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Anonyme Untote - Eine Zombie-Liebesgeschichte

Anonyme Untote - Eine Zombie-Liebesgeschichte

Titel: Anonyme Untote - Eine Zombie-Liebesgeschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S G Browne
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die mir einfallen. Ich schaffe kaum die ersten drei Romero-Filme, bevor ich losgehe wie eine Rakete.

KAPITEL 32
    »Wer möchte heute Abend den Anfang machen?«, fragt Helen.
    Rita und ich schauen einander grinsend an. Jerry sitzt neben uns; seine Schürfwunden sind sauberer und nicht mehr so stark entzündet wie vor ein paar Tagen, fast wie bei einem Ausschlag, der schließlich nachlässt, allerdings scheint er es gar nicht bemerkt zu haben. Ihm gegenüber hockt Tom und blickt beleidigt drein; sein rechter Arm ist fünf Zentimeter kürzer als der linke, und die Fingerknöchel sind mit schwarzen Haaren überwuchert. Neben Tom haben Naomi und Carl Platz genommen, sie wirken mehr oder weniger wie immer - Naomi mit ihrer offenen Augenhöhle, und Carl, der in seinen Stichverletzungen herumstochert -, während Leslie, die Einzige von den Neuen, die regelmäßig zu den Treffen kommt, an einer Decke strickt.
    An der Tafel steht der Satz:
    GLAUB AN DICH.
    Und zum ersten Mal seit dem Unfall tue ich das tatsächlich.
    Nachdem ich begriffen hatte, was wir da gegessen haben, beschlich mich bei der Vorstellung, Menschenfleisch zu mir zu nehmen, für einen Moment ein leicht komisches Gefühl. Es ist allerdings mehr eine Frage der Moral als des
schlechten Gewissens. Schließlich ist es erst gut vier Monate her, dass ich nicht mehr unter den Atmern weile. Doch wenn ich bedenke, was für eine Veränderung ich durchgemacht habe, seit ich zum ersten Mal Rays Geniale Gaumenfreuden probiert habe, bin ich bereit, die Frage der Moral von einer anderen Warte aus zu betrachten.
    In den letzten Tagen haben Rita und ich bemerkt, dass Menschenfleisch nicht nur auf unsere Verletzungen eine heilende Wirkung hat. Beide spüren wir die Veränderungen in unserem Innern, in unserem Körper und in unserem Kopf, als würde nach einem Kurzschluss in der Verkabelung vor einigen Monaten allmählich wieder Strom fließen. Als würde langsam, aber sicher die Energie zurückkehren.
    Außerdem haben wir festgestellt, dass Zombie-Sex tausendmal besser ist als Atmer-Sex.
    Wie MP3-Dateien verglichen mit einer Tonbandkassette.
    Wie die erste Klasse verglichen mit der Touristenklasse.
    Wie ein Rinderfilet verglichen mit Hackfleisch.
    Zunächst dachte ich, es läge an der Aufregung, endlich wieder körperliche Lust zu verspüren. Doch Rita ging es genauso. Ich weiß nicht, ob bevor oder nachdem sie einen Orgasmus hatte, der zehn Minuten gedauert hat, aber ich schätze, das war letztlich der ausschlaggebende Moment. Für mich: als wir in einer Stunde sechsmal Sex hatten.
    Ich muss ernsthaft an meiner Kondition arbeiten.
    Ich komme mir vor, als wäre ich wieder siebzehn und würde zum Haus meiner Freundin schleichen, um mit ihr eine Nummer zu schieben, während ihre Mutter auf Arbeit ist. Oder als würde ich meine Freundin in den Weinkeller meiner Eltern schmuggeln, während sie oben hocken und von ihren unterdrückten Lustschreien nichts
mitkriegen. Ehrlich gesagt bezweifle ich, ob meinen Eltern das was ausmachen würde. Hauptsache, ich demonstriere vor der Tür nicht für meine Bürgerrechte oder versuche, mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zu fahren.
    »Möchte einer von euch der Gruppe von seinen Erfahrungen erzählen?«, fragt Helen.
    Rita sieht mich an, wie sie das jedes Mal tut, wenn sie eine neue Stellung ausprobieren will, und ich muss laut prusten.
    »Geht das nur mir so«, sagt Naomi, »oder tut sich da wirklich was?«
    »Was meinst du damit?«, fragt Helen.
    Naomi lässt den Blick durch den Raum wandern und verweilt mit ihrem einen Auge einen Moment auf Rita und mir. »Ich weiß nicht genau«, sagt sie. »Irgendwas ist anders. Ich fühle mich anders.«
    »Weißt du was? Mir geht’s genauso«, sagt Jerry. »Ich dachte bloß, ich wär stoned oder so.«
    »Ich auch«, sagt Tom und nickt. Die Finger an seiner kürzeren rechten Hand zucken. »Also, nicht dass ich stoned wäre.«
    Rita und ich haben drei beziehungsweise fünf Gläser Menschenfleisch gegessen, Tom und Jerry nach meiner Zählung jeder zwei. Die anderen in der Gruppe nicht mehr als eins. Aber sie wissen nicht, was Rita und ich wissen.
    »Ich glaube, ich spüre keinen Unterschied«, sagt Leslie. »Aber ich bin ja auch neu hier. Was für ein Gefühl meint ihr?«
    Niemand antwortet ihr.
    »Carl«, sagt Helen. »Fühlst du dich irgendwie anders als sonst?«
    »Ich fühle gar nichts«, sagt Carl.

    »Das ist nichts Neues«, sagt Naomi.
    Carl ignoriert sie einfach. »Aber mir fällt auf, dass die

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