Ans Glueck koennte ich mich gewoehnen
Sie sich mehr: mit Schicksalen und Katastrophen oder mit Erfolgen und den schönen Dingen des Lebens?
•An welche positiven Erlebnisse können Sie sich erinnern? Belohnen Sie sich manchmal?
•Welche Gefühle nähren Sie?
•Was können Sie dafür tun, diejenigen Gefühle zu nähren, die Ihnen wichtig sind?
III. Friedrich Nietzsche im Lichte moderner Wissenschaften
III.
FRIEDRICH NIETZSCHE
im Lichte moderner Wissenschaften
Augenblick verweile doch, Du bist so schön!
Augenblick verweile doch, du bist so schön!
Wer sich nicht auf der Schwelle des Augenblicks niederlassen kann, wird nie wissen, was Glück ist
Ein Denker aus Dynamit
Sich selbst bezeichnete er als Dynamit, obwohl alles eigentlich sehr friedlich und verheißungsvoll begann. 1844 wird er als Sohn eines Pastors und einer frommen Mutter im sächsischen Dorf Röcken geboren. Er ist der Erstgeborene von insgesamt drei Kindern. 1849 stirbt der Vater an »Gehirnerweichung« und 1850 der jüngere Bruder Ludwig Josef. Daraufhin wird die Pfarrei neu besetzt und die Familie übersiedelt samt Großmutter, zwei unverheirateten Tanten, der Mutter, der Schwester Elisabeth und Friedrich selbst, nach Naumburg.
Bis 1851 besucht Friedrich die Knaben-Bürgerschule. Seine Mitschüler nennen ihn den »kleinen Pastor«, da er Bibelsprüche und geistliche Lieder mit solcher Vehemenz vortragen kann, dass »man fast weinen muss«. Von dem »kleinen Pastor« wird schon sehr früh erwartet, dass er mal ein »großer Pastor« werden würde. Alle sind davon überzeugt, dass es ihm an Talent nicht fehlt. Denn bald schon kann er in das Elite-Internat Schulpforta, in der Nähe von Naumburg, aufgenommen werden.
Bis dahin könnten wir denken, dass Nietzsches Idee vom Glück darin liegt, die Erwartungen der anderen zu erfüllen. Damit wäre Glück für ihn eine Art Äußerlichkeit, welche dem Menschen, vielleicht sogar in Form von Traditionen, übergestülpt wird: Wie der Vater, so der Sohn. Weit gefehlt! Sehen wir, wie es mit Nietzsche und seinem Verständnis von Glück weitergeht.
Friedrich macht Abitur, studiert und wird sehr bald zu einem angesehenen Gelehrten, der in entsprechenden Kreisen verkehrt. Da er 1869 einen Ruf an die Universität Basel erhält, lernt er zahlreiche Gelehrte und Künstler der Basler Gesellschaft kennen. Am liebsten ist er jedoch bei Richard und Cosima Wagner in Tribschen bei Luzern. Geburtstage, Weihnachten und Neujahr werden im Musikerhaushalt Wagner gemeinsam gefeiert. Und Nietzsche scheint bis dato das Glück in der Gemeinschaft zu genießen.
Aber immer mehr beeinflussen Krankheiten Nietzsches Leben: Schlaflosigkeit, Augenerkrankung und Kopfschmerzen. Trotzdem lässt er sich nicht vom Schreiben abhalten. Denn das Schreiben wird für ihn zur Medizin. Im Schreiben spürt Nietzsche seine eigene Innerlichkeit, sein immanentes Glück und scheint so vom Äußeren zum Inneren zu kommen.
Hier erkennen wir Nietzsches ganz andere Idee vom Glück. Nicht Sittlichkeit und Moral sind für ihn Wege zum Glück, sondern, im Gegenteil, Befreiung von Moral und Gebundenheit. Von außen betrachtet zerbricht das Leben des Philosophen zusehends: Krankheit, Ende seiner Karriere, Bruch seiner Freundschaft mit Wagner und damit das Ende des gemeinschaftlichen Lebens. Doch obwohl er selbst seine eigene Existenz nur noch als Leiden empfinden kann, spricht er von einer »erkenntnisdurstigen Freudigkeit, die über alle Marter und Hoffnungslosigkeit siegt«. Er entscheidet sich bewusst für die Einsamkeit. Alles seinem Werke zuliebe. Ein Leben auf der Wanderschaft beginnt.
Am Tor zum romantischen Fextal, zwischen zwei Seen, liegt der kleine Ort Sils Maria im Engadin. Im Sommer 1881 ist Nietzsche zum ersten Mal in dieser zauberhaften Landschaft, die ihn inspiriert und in solch euphorische Stimmung versetzt, dass er am 14. August 1881 in einem Brief schreibt: »Die Wendung vom Sehen des Gedankens lässt auf ein mystisches Bedeutungserlebnis der ewigen Wiederkehr schließen.« Nietzsche erlebt eine Vision, einen »ungeheuren Augenblick«: Es ist die Vision »der ewigen Wiederkehr des Gleichen« . Der Mensch wird völlig eins mit der Welt, in der es keinen Anfang und kein Ende gibt. Wenn es keinen Anfang und kein Ende gibt, gibt es keinen Tod und keine Sterblichkeit, sondern nur Ewigkeit. Hier zeigt sich die Vision der ewigen Gegenwärtigkeit, die eine Vision des Seins und damit Glück schlechthin ist. Der Gedanke ist geboren, dass Glück etwas mit Zeit und Zeitlichkeit zu
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