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Ans Glueck koennte ich mich gewoehnen

Ans Glueck koennte ich mich gewoehnen

Titel: Ans Glueck koennte ich mich gewoehnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingrid Schilling-Frey
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Handlungsmöglichkeiten schränken wir aber unsere Möglichkeiten so stark ein, dass wir uns nur noch zwischen zwei oder drei Optionen bewusst entscheiden müssen. Ohne emotionale Bewertung haben wir so viele Optionen, dass wir uns rational nicht mehr entscheiden können. Gefühle sind also nicht nur sentimentales Getue, sondern sie haben eine immense Bedeutung.
    Diese große Bedeutung, die Gefühle insbesondere für unser Glück spielen, hatte Rousseau bereits erkannt. Er war jedoch der Meinung, dass Gefühl und Vernunft in philosophischer Dialektik zur Einheit gebracht werden müssen, um innere Balance und Glück verspüren zu können. Naturwissenschaftler weisen heute allerdings darauf hin, dass Fühlen und Denken im komplexen System Gehirn nicht zu trennen ist. Um der großen Bedeutung von Gefühlen Rechnung zu tragen, sollten wir einen Blick darauf werfen, was Gefühle überhaupt sind.
    Was sind Gefühle?
    Wenn wir uns die Philosophien vergangener Zeiten anschauen, können wir feststellen, dass Gefühle immer als etwas eher Lästiges angesehen wurden. Vor allem in der Aufklärung ist die Vernunft das oberste Prinzip, und sie allein ist in der Lage, alles zu koordinieren: Gefühle sind es, die die Menschen daran hindern, vernünftig zu sein.
    An dieser Stelle ist es sinnvoll, Emotionen und Gefühle voneinander zu unterscheiden. Eine Emotion ist eine automatische, eine unbewusste Antwort des Körpers auf eine bestimmte Situation. Ein Gefühl dagegen erleben wir dann, wenn wir eine Emotion bewusst wahrnehmen.
    In Gefahren oder bei lebenswichtigen Aufgaben können uns Emotionen das Leben retten. Während unserer Evolution sind immer wieder Gefahren aufgetreten, in denen wir schnell handeln mussten. Emotionen können dann in uns die Handlungsbereitschaft wecken, die wir brauchen, um lebenswichtige Entscheidungen und Aufgaben bewältigen zu können. Mit der Zeit hat sich so ein überlebensnotwendiges Repertoire an Emotionen herausgebildet, das sich als angeborene und automatische Tendenz in unsere Nerven eingeprägt hat. In den letzten 50000 Generationen hat sich die uns angeborene biologische Struktur unseres Seelenlebens entwickelt. Die menschliche Zivilisation der letzten 10000 Jahre hat an der biologischen Grundform unseres Gefühlslebens kaum Spuren hinterlassen.
    Damásio spricht hier von präorganisierten angeborenen Reaktionen. Wenn unsere Vorfahren beispielsweise große Tiere oder bestimmte Geräusche wahrgenommen haben, wurde dies vom limbischen System des Gehirns entdeckt und die Furcht ausgelöst, die unsere Vorfahren veranlasste, zu fliehen. Diese primitiven Emotionen haben wir auch heute noch. Der Mandelkern im limbischen System kann emotionale Reaktionen hervorrufen, die ohne jegliche bewusste, kognitive Beteiligung der Neokortex entstehen.
    In unserer evolutionären Vergangenheit hatten Emotionen in der Hauptsache die Aufgabe, uns zum Handeln zu bewegen. Durch unsere Lebenserfahrung und unsere Kultur werden diese biologischen Handlungsbereitschaften geformt. So können wir davon ausgehen, dass der Tod eines geliebten Menschen überall auf der Welt Trauer auslöst, es aber kulturell verschieden ist, wie wir diese Trauer zeigen.
    Bei Elliot funktionierten die Reflexe, die Emotionen, ganz normal. Wenn man ihn erschreckte, zeigte er die üblichen Körperreaktionen der Angst. Als Damásio ihm Bilder von leidenden Menschen zeigte, wusste Elliot, dass er dies schlimm finden müsste, aber er fühlte es nicht. Durch seine nach wie vor vorhandene Intelligenz hatte er alle Daten, die er brauchte, um Entscheidungen treffen zu können. Er war jedoch nicht mehr in der Lage, diese Daten zu bewerten.
    Wir Menschen können nicht nur automatisch auf bestimmte Reize reagieren, sondern wir können darüber hinaus auch unsere Gefühle empfinden beziehungsweise wahrnehmen. Wenn wir etwa spüren, dass wir wütend werden, haben wir die Möglichkeit, flexibel damit umzugehen. Wenn wir emotionale Zustände empfinden, werden wir uns unserer Gefühle bewusst und haben damit die Möglichkeit, flexibel zu reagieren.
    Zusätzlich können wir das Empfinden eines Gefühls mit dem Objekt, das dieses Gefühl ausgelöst hat, auf kognitiver, bewusster Ebene verbinden. Damit verändern sich das Gehirn und das Bewusstsein dahingehend, dass unsere angeborenen automatischen Emotionen durch unsere eigenen Interaktionen mit der Umwelt erweitert werden können. Wir sind damit in der Lage, individuelle Gefühle zu entwickeln und als Erfahrungen

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