Ans Glueck koennte ich mich gewoehnen
Lage solch glücklicher Momente versetzen kann. Schauen wir, was anatomisch im Gehirn passiert.
Bewegte Zeit
Wie wir gesehen haben ist das, was wir als Zeit erleben, hauptsächlich ein Phänomen unseres Bewusstseins. Es geht hier nicht um die objektive Zeit unserer tickenden Uhren, sondern um unser subjektives Zeitempfinden. Unsere Umgebung und unser Gehirn spielen zusammen, wenn wir Zeit erleben.
Experimente zeigen, dass vor allem zwei Teile des Gehirns hierbei besondere Aktivität zeigen. Zum einen ist es das Kleinhirn, das für das Zeitgefühl verantwortlich ist. Es befindet sich im Hinterkopf, und zwar genau dort, wo das Rückenmark ins Schädelinnere mündet. Immer dann, wenn es um Bewegung geht, wird unser Kleinhirn aktiv. Es sind vor allem die Bewegungen, die wir sehr oft wiederholen, die es in Aktivität versetzen. Das Kleinhirn steuert die Befehlsfolgen, die über das Rückenmark an die Muskeln gelangen. Damit wird es uns zum Beispiel möglich, dass wir gleichzeitig gehen und sprechen können.
Zum Erleben von Zeit brauchen wir aber auch die Basalganglien, die sich an der Unterseite des Großhirns befinden. Denn bei komplizierten und nicht ganz alltäglichen Bewegungen senden die Basalganglien elektrische Schwingungen aus, die sich dann über Zwischenstadien in viele andere Hirnstationen verbreiten. So entsteht eine Art Taktschlag, mit dessen Hilfe das Zusammenspiel der Muskeln koordiniert wird.
Diese Taktgeber in unseren Köpfen sind ein uraltes Erbe. Denn ein Affe könnte sich nicht von einem Ast zum anderen schwingen, wenn er kein exaktes Timing hätte. Im Laufe der Evolution hat sich dieses Timing immer weiter verbessert. Damit ist klar, dass der Sinn für Bewegung und die Zeit untrennbar miteinander verbunden sind: Ist eines von beiden gestört, geht oft auch das andere verloren. So können manche Menschen nach einem Schlaganfall Zeit nicht mehr akkurat empfinden, wenn sie einen Schaden im Kleinhirn davontrugen. Diesen Menschen ist es nicht mehr möglich, unter zwei vorgegebenen Zeitintervallen das längere zu benennen. Auch Parkinsonpatienten leiden unter einer Konfusion des Zeitgefühls. Um kurze Zeiten erleben zu können, verbinden wir Rhythmus mit Zeit.
Längere Zeitabschnitte erleben wir, indem wir vergleichen und damit auch erinnern. Zeitgefühl ist aber immer ein Zusammenspiel vieler neuronaler Schaltungen in unserem Gehirn. Ist dieses Zusammenspiel, aus welchem Grund auch immer, gestört, gerät unser Empfinden für Zeit aus den Fugen. Der Neurologe Ferdinand Binkowski berichtet von Menschen, deren Zeitgefühl sich plötzlich veränderte:
Einer seiner Patienten musste erleben, dass von einem Moment zum anderen die Zeit anfing zu rasen. Als dieser Mann gerade im Auto saß, schienen sowohl andere Autofahrer als auch Fußgänger an ihm vorbeizuflitzen. Aber nicht nur das. Die Welt beschleunigte sich in den Augen des Patienten immer mehr. Die Ärzte stellten dann fest, dass sich für ihn die Zeit um das Fünffache gedehnt hatte: Damit lief in seinem Gedächtnis die Zeit fünfmal langsamer als in Wirklichkeit. Verglich er nun seine Wahrnehmung mit seinem Gedächtnis, musste ihm alles, was er erlebte, viel schneller als gewöhnlich erscheinen.
Es war ein Tumor, der auf die Zentren drückte, die für die Zeitsteuerung zuständig sind und damit auch den Signalaustausch mit anderen Zentren verhinderte. Nach der Entfernung des Tumors bekam der Patient wieder ein normales Gefühl für Zeit.
Es gibt keine reine, sondern nur bewegte Zeit. Denn nur dann, wenn etwas geschieht, erleben wir Zeit. Damit ist dieses zeitliche Erleben immer mit einem Ereignis verbunden, einer Bewegung oder einer Erinnerung. Das menschliche Zeitempfinden ist so aber auch instabil und manipulierbar.
Müssen wir im Wartezimmer eines Arztes warten, dauert das ewig. Sind wir auf einer Party, vergeht die Zeit im Fluge.
Das hängt aber nicht nur vom Maßstab ab, den unser Gehirn zum Abschätzen der vergangenen Zeit heranzieht, sondern auch davon, wie aufmerksam wir bei der Sache sind. Wenn das Bewusstsein nebenher noch mit anderen Dingen beschäftigt ist, unterschätzen wir die verflossene Zeit vollständig. Sind wir jedoch ganz präsent, wie zum Beispiel auf dem Zahnarztstuhl, dann dehnen sich die Sekunden unendlich. Denn in Momenten hoher Anspannung richtet sich unser Augenmerk auf alles, was Informationen darüber verspricht, dass die Erfahrung bald zu Ende sein wird. Damit erleben wir Zeit wie unter einer Lupe, unendlich in
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