Ans Glueck koennte ich mich gewoehnen
die Grundlage für alles andere ist.
Natürlich gibt es gewisse soziale Konventionen, die wir einhalten sollten. Würden wir immer alles aussprechen, was wir denken, würden wir unsere Mitmenschen tendenziell öfter verletzen, als wenn wir die manchmal nötige Distanz wahren. Ja, wir spielen Rollen, soziale Rollen. Die Freundlichkeit einer Verkäuferin ist vielleicht nicht echt. Aber wollen wir sie wirklich nicht mehr haben? Können wir es ertragen, dass Menschen die Sachlichkeit ihrer Rolle aufgeben? Wie viel Echtheit braucht der Mensch?
Diese Frage kann nicht allgemein beantwortet werden. Beantworten Sie sie für sich selbst, indem Sie sich Gedanken über folgende Fragen und Anregungen machen.
•Was ist für Sie »authentisch«?
•Denken Sie, dass Menschen in unserer Gesellschaft immer ehrlich miteinander umgehen?
•Wo liegt Ihre Grenze zwischen Echtheit und Rücksichtnahme?
Sind Sie ehrlich zu sich selbst?
•Haben Sie ein grundsätzlich positives Selbstbild, in Anerkennung all Ihrer eigenen Stärken und Schwächen?
•Arbeiten Sie an Ihrem positiven Selbstbild! Nutzen Sie dazu Ihre mentalen und körperlichen Fähigkeiten, sowohl Ihre Vorstellungskraft als auch Ihre praktischen Erfahrungen.
•Wenn Sie sich selbst ändern wollen, müssen Sie Ihr Selbstbild, Ihr Verhalten, Ihre Handlungen und damit Ihre Gedanken und praktischen Erfahrungen ändern. Und zwar durch ständige Wiederholung. Allein der Wille wird wohl nicht ausreichen!
Von Menschenhand gemacht: Die Kultur
Von Menschenhand gemacht: Die Kultur
Führen die Errungenschaften der Menschheit zu Freiheit und Glück?
Der »vergesellschaftete« Mensch
Jean-Jacques Rousseau stellte sich vor, dass der Mensch sich aus dem »Goldenen Zeitalter« heraus weiterentwickelte zum Gesellschafts- beziehungsweise Kulturmenschen. Denn durch einen, wie Rousseau es nannte, »verhängnisvollen Zufall« entdecken die Menschen die Vorzüge der Arbeitsteilung. Sie produzieren nicht mehr nur für Ihren eigenen Bedarf, sondern über ihre Bedürfnisse hinaus und gelangen so von einer Substitutionswirtschaft zur Produktionswirtschaft. Zum ersten Mal in der Geschichte wollen Menschen besitzen!
Eigentum besitzen kann der Mensch jedoch nur dann, wenn er das Land, auf dem er lebt, eingrenzt und verteidigt. Grenzzäune werden gebaut. Es findet eine Spaltung, eine Trennung von Innen und Außen statt. Das betrifft aber nicht nur die Dinge der Welt, sondern vor allem den Menschen selbst. In dem Moment, wo der Mensch sein Eigentum einzäunt, fängt er an, sich mit anderen zu vergleichen. Damit steigt das Bedürfnis, mehr besitzen zu wollen, und es entsteht eine Dissymmetrie von Bedürfnis und Bedürfnisbefriedigung. Immer mehr versucht der Mensch, Herr über die Natur zu werden, sie auszubeuten, und zerstört damit das natürliche Gleichgewicht. Jetzt zählt nur noch eins: Was bin ich wert, was gelte ich? Das natürliche Prinzip der amour de soi , der Selbstliebe, geht verloren, denn die amour propre , die Selbstsucht, ist geboren. Jetzt kommt es dem Menschen nur noch darauf an, in den Augen der anderen viel wert zu sein. Die äußere Haltung entspricht nicht mehr dem Herzen. Der Mensch entfremdet sich selbst in seinem Schein. Er wird abhängig von seinem Besitz und damit unfrei.
Da die Freiheit für Rousseau jedoch ein wesentlicher Bestandteil des Menschseins ist, geht für ihn der Mensch als Gattungswesen zugrunde. Den zivilisierten und kultivierten Menschen beschreibt Rousseau in seiner Schrift Über den Ursprung der Ungleichheit unter den Menschen wie folgt: »Alle unsere Fähigkeiten sind also jetzt entwickelt, Gedächtnis, Einbildungskraft sind im Spiel, die Selbstsucht ist geweckt, der Verstand ist tätig, der Geist hat bald den Gipfel der ihm möglichen Vollendung erreicht. Alle unsere natürlichen Eigenschaften finden ihre Verwendung, Rang und Schicksal jedes Menschen sind festgelegt, nicht allein in Bezug auf den Geist, die Schönheit, die Kraft oder die Gewandtheit und in Bezug auf Verdienst oder Talente. Da diese Eigenschaften allein Achtung verschaffen konnten, musste man sie entweder besitzen oder vortäuschen. Man musste sich um seines Vorteils willen anders zeigen als man wirklich war. Sein und Scheinen wurden zwei völlig verschiedene Dinge.« 28
Der zivilisierte und kultivierte Mensch, der Mensch im Gesellschaftszustand, ist für Rousseau das Wesen, das nur noch im Außen und nicht mehr im Innen lebt. Es zählt nur noch das, was er besitzt. Denn dieser Besitz
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