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Anschlag auf den Silberpfeil

Anschlag auf den Silberpfeil

Titel: Anschlag auf den Silberpfeil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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erhitztes
Gesicht. Aber das lag nur an der Gewitterschwüle der Nacht und seiner rißfesten
Uniform.
    „...hat uns ein Spaziergänger
verständigt, Herr Kommissar“, berichtete er. „Der war mit seinem Dackel
unterwegs, und Lumpi hat das Haus angebellt. Hinter den Fenstern loderten
Flammen. Wir waren gleich hier. Sonst hätte sich das Feuer ausgebreitet, und
das Haus wäre nicht mehr zu retten gewesen.“
    Er holte tief Luft. „In zwei Räumen ist
die Einrichtung vernichtet. Übrigens trafen wir niemanden an. Die Frau, die
hier wohnt, scheint unterwegs zu sein. Und eben wollte ich im Präsidium melden,
was der Sache die Krone aufsetzt. Den Einbruch wollte ich melden.
Offensichtlich wurde eingebrochen. Durch die Terrassentür. Da ist das Glas
eingeschlagen. Möglicherweise hat der Einbrecher Feuer gelegt. Ob absichtlich,
vermag ich nicht zu sagen.“
    Das spreizt mir die Zehennägel! dachte
Tim. Die Kiste wird immer geheimnisvoller. Aber was — um Himmels willen — ist
aus Goliath geworden?
    Glockner fragte bereits. „In der
Wohnung befand sich vorhin ein getigerter Riesenkater. Haben Sie den bemerkt,
Herr Löschl?“
    „Verbrannt ist er mit Sicherheit nicht
— und dortselbst... äh... auch nicht mehr befindlich. Will sagen: Alle
Zimmertüren waren offen — einschließlich der Terrassentür. Bestimmt ist der
Kater ins Freie getürmt.“
    „Ob er angesengt ist?“ sagte Tim rasch.
„Ich meine, wir vier sollten im Garten nach ihm suchen.“
    „Aber trampelt nicht auf der Terrasse
herum“, sagte Glockner. „Dort könnten Spuren des Einbrechers...“ Er stockte und
sah Löschl an. „Nein, wahrscheinlich nicht mehr. Falls da was war, haben das
Ihre Leute vernichtet.“
    Löschl zuckte die Achseln.
    Die TKKG-Freunde liefen auf das
Grundstück.
    „Aber vorsichtig!“ warnte Tim. „Goliath
ist gefährlich. Allerdings — wie die Rawitzky sagt — nur im Haus. Hier in
freier Wildbahn keilt er sich ausschließlich mit Artgenossen und Hunden.“
    Trotzdem — während sie Garten und Hof
absuchten, blieb Tim in Gabys Nähe, um sich notfalls mit Todesmut zwischen
seine Freundin und Goliath zu werfen.
    Klößchen blökte seltsam.
    „Ist dir nicht gut?“ rief Karl von der
Hecke her.

    „Was denn? Ich will ihn anlocken.“
    „Als Schaf?“
    „Als Kätzin. Hörst du nicht, daß ich
maunze?“
    „Du solltest gackern“, rief Gaby. „Vielleicht
hört sich das wie Maunzen an.“
    Aber Klößchen verstummte. Es war auch
zuviel. Heute abend hackten alle auf ihm rum.
    Von Goliath keine Spur. Vielleicht war
er irgendwo in eine Speisekammer eingedrungen und damit beschäftigt, einen
Heringstopf zu öffnen.
    Die Feuerwehr fuhr ab. Die TKKG-Bande
trollte sich zur Straße, wo Glockner an seinem Wagen lehnte und den
Sprechfunkhörer am Ohr hatte. Logisch, daß er seine Abteilung im Präsidium mit
Infos versorgte.
    Die Gaffer waren abgerückt, die Straße
verwaiste wieder.
    Klößchen trat dicht an den Wagen und
hielt etwas, das er in der rechten Hand hatte, ins Licht der Innenbeleuchtung.
    „Ganz verdreckt“, murmelte er.
    Tim sah, daß es ein Stück Papier oder
eine Postkarte war.
    Klößchen setzte zu einer Wegwerf-Bewegung
an, um das Verdreckte in den Rinnstein zu befördern, entsann sich aber seiner
Pflicht zur Sauberhaltung der Stadt und äugte nach einem Papierkorb umher.
    „Was hast du denn da?“ Tim trat zu ihm.
    „Ein Foto. Lag hinter der Terrasse. Ist
aber wer draufgelatscht mit Dreckstiefeln.“
    „Ein...,“ Tim riß es ihm weg. Im
Innenlampenlicht starrte er das entwicklungsfrische Foto an.
    Für einen Moment verschlug es ihm die
Sprache.
    Das Bild zeigte den Eingang des
Teufelstunnels. Ein Felsbrocken wurde neben die Schienen gerollt. Hände, Arme
und ein vorgespreiztes Bein des Täters waren lupenrein zu erkennen. Auf ihm
selber, dem Kerl, hatte freilich ein Feuerwehrstiefel eine Pirouette (wirbelnde
Drehung) gemacht. Kopf und Körper waren unkenntlich, zerkratzt, der Hang
des Teufelsbergs mit Gartenlehm verschmiert.
    „Willi!“ ächzte Tim. „Siehst du denn
nicht, was das...“
    Statt an der langen Leitung seines
Freundes rumzumosern, der heute offenbar geistesmüde war, hechtete er zu Glockner.
    Der Kommissar telefonierte noch und
stand abgewandt.
    „Herr Glockner! Hier! Hier! Sie hat
doch, die Rawitzky, hat doch den Täter gesehen. Und abgelichtet! Ihn in voller
Aktion mit dem Tele geschossen. Und uns hat sie nichts gesagt.“

15. Blutige Krallen
     
    Sie saßen im Wagen und

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