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Ans Glueck koennte ich mich gewoehnen

Ans Glueck koennte ich mich gewoehnen

Titel: Ans Glueck koennte ich mich gewoehnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingrid Schilling-Frey
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    Damásio erklärt sich nun die Problematik der Entscheidungsfindung bei Elliot folgendermaßen:
    Wenn wir Menschen ein Problem haben, gibt es immer viele Möglichkeiten, dieses Problem zu lösen. Wenn wir dann über eine ausgewählte Reaktionsmöglichkeit nachdenken, stellt sich eine unangenehme oder eine angenehme Empfindung ein. Handelt es sich um eine unangenehme Empfindung, markiert diese unangenehme Empfindung die ausgewählte Reaktionsmöglichkeit. Dieser somatische Marker, wie Damásio ihn bezeichnet, lenkt die Aufmerksamkeit auf das negative Ergebnis einer möglichen Handlung, schließt diese Möglichkeit aus und reduziert damit automatisch die Reaktionsmöglichkeiten. Das Problem ist damit eingeordnet, Aufmerksamkeit und Arbeitsgedächtnis werden gestärkt und der kognitive Entscheidungsprozess kann beginnen, da nur noch eine begrenzte Auswahl an Möglichkeiten zur Verfügung stehen.
    Gefühle sind also nicht nur ein zusätzliches oder gar lästiges Beiwerk des Menschen, sondern lebensnotwendig. Da Gefühle in unserem Gehirn entstehen und das Gehirn plastisch ist, können wir uns auch noch als Erwachsene verändern: Wir können den Umgang mit unseren Gefühlen trainieren und so die Schaltungen im Kopf aktivieren, die für die guten Gefühle und damit für ein glückliches Leben verantwortlich sind.
    António Damásio hat uns gezeigt, dass unsere persönlichen Lebenserfahrungen zu unseren persönlichen Markern im Gehirn werden, wenn es darum geht, unbewusst Entscheidungsmöglichkeiten zu reduzieren. Für unser Lebensglück bedeutet das zum einen, dass wir durch unsere Erfahrungen unsere Möglichkeiten, die wir für ein gutes Leben haben, erhöhen oder verringern. Zum anderen sind wir nicht unbeteiligt daran, wenn es darum geht, aus unseren Erlebnissen positive oder negative Erfahrungen zu machen. Denn das hängt sehr stark davon ab, wie wir mit unseren Erlebnissen umgehen. Eine Bewertung ist immer eine sehr subjektive Angelegenheit. Vielleicht machen wir es uns manchmal zu einfach, wenn wir alles auf die Umstände schieben.
    Glückliche Umstände
    Menschen können glücklich sein, auch wenn die Umstände dies nicht vermuten lassen. Gewöhnlich bestimmen unsere Umstände unser Wohlbefinden viel weniger, als wir annehmen. Studien haben gezeigt, dass Lebensfreude nicht abhängig ist von Alter, Geschlecht, Intelligenz oder Kontostand. Genauso können Menschen zutiefst deprimiert sein, obwohl sich an den jeweiligen Lebensumständen so gut wie nichts verändert hat.
    Sehen wir uns einen Manager in den besten Jahren an. Seit Monaten schon war er verzweifelt, von Tag zu Tag sank seine Stimmung, nichts machte ihm mehr Spaß. Er hatte zu nichts mehr Lust, ermüdete sehr schnell, hatte keinen Appetit und konnte in der Nacht nicht mehr schlafen. Aber im Grunde hatte er doch keine Probleme. Trotzdem plagte ihn ständig diese Angst, dass er alles verlieren könnte, obwohl er einen guten Job hatte, eine sehr liebevolle, nette Frau und erwachsene Kinder, die ihren eigenen Weg schon eingeschlagen hatten. Warum genoss er nicht einfach abends nach einem arbeitsamen Tag bei einem schönen Glas Rotwein sein doch eigentlich gelungenes Leben?
    Noch vor ein paar Monaten hatte er doch das Gefühl, das beste Leben auf Erden zu führen. Jetzt konnte er nicht einmal mehr weinen. Nein, es war schon so weit, dass er eigentlich gar nichts mehr fühlen konnte. Völlig gefühllos und verzweifelt stand er wie vor einem schwarzen Loch, einem Nichts, in das er völlig hilflos immer stärker hineingezogen wurde. Es ist eine von innen aufsteigende Depression, an der dieser Mann leidet. Eine Stoffwechselstörung im Gehirn ist der Auslöser. Ein Antidepressivum konnte seine Stimmung wieder aufhellen und Hoffnung in sein Leben zurückbringen.
    Diese von innen motivierten schweren Depressionen, die durch Antidepressiva behandelt werden müssen, sind jedoch eher die Ausnahme. Sie zeigen jedoch, dass es nicht immer die Umstände sind, die uns zu negativen oder positiven Gefühlen veranlassen.
    Wie wir gesehen haben, kann ein Fischer auf der Insel Vanuatu glücklicher sein als ein Millionär in Europa. Aber es kann auch ein Millionär in Europa glücklicher sein als ein Fischer auf Vanuatu. Für den Fischer und für den Millionär kommt es vor allem darauf an, wie sie die Gelegenheiten, die sich ihnen bieten, nutzen. Aber auch darauf, dass sie Gelegenheiten und Chancen haben, was wiederum von ihren Erfahrungen und damit von ihren

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