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Anschlag auf den Silberpfeil

Anschlag auf den Silberpfeil

Titel: Anschlag auf den Silberpfeil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Hände spürten Fell. Ein Bündel Wildheit. Er packte das
Vieh, warf es von sich und floh.

    Blindlings rannte er los. Seine
Taschenlampe lag irgendwo am Boden. Er stolperte, taumelte, flüchtete und wußte
nicht, wohin. Sein Gesicht war ein einziger rasender Schmerz. Hatte das Vieh
seine Augen getroffen? War er blind?
    Krach! — stieß er gegen eine Tür. Die
Klinke! Er riß die Tür auf, fiel über die Schwelle in Finsternis und konnte die
Tür hinter sich zureißen.
    Das Fauchen — ihm auf den Fersen — endete
wie abgeschnitten. Mit dumpfem Laut prallte das Tier gegen die Tür.
    In Sicherheit! Erst mal war er in
Sicherheit.
    Zitternd tastete er umher. Er fand den
Lichtschalter. Jetzt war alles egal.
    Als es hell wurde, sah er sich in einem
kleinen Raum — den Geräte füllten, die er nicht kannte.
    Aber er begriff, daß es die
Dunkelkammer war. Und er sah alles. Mit dem rechten wie mit dem linken Auge.
Wenigstens die waren heil geblieben.
    Er tastete über sein Gesicht. Die Haut
hing in Fetzen. Blut verschmierte seine Hände. Schmerz brannte sich ein in
Wangen und Lippen.
    Keuchend lehnte er sich an die Wand.
Was für ein Vieh war das? Leopard? Luchs? Wildkatze? Oder ein Leo-Lu-Ka — eine
Spezialzüchtung, Kreuzung aus allem? Egal! Die Bestie war mörderisch
gefährlich. Das genügte. Und hier — um Himmels willen — saß er akkurat (genau) in der Falle.
    Es gab nur die eine Tür, keine zweite,
kein Fenster. Und vor der Tür lauerte der Leo-Lu-Ka. Blut hatte der jetzt
geleckt. Und gierte sicherlich danach, seinem Opfer den Rest zu geben.
    „Was mache ich nur?“ flüsterte Erich
und drückte sein Taschentuch ans Gesicht.
    Das weiße Leinen, eben noch sauber wie
frischer Schnee, färbte sich rot.
    In einem Regal lagen Fotos.
    Ihm fiel ein, weshalb er hier war.
    Für einen Augenblick vergaß er Wunden
und Schmerz.
    Da lagen sie ja — die Fotos von ihm.
Viele. Sehr viele. Teuflisch gut waren sie. Man erkannte ihn genau. Und man
sah, was er tat.
    Er raffte sie zusammen, überzeugte
sich, daß keine anderen von ihm da waren, steckte sie ein und fand auch die
dazugehörenden Negative.
    Na also! Wenigstens das klappte. Aber
was nützte das? Er saß in der Falle. Wie kam er hier raus?
    Einen winzigen Spalt öffnete er die Tür
— gerade so weit, daß ein Telegramm durchgepaßt hätte.
    Sofort schwoll draußen das Fauchen an,
als hätten sich die Wildkatzen aller Naturparks zum Jahrestreffen versammelt.
    Schnell schloß er die Tür.
    Womit sollte er sich wehren?
    Sein Blick fiel auf Geräte, von denen
er nicht wußte, daß sie Namen hatten wie Filmentwicklungsdose,
Entwicklerlösungs-Faltflasche, Mensuren, Wässerungswanne,
Filmdosenbewegungsgerät...
    Nutzlos für ihn. Er brauchte ein
Jagdgewehr.
    Dann sah er die Streichhölzer.
    Keine Katze mag Feuer. Das war ihm
bekannt.
    Hoffentlich benahm das Vieh der
Rawitzky sich nicht wie die Ausnahme von der Regel!
    Ich muß ausbrechen, dachte er. Mit ‘ner
Fackel wehre ich das Vieh ab. Genügt das? Nein. Den Kopf muß ich schützen. Denn
womöglich springt die Bestie durchs Feuer und mich an. Eine Taucherglocke — die
wäre jetzt richtig. Rawitzky! Dusselige Kuh! Warum ist hier kein Taucherhelm?
    Aus Hochglanzfolie und Fotopapier
drehte er sich eine Fackel.
    Den Boden bedeckte ein Teppich. Er war
nicht groß. Über den Kopf gehängt, umfloß er Erich wie ein Zelt und reichte
hinab bis zu den Schenkeln.
    Der Teppich war offenbar längere Zeit
nicht gereinigt worden. Erich konnte kaum atmen unter dem Ding. Immerhin — die
dicht geknüpfte Qualität bot Schutz vor den Krallen der Bestie.
    Er hob sein Zelt soweit an, daß er die
Fackel anzünden konnte. Sie brannte knatternd — mit grellen Lichtern.
    Er stieß die Tür auf und warf die
Fackel hinaus.
    Während er losrannte, hielt er von
innen den Teppich fest.
    Die Richtung... stimmte. Dann weiter!
Hinter ihm zuckte Feuerschein. Durch die Diele — zum Wohnraum, zum
Terrassenzimmer und dann...
    Bruuuch! — prallte er gegen eine
Türfüllung.
    Die Schulter war der Prellbock, und ihm
wurde übel vor Schmerz. Seine Knie wackelten. Konnte ein Mensch soviel aushalten?
Aber wenn er jetzt umfiel, würde die Bestie ihn zerfleischen.
    Da war sie schon. Hinterrücks sprang
sie ihn an. Er spürte ihr Gewicht auf den Schultern. Jetzt saß sie ihm im
Nacken. Tatzen bearbeiteten seinen Hinterkopf.
    Hahah! Blödes Vieh! Aussichtslos! Durch
den alten Perser kommst du nicht durch.
    Diesmal stimmte die Richtung. Er fand
den Weg ins

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