Ans Glueck koennte ich mich gewoehnen
Kulturen. Denn überall dort, wo Menschen zusammen leben, braucht es gewisse Regelungen, um miteinander umgehen zu können. Aber es geht nicht in erster Linie um Regelungen, sondern auch darum, dass Kultur den Rahmen schafft, andere Menschen erfahren zu können. Denn zu einem glücklichen und erfüllten Leben gehören andere Menschen, andere Erfahrungen, Anderslebende.
Zugegeben, wenn wir uns unsere Gesellschaft heute anschauen, gibt es immer mehr Menschen, die um ihre Kultur kämpfen müssen. Immer noch gibt es Menschen, die von anderen Menschen wegen ihrer Kultur unterdrückt werden. Offensichtlich fällt es uns generell schwer, dem anderen, dem Fremden gegenüber, offen zu sein. Außerdem können Gesetze, Regeln und Sitten uns in unserer Autonomie einschränken. Rousseaus Argument, die Kultur nehme dem Menschen die Freiheit, sich zu entfalten, ist also nicht ganz von der Hand zu weisen – dennoch liegt es an uns, mitzubestimmen, in was für einer Kultur wir leben wollen. Wir sollten dabei aber Rousseaus Bild von der inneren Balance und dem damit verbundenen Glück nicht aus den Augen verlieren. Wenn die Selbstsucht die Selbstliebe ablöst und der Verstand unsere Gefühle verdrängt oder Gefühlsausbrüche ohne Selbstbeherrschung Gemeinschaften zerstören, gerät unser Traum vom großen Glück in große Gefahr. Aber davon später mehr.
•Was verstehen Sie unter »Kultur«?
•Kann Kultur uns selbst verändern?
•Wie stark verändern äußere Einflüsse Ihr Innenleben, Ihren Charakter?
•Welche Persönlichkeit, welche Charakterorientierung haben Sie?
•Kennen Sie Menschen, die einen »marketingorientierten Charakter« haben?
•Haben Sie auch einen »Marktwert«?
•Wann sind Menschen für Sie erfolgreich?
•Sind Sie selbst erfolgreich? Wenn ja, warum? Wenn nein, warum nicht?
•Sind reichere Menschen erfolgreicher als ärmere Menschen?
•Was bewundern oder schätzen Sie an anderen Menschen und an sich selbst?
•Was ist Ihnen wichtig? Kennen Sie Ihre eigenen Bedürfnisse? Wenn ja: Was tun Sie, um Ihre Bedürfnisse zu befriedigen?
Glück ist eine Sache des Gefühls
Glück ist eine Sache des Gefühls
Gefühl oder Vernunft, Romantik oder Aufklärung
Gefühl und Verstand
Jean-Jacques Rousseau gehört zur Epoche der Aufklärung. Bei einem Aufklärer müssten wir vermuten, dass der Verstand oder die Vernunft an erster Stelle steht. Wie wir bereits wissen, nicht so bei Rousseau!
Für Rousseau war ganz klar, dass das Gefühl zuerst da war und sich der Verstand erst im Laufe der Zeit entwickelt hat. Denn schon der Naturmensch empfindet Selbstliebe und Mitleid, ohne vernünftig zu sein. In seiner Schrift Über den Ursprung der Ungleichheit unter den Menschen schreibt Rousseau: »So ist die reine, jeder Reflexion vorausliegende Regung der Natur. So ist die Stärke des natürlichen Mitgefühls, das selbst die entartesten Sitten Mühe haben zu zerstören.« 29
Diese »Regung der Natur« im Menschen, ist für Rousseau ein natürliches Gefühl, das zum Menschen gehört und ihn glücklich macht. Die Kultur versucht durch ihre, wie er es nennt, entarteten Sitten, diese natürlichen Gefühle zu zerstören. Auch die Reflexion selbst richtet sich gegen die eigenen natürlichen Gefühle, indem sie diese unterdrückt, weil der Mensch nach außen hin etwas darstellen will, das er eigentlich gar nicht ist.
Heute glauben wir zu wissen, dass die Gefühle dem Verstand wahrscheinlich nicht voraus sein konnten, da Gefühle und Empfindungen mit dem Verstand im Gehirn in komplexen Systemen verflochten sind. Der 1944 in Lissabon geborene António R. Damásio ist Professor für Neurologie und Psychologie an der University of Southern California und leitet dort das Brain and Creativity Institute. Durch zahlreiche Fallgeschichten legt Damásio sehr überzeugend dar, welche grundlegende Rolle Emotionen bei vernünftigem menschlichem Verhalten spielen. Die Vorstellung, dass Gefühl und Ratio voneinander unabhängig sind, kann heute nicht mehr aufrechterhalten werden. Wie eng Denken und Fühlen verknüpft ist, zeigt die Fallgeschichte von Elliot.
Elliot und seine Geschichte
Damásio hatte einen Patienten, den er Elliot nannte. Dieser Elliot war wohl ein guter Ehemann und Vater mit einer beneidenswerten Stelle in einem Wirtschaftsunternehmen. Von einem Tag auf den anderen begann Elliot unter schweren Kopfschmerzen und Konzentrationsstörungen zu leiden: ein Gehirntumor mit dem Namen Meningiom. Meningiome sind im Allgemeinen
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