Ans Glueck koennte ich mich gewoehnen
können. Wenn wir also etwas als Gegenwart erleben, ist es eigentlich schon vergangen.
Philosophen sprechen deshalb über phänomenales Bewusstsein oder phänomenales Erleben . Phänomen heißt hier so viel wie Erscheinung. Denn für die Philosophie ist die zeitliche Innerlichkeit des bewussten Augenblicks eine Illusion, da es einfach keinen unmittelbaren Kontakt mit der Wirklichkeit gibt. Damit ist das Gefühl der Gegenwärtigkeit ein inneres Phänomen, das durch das Gehirn erzeugt wird. Denn in der Außenwelt gibt es keinen Augenblick. Die physikalische Zeit verläuft kontinuierlich. Für das Gehirn jedoch gibt es die ausgedehnten Momente als Kette individueller Momente. Damit schafft sich der Mensch ein Jetzt.
Einerseits ist die subjektive Gegenwärtigkeit zwar eine Illusion, andererseits hat sich diese bewusste Gegenwärtigkeit für den Menschen als vorteilhaft erwiesen, denn Wahrnehmung, Denken und auch bewusste Willensakte werden dadurch erfolgreich gebündelt, um mit der physikalischen Welt umgehen zu können.
Erlebte Zeit ist damit eine Repräsentation im Gehirn, die wir jedoch nicht als Repräsentation erkennen können. Wir erleben die Augenblicke der Gegenwart unmittelbar und damit auch die seltenen Augenblicke des Glücks.
Seltene Augenblicke des Glücks
Nun wissen wir, wie ein solcher gelebter Augenblick entsteht. Aber warum gibt es so selten Augenblicke, in denen wir ganz präsent sind, in denen wir so etwas wie Glück empfinden?
Die Psychologin Nilli Lavie weist in einem Experiment nach, dass Versuchspersonen sich weniger ablenken lassen, wenn sie von einer Aufgabe ausreichend gefordert sind. Ganz der Gegenwart wenden wir uns dann zu, wenn uns etwas so stark anspricht, dass wir alles andere um uns herum vergessen.
Damit sind wir wieder beim bereits angesprochenen Flow . Für die Entstehung des Flow ist es wichtig, dass eine Aufgabe genau den richtigen Schwierigkeitsgrad hat. Denn wenn das Gehirn zu wenig gefordert ist, befasst es sich mit Sorgen oder inneren Monologen. Es gibt keinen leeren Verstand: Solange wir leben, ist unser Gehirn stets gefüllt mit Gedanken.
Wir können uns mühelos konzentrieren, wenn sowohl unsere Wahrnehmung als auch unser Verstand ausgelastet sind, denn dann gewinnen wir den Eindruck, alles unter Kontrolle zu haben. Unsere Aufmerksamkeit sorgt ganz automatisch dafür, dass wir in der Gegenwart bleiben und dabei Vergangenheit und Zukunft ausblenden. Diese Geistesgegenwart ist aber nicht einfach, sondern sie ergibt sich aus einer Tätigkeit heraus.
Der gelebte Augenblick Friedrich Nietzsches könnte als Erlebnis gedeutet werden, das mächtige Gedanken und Gefühle auslöst. Denn auch diese führen dazu, dass alle anderen Bewusstseinsinhalte auf einmal unwichtig werden. Wenn wir in unserem Fühlen Raum und Zeit vergessen können, erleben wir die kleinsten Zeiträume unendlich intensiv.
Wir alle kennen das: Unfreiwillige Gedanken, Sorgen und Probleme schwirren in unserem Kopf herum und verselbstständigen sich. Wir befinden uns überall, aber ganz bestimmt nicht im Hier und Jetzt. Damit wir in der Gegenwart bleiben, hilft es, unsere Aufmerksamkeit ganz bewusst auf das zu lenken, was wir gerade tun. Das kann bedeuten, dass wir konzentriert Sport treiben, ein Musikinstrument lernen oder ein Buch lesen. Das kann aber auch heißen, dass wir abends einen Spaziergang in der Natur machen. Meistens ist es dabei so, dass wir die ersten Minuten damit verbringen, unser Tagesgeschehen zu verarbeiten. Die Gedanken drehen sich in alle möglichen Richtungen. Aber mit der Zeit lässt die Anspannung nach, wir kommen zur Ruhe und erleben die Gegenwart. Auf einmal nehmen wir die Natur wahr. Wir sehen den Bach, riechen den Duft der Tannenbäume, hören das Zwitschern der Vögel und spüren die Kühle des Waldes. Wenn wir uns auf unsere Sinne konzentrieren, lenken wir ganz bewusst unsere Aufmerksamkeit auf die Gegenwart.
Eine andere Möglichkeit der Konzentration liegt darin, unseren Körper zu spüren. Wenn wir sportlich etwas leisten, hat unser Gedankenkarussell definitiv Pause. Wir spüren unsere Atmung, unseren Puls, unsere Herzfrequenz und die Beanspruchung unserer Muskeln und Gelenke. Da ist kein Platz für Sorgen!
Aber auch mit Reisen können wir die Gegenwart entdecken. Neue Erfahrungen und das Erleben fremder Städte und Länder fordern all unsere Sinne. Wir erleben das Hier und Jetzt! Wenn wir Gegenwart erleben, erleben wir glückliche Momente. Es ist unser Gehirn, das uns in die
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