Anruf aus Nizza
rein, Monika brennt darauf, dich endlich kennenzulernen.«
Sie saß, von blühenden Oleanderbüschen und einem Sonnendach verdeckt, auf der Terrasse.
»Hier«, sagte Brigitte. »Das also ist Giulio Torrini, mein guter alter Freund. Gebt euch Pfötchen.«
Während ihm Monika ihre schmale Hand reichte, musterte sie Giulio mit einem jener raschen, alles umfassenden Blicke, wie ihn nur Frauen unbemerkt fertigbringen. Giulio sah so gut aus, daß man versucht war, sich zu fragen, wie ein Mann hinter soviel gutem Aussehen noch etwas Charakter verbergen konnte.
»Guten Tag, liebe gnädige Frau«, sagte er in leicht gebrochenem Deutsch. Er sprach sieben Sprachen, aber alle nur gebrochen. Man ist bekanntlich nicht böse, wenn jemand guten Willens war und nur nicht richtig verstanden hat. »Gitta hat mir schon aufgeklart. Ich weiße Bescheid, Madame haben Unglück gehabt.« Seine großen, dunklen und sanften Augen ruhten hingerissen auf ihr. »Aber hätte alles viel schlimmer können sein.«
Brigitte deutete auf den Eiskühler.
»Giulio, schenk uns was ein, wir verdursten.«
Er zog eine Flasche aus dem Eis. Seine Hände waren lang, überschmal, fast weiblich.
Er schenkte ein, sie tranken, und er verschlang Monika mit seinen Blicken.
»Also, hoffentlich gelingt unsere kleine Verschwörung. Erzähl mal, Giulio, wie du es dir gedacht hast«, sagte Brigitte.
Er zog ein zusammengefaltetes Papier aus seiner Brieftasche. »Habe ich alles genau nottiert, gnädige Frau«, sagte er und strich den Bogen glatt. »Steht alles hier. Mit Zeichnung, wollen bittä sehen?«
Monika beugte sich zu ihm hinüber.
»Hier«, sagte er. »Hier ist YPSILON kaputt gegangen. Gesunken. Weg. Zwischen Sardinien und Tunis. Hier!« Sein Finger tippte auf ein rotes Kreuz. »Sind nur circa achtzig Kilometer bis Cagliari, ist glücklich nämlich, weil ich dort kenne viele gute Leute. Besonders in kleinem Kaff am Cap Ferrato.« Er lächelte Monika vertraulich an. »Von dort aus immer Schmuggel gemacht, Amibenzina nach Roma, ganze Fischflottille. Nachts, war köstliches Geschäfte, mindestens dreitausend Prozent.«
»Dafür hast du dann auch gesessen«, warf Brigitte trocken ein.
Er schien beleidigt. »Nicht für Schmuggel mit Amibenzina, bittä. War nur Gold falsch, was geliefert, und da bin selber reingefallen. Also bittä, gnädige Frau, ich kenne dort gute Leute.«
Monika zögerte.
»Sie meinen, ich müsse dorthin fahren?«
Er lachte.
»Aber natürrlich. Nichts leichter. Madame kehren von dort aus ins Leben zurick und in Arme von glückliche Herr Gemahl.«
Monika schickte einen hilfesuchenden Blick zu Brigitte. Ihr war das alles nicht geheuer. Aber Brigitte studierte den Plan und Giulios Aufzeichnungen.
»Aber«, fing Monika wieder zaghaft an. »Aber wie soll ich denn dorthin kommen? Und wie soll ich dort die Leute finden? Geben Sie mir einen Brief mit oder so was?«
Giulio schüttelte sich vor Lachen.
»Aber meine Liebe, Sie glauben doch nicht, daß Giulio Torrini Sie diese gefährliche Abenteuer läßt allein? Ist doch selbstverständlich, daß ich werde mitkommen und die Weg ebnen für Madame. Muß auch organisiert werden mit Presse und so, ist doch Sensation, wenn plötzlich auftaucht totgeglaubte Dame aus Meer! Werde ich alles managen für Sie, Madame, mit große Vergnügen.«
»Siehst du!« rief Brigitte entzückt. »Hab’ ich dir zuviel versprochen? Giulio ist noch ein Kavalier.«
»Ja«, murmelte Monika unglücklich und verlegen. »Ja, vielen herzlichen Dank. Ich fürchte nur...«
Einen Augenblick spürte sie Giulios Hand ganz flüchtig auf ihrer.
»Was fürchten, Madame? Ist alles schon vorbereitet. Gar kein Grund, etwas zu fürchten.«
»Nein, das nicht«, wich sie aus. »Ich denke nur, das alles wird eine Menge Geld kosten, und im Augenblick...«
»Aber liebe, gnädige Frau!« rief er vorwurfsvoll. »Wer wird denn jetzt, in diese vertrackte Situation an Geld denken! Wenn Plan gelingt, läßt sich doch alles über unsere liebe Freundin Gitta regeln.«
Unwillkürlich mußte Monika lächeln, und Brigitte erklärte mit einer großartigen Handbewegung:
»Weißt du, Liebling, Giulio verdient massenhaft Geld. Er hat mir gesagt, daß ihn diese kleine Spazierfahrt mit dir kaum was kostet, es sei ihm ein Vergnügen und er müsse ohnedies nach Sardinien rüberfahren.«
Monika seufzte: »Ihr habt ja alles hinter meinem Rücken schon ausgemacht.«
»Ja, wirklich«, sagte Giulio. »Madame haben so große andere Sorgen. Wozu sind
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