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Anschlag auf den Silberpfeil

Anschlag auf den Silberpfeil

Titel: Anschlag auf den Silberpfeil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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war aber
ansonsten gekleidet wie bei einer Aufsichtsratssitzung: dunkle Hose, dunkle
Halbschuhe, weißes Hemd. Dazu eine verwegene Krawatte, nämlich dunkles Grau.
Daß sie — ganz unten — auch mit blauen Punkten gemustert war, hatte ihn
sicherlich in seelische Nöte gestürzt. Oder er war — nach dem Motto: Man muß
auch was wagen — über sich selbst hinausgewachsen.
    Wie oft der lacht, dachte Tim, darüber
läßt sich mühelos Buch führen. Strenger Mensch, dieser Geldverwalter.
    Befremdet blickte Jesper die TKKG-Bande
an.
    „Bringen Sie Ihre Kinder mit?“ fragte
er Glockner.

    „Es sind Mitschüler Ihres Sohnes. Und
wichtige Zeugen in der vorliegenden Sache.“
    „Welche Sache?“
    Immerhin hatte er sie eingelassen und
die Tür geschlossen.
    Sie befanden sich in einer
imponierenden Eingangshalle mit holzgetäfelten Wänden und einem offenen Kamin.
Hochlehnige Sessel gruppierten sich. Die lebhafteste Farbe war ein
schwärzliches Flaschengrün.
    Wenigstens stehen keine Särge herum,
dachte Tim. Das überrascht angenehm.
    „Es ist sehr ernst“, sagte Glockner. „Ihr
Sohn Erich hat nach unseren bisherigen Erkenntnissen einen Anschlag verübt auf
die Bundesbahn. Ein Triebwagen entgleiste. Reisende wurden verletzt. Hoher
Sachschaden entstand. Und die Bahn wurde inzwischen erpreßt. Im einzelnen hat
sich das so abgespielt...“ Während er berichtete, vereiste Jespers Miene.
    Aber das Eis war nur äußerlich.
Innerlich kochte er.
    Tim sah, wie in seiner Halsschlagader
das Blut wogte.
    Als Glockner erzählt hatte, holte
Jesper tief Luft.
    „Ich glaube, Sie sind übergeschnappt“,
sagte er.
    „Bitte, bleiben Sie sachlich! Und höflich!“
    „Mein Sohn... niemals! Erich tut sowas
nicht.“
    „Gertrud Rawitzkys Aussage belastet
ihn.“
    „Diese... diese Person! Begreifen Sie
denn nicht, daß sie meinen Sohn nur verleumdet? Was die sagt, zählt überhaupt
nicht. Wahrscheinlich wollte sei einen Kredit haben. Der wurde ihr
abgeschlagen. Ja, so könnte es gewesen sein. Und jetzt rächt sie sich auf infame (niederträchtige) Weise. Daß sie lügt, können Sie schon daran erkennen:
Sie behauptet, sie hätte heute abend mit mir telefoniert. Ich war gar nicht hier.
Bin erst vor zehn Minuten zurück. War den ganzen Abend bei Bekannten. Wir haben
zusammen gespeist. Und dann Musik gehört. Johann Sebastian Bach. Meine Frau war
dabei. Mit niemandem habe ich telefoniert. Am wenigsten mit dieser Fotografin.“
    „War Ihr Sohn hier im Haus?“
    „Ich nehme es an.“
    „Wo ist er jetzt?“
    „In seinem Zimmer, denke ich. Seit
heute morgen... nein, seit gestern morgen habe ich ihn nicht gesehen. Ich bin
viel beschäftigt. Auf mir lastet Verantwortung. Ich kann mich nicht um
Kinkerlitzchen (Nichtigkeiten) kümmern. Ich meine, er ist ja schon 17
und weiß, was er tut.“
    „Ihr Sohn ist erst 16“, sagte Tim.
    „Na, und? Er wird 17.“
    „Nächstes Jahr im Mai“, sagte Gaby. „Als
er nämlich vor kurzem seinen 16. Geburtstag hatte, wollte er mich einladen. Wer
so vielbeschäftigt ist wie Sie, der kann sich ja mal irren — bei den
Kinkerlitzchen.“
    Gleich platzt er, der Supervater!
dachte Tim. Kein Wunder, wenn sein Ableger Mist baut. Wahrscheinlich hat er ‘nen
Haß aufs Elternhaus und sämtliche Bewohner. Na, schön! Sowas gibt’s. Aber
deshalb darf man nicht gleich auf die Bundesbahn loshauen.
    „Ich wiederhole“, sagte Jesper, und
seine Stimme klang wie eine Registrierkasse. „Mein Sohn begeht keine
Verbrechen. Die Frau lügt. Weitere Beweise haben Sie, Herr Kommissar, offenbar
nicht.“
    „Die Fotos sind Beweise.“
    „Die gibt es nicht.“
    „Ihr Sohn hat sie.“
    „Nein.“
    „Alle Indizien weisen darauf hin, daß
er bei Frau Rawitzky eingebrochen und die Fotos gestohlen hat.“
    „Ich verwahre mich gegen
    „Weshalb er Feuer legte“, fiel Glockner
ihm ins Wort, „weiß ich nicht genau. Vermutlich aus Rache. Könnte es sein, daß
Frau Rawitzky am Telefon mit ihm sprach — er sich für Sie ausgab?“
    Jesper bewegte die Lippen und
schluckte. „Äh, wie kommen Sie darauf?“
    „Es würde erklären, wieso er so schnell
auf der Matte stand. Und jetzt reden wir nicht mehr lange herum. Ich will Ihren
Sohn sprechen. Sofort. Sie werden sicherlich Ihren Anwalt hinzuziehen - bitte!“
    Jesper zögerte. Dann wies er auf die
tristen Sessel.
    „Wenn Sie Platz nehmen wollen — ich
hole Erich.“
    Plötzlich zündete in Tims Kopf eine
Idee: als platze ein Knoten, der lange überfällig

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