krampfhaft schluckend, damit er mich nicht hörte. Aber natürlich hörte Austin mich trotzdem.
    „Paige? Was ist los? Ist es wegen deiner Mom?“
    Ich konnte es ihm nicht sagen. Nicht bevor alles andere geregelt war und ich alles getan hatte, was ich erledigen musste. Ich konnte Austin nicht sagen, dass ich ihn liebte, bevor ich sicher war, dass ich mich auch von ihm lieben lassen konnte.
    „Ich muss Schluss machen“, erklärte ich, legte aber nicht auf. Ich liebte es sogar, seine Atemzüge zu hören, das vertraute Ein- und Ausatmen. Ich wollte ihm noch eine Minute zuhören.
    „Paige“, sagte Austin mit leiser Stimme. „Erinnerst du dich, was ich gesagt habe?“
    Was auch immer nötig ist.
    Ich erinnerte mich.
    „Ich muss Schluss machen, Austin. Ich rufe dich an. Später.“
    Dieses Mal legte ich tatsächlich auf. Ich wollte nur noch weinen. Und das tat ich dann auch.
    „Paige. Wie schön, Sie wieder einmal zu sehen. Was kann ich heute für Sie tun? Brauchen Sie etwas Hübsches für einen Freund? Oder etwas Schönes für Sie selber?“ Miriams warmes, scharlachrot ausgemaltes Lächeln machte deutlich, dass keine andere Antwort als ein Grinsen nötig war.
    Es war nicht ihre Schuld. Ich fühlte mich wie dünnes weißes Papier, das zu dicht vor ein zu helles Licht gehalten wurde. Spröde, als könnte ich im nächsten Moment zerreißen.
    „Etwas für mich.“ Ich wusste bereits, was ich brauchte, aber bevor ich in den hinteren Teil des Ladens gehen konnte, wo die Kartons mit dem Briefpapier standen, kam Miriam um den Tresen herum.
    „Sie sehen schrecklich aus, meine Liebe“, bemerkte sie, ohne jeden Versuch, sich diplomatisch auszudrücken. „Sie setzen sich hin und trinken sofort eine Tasse Tee. Oder noch besser, kommen Sie mit.“
    Sie machte eine bestimmende Handbewegung, und ich folgte ihr. Sie nahm mich mit in ein Hinterzimmer, an dessen Tür das Wort „Privat“ stand, und drückte mich auf einen zerbrechlich aussehenden, aber bequemen Stuhl vor einem polierten Holztisch. Dankbar setzte ich mich hin, denn meine Knie waren ein wenig zittrig. Sie goss mir keinen Tee aus einer Kanne ein, wie ich erwartet hatte, sondern machte Wasser in einem Mikrowellengerät heiß und ließ mir die Wahl zwischen verschiedenen Teebeuteln in einer kleinen Schachtel.
    Sie drang nicht in mich, meine Geheimnisse zu enthüllen. Nicht, dass ich es getan hätte. Ich kannte Miriam nicht sonderlich gut, und obwohl sie alt genug war, meine Großmutter zu sein, hatte sie sich nie wie eine benommen. Sie gab mir einen Keks aus einer Dose.
    „Zucker hilft“, behauptete sie.
    Ich knabberte an dem Gebäck. „Wogegen?“
    „Gegen alles!“ Miriams Lachen klang so unglaublich sexy, dass ich sie mir leicht als das Pin-up-Girl aus den 1940ern vorstellen konnte, das sie sicher gewesen war. „Na bitte. Sie bekommen schon wieder Farbe.“
    Offensichtlich hatte ich mich nicht nur wie Papier gefühlt, ich hatte auch wie welches ausgesehen. „Vielen Dank, Miriam. Aber ich muss wieder los. Ich habe eine … Verabredung.“
    „Ah.“ Sie nickte und lächelte. „Und Sie brauchen etwas ganz Spezielles dafür, ja? Etwas Spezielles, um darauf zu schreiben?“
    Ich schluckte Süße und schmeckte Bitterkeit. „Ja.“
    „Da habe ich genau das Richtige.“ Miriam reckte einen Finger in die Luft und stand vom Tisch auf, um ein großes Album aus einem der Regale zu ziehen.
    Gebunden in etwas, das aussah wie Leder, enthielt das Album eine Auswahl der unterschiedlichsten Papierbögen, die mit dünnen Metallstreifen befestigt waren, welche die Seiten zusammenhielten, ohne dass dafür Löcher nötig waren. Einige lose Blätter flatterten auf, als Miriam die Seiten wendete, indem sie sie vorsichtig nur an den Ecken berührte. Ich rückte näher, um zu sehen, was sie mir da anbot. Ich hatte schon sehr viel feines Papier gesehen, das meiste davon hier in diesem Laden, aber diese Bögen waren feiner als fein. Sie waren exquisit.
    „Handgeschöpfter Papyrus“, erklärte Miriam in einem Ton, den manche Menschen benutzen, wenn sie von teurem Schmuck reden. „Das hier ist Pergament mit Leinentextur, das aus einem alten Buch stammt, welches 1700 gebunden wurde. Und dieses hier ist so wunderschön, dass ich es einfach haben

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