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Anonym - Briefe der Lust

Anonym - Briefe der Lust

Titel: Anonym - Briefe der Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Hart
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Gesicht. „Du weißt wirklich nicht, was damals passiert ist, Paige.“
    „Das muss ich auch nicht wissen, Dad.“
    Wir musterten uns über den rissigen Beton hinweg und keiner von uns rührte sich. Mein Vater seufzte und strich sich immer wieder über den Nacken, dann warf er die Hände in die Luft. „Wenn ich dir einen Scheck gebe, gibst du ihn dann an sie weiter?“
    „Ja, sicher. Natürlich mache ich das.“
    Er betrachtete mich eine Weile, dann beugte er sich zu seinem Wagen hinunter und wühlte darin herum, bis er schließlich ein Scheckheft zutage förderte. Er kritzelte hastig, riss den obersten Scheck ab und drückte ihn mir in die Hand, als hätte er Angst, er könnte es sich anders überlegen. Ich schaute nicht darauf, schob ihn nur weiter in meine Hand. Mein Dad konnte sehr großzügig sein, aber ich wollte nicht wissen, jedenfalls nicht jetzt, ob er mich stolz gemacht oder enttäuscht hatte.
    „Und sag ihr … sag ihr, dass ich nach ihr gefragt habe. Okay?“
    „Ja, Dad.“
    „Und was ist mit dir? Brauchst du irgendetwas?“ Er hielt das Scheckheft hoch, aber ich wedelte es weg.
    „Nein. Ich komme zurecht. Ich werde demnächst einen neuen Job bekommen.“
    Er sah beeindruckt aus. „Oh, tatsächlich?“
    „Ja. Ich werde an einem neuen Förderprogramm in der Marketingabteilung teilnehmen.“
    „Bekommst du dann auch eine Gehaltserhöhung?“ Er wartete nicht auf meine Antwort. „Es wird langsam Zeit, dass sie in dieser Firma dein Potenzial erkennen. Und dir mehr zahlen.“
    „Es geht nicht darum, dass ich einfach so mehr Geld bekomme. Ich hatte ein Einstellungsgespräch, ich bin qualifiziert. Es ist kein Gefallen, den sie mir tun, Dad.“
    „Natürlich nicht.“ Er steckte sein Scheckheft in die Jackentasche. „Das wollte ich auch nicht sagen.“
    Ich straffte meine Schultern. „Ich gehe jetzt besser rein.“
    Mein Dad streckte seine Arme aus, als würde er eine Umarmung erwarten. Ich umarmte ihn steif, und er küsste mich auf die Wange und tätschelte meine Schulter.
    „Ich bin stolz auf dich, Paige. Das solltest du wissen.“
    Ich zuckte die Schultern und ging schnell davon, bevor er sentimental werden konnte.
    Als ich meiner Mom den Scheck gab, starrte sie ihn lange an, bevor sie ihn entfaltete. Sie blinzelte mehrmals rasch hintereinander, als sie sah, was auch immer er geschrieben hatte, dann faltete sie ihn sorgfältig wieder zusammen und gab ihn mir.
    „Würdest du das bitte in meine Handtasche in der Schublade da drüben tun, Süße? Ich werde dich später bitten müssen, ihn bei der Bank für mich einzulösen.“ Ihre Stimme klang immer noch heiser, aber sie war nicht mehr so blass, und sie saß aufrecht im Bett. Ihre Haare waren gebürstet, und ein hübsches Haarband hielt sie aus dem Gesicht.
    „Wunderst du dich überhaupt nicht?“ Ich legte den Scheck in ihre Brieftasche und schloss die Schublade.
    „Worüber? Dass es dir gelungen ist, deinem Vater ein schlechtes Gewissen einzureden, damit er mir Geld gibt? Oder weil es so viel ist?“
    „Beides?“ Ich fragte sie nicht, woher sie wusste, dass ich ihn dazu gebracht hatte.
    Meine Mom lächelte und klopfte neben sich auf die Bettkante. „Komm her, Paige.“
    Ich tat, was sie wollte.
    „Ich habe dir nie erzählt, warum dein Dad und ich es nicht geschafft haben, zusammenzubleiben.“
    Ich seufzte. „Das interessiert mich eigentlich nicht, Mom. Vermutlich würden sämtliche Experten behaupten, dass es mich für mein ganzes Leben traumatisiert hat.“
    „Still“, befahl sie mir, und ich schwieg. „Ich und dein Dad, als wir uns kennenlernten … also, es war richtig gut. Von Anfang an. Ich wusste, dass er zu Hause nicht glücklich war, und zwar nicht, weil er es mir gesagt hätte. Ich war schon mit vielen Männern zusammen gewesen, die mir erzählten, dass ihre Ehefrauen sie nicht verstanden oder dass ihre Ehen schon lange vorbei gewesen wären, bevor sie mich trafen. Ich wusste, was ich davon zu halten hatte. Es war nicht dein Dad, der sich an mich heranmachte, Paige. Ich war hinter ihm her.“
    „Ich will das wirklich nicht wissen, Mom.“
    „Nun, ich will es dir aber erzählen“, erklärte sie. „Also sei ruhig und hör mir zu. Oder ich schwöre dir, dass ich zurückkomme und dich heimsuche, wenn ich sterbe.“
    „Hör auf. Du wirst noch sehr, sehr lange leben“, sagte ich und drückte ihre Hand.
    „Ich verfiel diesem Mann so sehr, als hätte sich jemand von hinten an mich angeschlichen und mich die Treppe

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