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Ans Glueck koennte ich mich gewoehnen

Ans Glueck koennte ich mich gewoehnen

Titel: Ans Glueck koennte ich mich gewoehnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingrid Schilling-Frey
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Schönheit im Fernsehen bestätigen lassen? Genau so viele haben sich für die siebte Staffel von Gemany’s next Topmodel beworben.
    »Schöner gleich glücklicher« scheint jetzt sogar wissenschaftlich bewiesen zu sein. Denn das mit 18 Kliniken in Deutschland führende Schönheitsinstitut, Medical One, beauftragte die Universität Basel mit der Studie »Machen Schönheitsoperationen glücklich?«. Die Abteilung für Klinische Psychologie und Psychotherapie untersuchte 2007 gemeinsam mit Medical One, ob ein Chirurg ein Glücksbringer sein kann. Teilnehmer, die in einer Medical-One-Klinik operiert wurden, füllten dabei vier Fragebögen aus: vor der Operation, sowie drei, sechs und zwölf Monate danach. Diese Teilnehmer wurden dann verglichen mit Kontrollpersonen in Form von Altinteressenten ohne Operation und einer repräsentativen Bevölkerungsstichprobe.
    In der Regel fühlten sich die Teilnehmer nach der Operation wohler als vorher. Professor Markgraf von der Universität Basel weist darauf hin, dass die evaluierten Operationen zu positiven Veränderungen der psychologischen Variablen der Studienteilnehmer führten. Dagegen haben US-Forscher nach einer Auswertung der Daten von mehr als 12000 US-Amerikanerinnen festgestellt, dass die Selbstmordrate bei Frauen mit Brustimplantaten überdurchschnittlich hoch ist.
    Für die einen ist ihre operierte Schönheit demnach das Glück auf Erden, für die anderen das absolute Gegenteil. Auch wenn die heutige Schönheitschirurgie auf Natürlichkeit setzt und so das Risiko gering halten will, lassen prominente Beispiele wie Michael Jackson vermuten, was Schönheitschirurgie anrichten kann, sowohl auf der körperlichen als auch auf der seelischen Ebene.
    Schönheit im philosophischen Sinne bedeutet jedoch nicht, einen größeren Busen oder schlankere Hüften zu haben. Der Philosoph Michel Foucault versteht unter der Ästhetik der Existenz, dass es darauf ankommt, der Existenz die schönstmögliche Form zu geben. Dies ist aber nur dann realisierbar, wenn ich selbst etwas dafür tue: Das Individuum gibt sich und seinem Leben die Form, für die es sich entscheidet. Ausschlaggebend sind dabei nicht gesellschaftliche Normen oder Vorschriften. Im Gegenteil: Der Einzelne muss sich gegebenenfalls gegen Normen entscheiden, um die Möglichkeit zu haben, anders zu denken, Kritik an Bestehendem zu üben und frei zu leben. Das eigentliche Ziel besteht im Versuch, mich von mir selbst zu lösen, Distanz zu schaffen, indem ich meine kritische Aufmerksamkeit auf das lege, was die Gesellschaft und ich selbst von mir fordern und damit auch aus mir machen.
    Für den Philosophen Wilhelm Schmid ist das schön, was bejahenswert ist. Und zwar nicht nur das, was perfekt und positiv ist: Bejahenswert kann durchaus auch das Hässliche und Unangenehme sein. Leider haben wir meistens ein kulturelles Muster im Kopf, wenn wir an Schönheit denken. Aufgrund unserer jeweiligen Kultur und der momentanen Modebewegung, die uns medial vermittelt wird, empfinde ich meist das als schön, was die Medien mir vorschreiben. Denke ich darüber nach, warum ich was als schön empfinde, gewinne ich Distanz zu den vorherrschenden kulturellen Mustern in meinem Kopf und schaffe mir dadurch die Freiheit, das für mich als schön zu definieren, wozu ich Ja sage. Und das kann auch eine krumme Nase sein. Und ich sage deshalb dazu Ja, weil ich meine Lebensenergie nicht damit verschwenden möchte, mir über meine krumme Nase Gedanken machen zu müssen. Denn in dem Moment, wo ich auch etwas, was im herkömmlichen Sinn nicht perfekt ist, akzeptieren kann, habe ich freie Energien für das, was für mein Leben förderlich ist. Außerdem kann der Mensch sich nur dann selbst achten, wenn er das, was er denkt und tut, auch bejahen kann. Grundsätzlich ist das im Leben eines Menschen bejahenswert, was dem Leben einen Sinn gibt, denn dafür lohnt es sich, sich einzusetzen.
    Ein solches Leben bekommen wir jedoch nicht umsonst. Wir müssen an uns selbst arbeiten: an unserem Charakter, an der Gemeinschaft mit anderen Menschen und an den Umständen, unter denen wir leben. Wenn Schmid davon redet, dass wir an uns selbst arbeiten sollen, meint er wohl eher nicht, dass wir morgens ein gutes Make-up auflegen oder mindestens alle sechs Wochen unserem Friseur den neuesten Cut abverlangen sollten. Was heißt dann »Arbeit an sich selbst«? Es kann zum Beispiel heißen, dass wir Umstände, die uns unzufrieden machen, kritisch überprüfen. Nicht immer

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