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Ans Glueck koennte ich mich gewoehnen

Ans Glueck koennte ich mich gewoehnen

Titel: Ans Glueck koennte ich mich gewoehnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingrid Schilling-Frey
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auf, spüre sofort meinen beschleunigten Herzschlag, versuche ein paarmal tief durchzuatmen und nehme damit den Sorgen den Raum. Auch damit bleibe ich in der Gegenwart und lasse mich nicht von meinen Sorgen überwältigen.
    Niederlassen oder Überschreiten der Schwelle des Augenblicks
    Der Mensch benötigt fast ein Jahrzehnt, um ein Gefühl für Zeit zu entwickeln, um Erfahrung zu nutzen, Zeit zu schätzen, einzuteilen und zu planen, aber auch zu erinnern. Der Psychologe Jean Piaget fand heraus, dass Kinder erst im Alter von ungefähr 13 Jahren fehlerfrei mit den Begriffen »früher« und »später«, »längere und kürzere Dauer«, umgehen können.
    Denn zumindest zu der Zeit von Erwachsenen gehören nicht nur die Gegenwart, sondern auch die Vergangenheit und die Zukunft. Außerdem scheint es so zu sein, dass es nicht nur die gelebten gegenwärtigen Augenblicke sind, die Glück verheißen, sondern auch Erinnerungen können Glücksgefühle hervorrufen.
    Der Schriftsteller Marcel Proust entschloss sich im Jahre 1912, sich in einem verdunkelten Zimmer, das er bis zu seinem Tod kaum verließ, einzuschließen, um die im Laufe seines bisherigen Lebens vergangenen Jahre wiederauferstehen zu lassen. Er machte sich auf die Suche nach der verlorenen Zeit. Proust war der Meinung, dass es nicht die großen Erlebnisse sind, die einem wichtig erscheinen, sondern eher die vielen kleinen Begebenheiten, die man zwar wahrgenommen, aber denen man keinerlei Bedeutung zugemessen hat. Die heutige Wissenschaft stimmt Proust zu, dass die kleinen Begebenheiten vom Gehirn meist unbemerkt bewertet werden, um eine Vorstellung von einem Zeitraum abzuleiten. Diesen zunächst unbemerkten Erinnerungen schenkte Proust in seiner Suche die volle Aufmerksamkeit.
    Marcel Proust erinnerte sich an die vielen Jahre, die er als Kind in Combray, einer französischen Kleinstadt, verbrachte. Es ist ein kleines Sandtörtchen, eine »petite Madeleine«, die »Unerhörtes« in ihm bewirkte: Ein unbeschreiblich großes Glücksgefühl durchströmte Proust. Ein Gefühl, dessen Ursache er nicht einmal kannte. Langsam erinnerte er sich an die, von außen betrachtet, eher banalen Geschehnisse, als er ein kleiner Junge war. Proust holte die Vergangenheit in die Gegenwart und erlebte damit Zeiten seiner Jugend. Auch das ist erlebte Zeit!
    Wie so oft geht es auch bei unserer Zeit um unsere Mitte. Wir werden es vermutlich nicht schaffen, dass die Menschheit auf Kalender oder Uhren verzichtet. Sie werden immer unsere persönliche, erlebte Zeit mit beeinflussen. Das Maß ist das Entscheidende. Lassen wir es nicht zu, dass die »vulgäre Zeit« ganz von uns Besitz ergreift. Setzen wir uns selbst unseren Takt: Das heißt, dass Sie sich vielleicht gerade in einer Zeit, in der Sie viele Termine haben, kleine Auszeiten nehmen, um bewusst Ihre Aufmerksamkeit auf die Sinne und Ihre innere Uhr zu lenken. Schaffen Sie sich Ihre Balance durch einen Ausgleich von Schnelligkeit und Langsamkeit. Die Zeit unserer Kalender und Uhren darf Sie nicht bestimmen, sie darf kein Korsett sein, in das Sie sich zwingen müssen. Lernen Sie die äußere Zeit als Hilfsmittel kennen, das Ihr Zusammenleben mit anderen Menschen organisiert – und nicht mehr. Respektieren Sie Ihre innere Zeit und nehmen Sie diese erlebte Zeit ganz bewusst wahr. Bestehen Sie auf Ihren eigenen Rhythmus!
    Hier ein paar Anregungen, um über sich und Ihre Zeit nachzudenken.
    •Was bedeutet Zeit für Sie?
    •Haben Sie Zeit?
    •Woran denken Sie, wenn Sie an Zeit denken? An Stress oder an Muße?
    •Lassen sich objektive und subjektiv erlebte Zeit in Ihrem Leben unterscheiden? Wer bestimmt Ihre Zeit?
    •Nutzen Sie Ihre Sinne, um Zeit zu erleben?
    •Erinnern Sie Momente, in denen Sie so etwas wie Gegenwart erlebten oder schweifen Sie mit Ihren Gedanken gerne ab? Findet das Jetzt oft ohne Ihre Teilnahme statt?
    •Wo sind Ihre Gedanken, wenn Sie nicht im Jetzt verweilen? Eher in der Zukunft oder eher in der Vergangenheit?
    •Befassen Sie sich oft mit den Sorgen aus der Vergangenheit oder haben Sie eher Angst vor der Zukunft?
    •Was tun Sie, damit weder Sorgen noch Ängste Sie daran hindern, ein glückliches Leben zu leben?

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