Ans Glueck koennte ich mich gewoehnen
die Länge gezerrt.
Aber auch unsere Stimmungen tragen dazu bei, ob uns etwas länger oder kürzer erscheint. Fühlen wir uns unwohl, denken wir nur an die Zeit, in der Hoffnung, dass sie bald vorübergeht. Aber es ist genau das, was sie uns länger erscheinen lässt. Ironie des Schicksals?
Die schönsten Stunden des Lebens sind die kürzesten. Unangenehme Stunden ziehen sich wie Kaugummi. Das ist das Gesetz unserer Wahrnehmung, der wir jedoch nicht hilflos ausgeliefert sind. Denn glücklicherweise ist das Gefühl für Zeit, wie wir bereits wissen, kein eigener Sinn wie etwa der Geruchssinn, sondern geistige Zeit wird bestimmt durch Bewegung und Gedächtnis, durch mehrere Zentren des Gehirns. Genau das eröffnet uns Möglichkeiten, unser Erleben von Zeit zu beeinflussen. Genauso, wie wir uns die Wartezeit beim Arzt etwa durch Lesen einer Zeitschrift verkürzen, können wir unsere Zeit auch verlängern. Glücksmomente sind die Momente in unserem Leben, von denen wir uns wünschen, sie würden nie vergehen. Wir können diese Momente des Glücks verlängern, indem wir sie genauer erspüren: Jeder Eindruck, der von unseren Sinnen und unserem Gedächtnis aufgenommen wird, bremst die Zeit, die wir empfinden. Wenn wir zusätzlich noch unsere Aufmerksamkeit auf alle noch so unscheinbaren Veränderungen richten, wird der Effekt noch verstärkt. Denn unser Gehirn erschließt aus dieser Information die Dauer.
Ein Phänomen unserer modernen Zeit ist, dass wir oft stolz darauf sind, keine Zeit zu haben, da unsere Termine und Verpflichtungen uns das Gefühl geben, gebraucht zu werden, unersetzlich zu sein. Leider geht es dabei nicht um unsere eigene, unsere erlebte Zeit, sondern diese vielen Termine diktieren unser Zeitempfinden. Damit herrscht die äußere über die innere, die objektive Zeit über die subjektive Zeit. Der Existenzphilosoph Martin Heidegger spricht gar von einer »vulgären Zeit« , was nicht bedeutet, dass diese Zeit unmoralisch wäre, sondern es bedeutet, ein Zeitverständnis zu haben, das eine reine Abfolge von Jetztmomenten ist. Diese Jetztmomente sind jedoch nicht viel wert, da sie sich ewig wiederholen und fortsetzen: die Zeit unserer Terminkalender. Die Gefahr dieser »vulgären Zeit« liegt darin, dass sie uns so stark bestimmt, dass wir dadurch gar nicht mehr fähig sind, Zeit wirklich zu erleben. Deshalb: »Kommen wir zur Besinnung.« Halten wir von Zeit zu Zeit inne, um bewusst wahrzunehmen, was die Sinne uns gerade in dem Moment bieten. Was hören wir jetzt? Was sehen, schmecken, riechen und fühlen wir gerade? Ist es uns kalt oder warm? Manchmal ist es hilfreich, sich nur auf einen Sinn zu konzentrieren, um die Gegenwart zu erspüren.
So kommt es oft auch beim Essen nicht in erster Linie darauf an, was wir essen, sondern wie! Es kann einfach kein Genuss sein, in fünf Minuten egal welches Essen auch immer hinunterzuschlingen, da der nächste Termin schon wartet. Nehmen Sie sich Zeit zum Essen. Achten Sie auf den Geschmack. Essen Sie in beschwingter Runde mit Freunden und seien Sie entspannt. Es ist erwiesen, dass die Konzentration von Stresshormonen bei einem entspannten Essen bedeutend niedriger ist. Zur sinnlichen Gegenwartsverankerung gehören natürlich auch sinnliche Genüsse wie Massagen, Bäder oder Tautreten. Frönen Sie den sinnlichen Genüssen, die zu Ihnen passen.
Versuchen Sie Zeit zu erleben, indem Sie Ihrer Gegenwart Aufmerksamkeit schenken. Dehnen Sie angenehme Momente dadurch aus, dass Sie sich auf Ihre Sinne oder auch beispielsweise durch autogenes Training auf Ihren Körper konzentrieren. Auch wenn Sie Opfer einer unangenehmen Emotion sind, kann es helfen, wenn Sie Ihre Aufmerksamkeit ganz bewusst darauf lenken, wie sich die Emotion anfühlt: Versuchen Sie nicht mehr über den Inhalt der Sorge nachzudenken, die ein gewisses Gefühl auslöst, sondern versuchen Sie, ausschließlich beim körperlich Spürbaren zu bleiben. Durch diese bewusste Beobachtung entziehen Sie der Emotion ihre Kraft und nutzen außerdem Ihren Körper, um in der Gegenwart zu sein.
Vielleicht kennen Sie das: Sie wachen nachts auf, sind sofort hellwach und denken an etwas, das Ihnen Sorgen macht. Oft etwas, das am vorherigen Tag passiert ist. Ich habe festgestellt, dass ich dann genau zwei Möglichkeiten habe: Entweder lasse ich die sorgenvollen Gedanken zu und spinne sie mir weiter, was mich wie eine Spirale zu immer größeren Sorgen und Ängsten führt. Das war’s dann mit dem Schlaf! Oder aber ich wache
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