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Anschlag auf den Silberpfeil

Anschlag auf den Silberpfeil

Titel: Anschlag auf den Silberpfeil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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warteten.
    Glockners Kollegen waren gekommen. Er
hatte sie zurückgeschickt. Spurensuche erübrigte sich. Hier lief der Fall
anders.
    Tim, der hinter Gaby saß, schob eine
Hand über die Lehne und kitzelte sie im Nacken. Sie wackelte mit den Schultern.
Dann beugte sie sich vor.
    „Da kommt ein roter Wagen, ein kleiner.
Ist sie das?“ Gertrud Rawitzky fuhr langsam. Offenbar wunderte sie sich über
die Wasserlachen vor ihrem Grundstück.
    Sie lenkte den Wagen in die Einfahrt,
hielt neben dem Haus und stieg aus.
    „Ihr bleibt erstmal hier“, gebot Glockner.
    Als er die Fahrertür schloß, blickte
die Rawitzky her, und sie wartete, bis er auf sie zukam.
    Sofort rutschte Gaby nach links und
kurbelte die Scheibe herunter. Jetzt verstanden die vier Freunde genau, was
drüben gesagt wurde.
    „Ich bin’s schon wieder, Frau Rawitzky.
Sie werden gleich eine unangenehme Überraschung erleben. In Ihre Wohnung wurde
eingebrochen. Durch die Terrassentür. Offenbar legte der Einbrecher Feuer. Ihr
Wohnraum und die Diele sind — was die Ausstattung betrifft — von den Flammen
vernichtet. Schlimmeres wurde verhütet, weil die Feuerwehr rechtzeitig kam.“
Die Fotografin preßte eine Hand an den Mund.
    „Um Gottes... Gottes... willen“,
stotterte sie. „Einbruch... Und Feuer? Das... verstehe ich nicht.“
    „Sie haben keine Ahnung, was der
Einbrecher gewollt hat?“
    „Nein! Keine Ahnung! Wie sollte ich?
Ich verstehe nicht, was... Sie meinen.“
    „Ich meine, daß Ihr Einbrecher und der
Kerl, der den Anschlag auf den Triebwagen verübt hat, ein und derselbe sind.
Ferner meine ich, daß Sie mich belogen haben. Sie haben den Täter fotografiert:
als er das Hindernis errichtete, als er Steine aufs Gleis wälzte. Haben Sie
sich mit ihm in Verbindung gesetzt? Oder hat er Sie draußen am Teufelstunnel
bemerkt? Er kennt Sie. Und er war hier, um Ihre Fotoserie zu stehlen. Offenbar
ist ihm das gelungen. In Ihrer Dunkelkammer, wo ich mich umgesehen habe, ist
ein heilloses Durcheinander. Er hat rumgewühlt — und alles, was ihn betrifft,
mitgenommen. Einschließlich der Negative.“
    Sie taumelte. Ihre Knie knickten ein.
    Ein Schwächeanfall?
    Bevor Glockner sie stützen konnte,
lehnte sie sich an ihren Wagen.
    Für einen langen Augenblick herrschte
Stille.
    Im BMW hielt die TKKG-Bande den Atem
an.
    Nur Oskar, der wieder zu Gabys Füßen
lag, schnarchte.
    „Das... das vermuten Sie alles nur“,
stammelte die Frau. „Sie haben keinen Beweis. Und Sie irren sich.“
    Ihre Stimme klang kraftlos. Es war ein
letzter Versuch, sich zu retten.
    „Als der Täter sich absetzte, Frau
Rawitzky, hat er im Garten ein Foto verloren. Ich zeige es Ihnen gleich. Es
beweist, was ich sage, Wort für Wort. Lediglich ein Mosaiksteinchen fehlt noch:
der Täter selbst. Er ist nämlich nicht zu erkennen, weil das Bild an der Stelle
beschädigt wurde.“
    „Ist alles mir zu verdanken“, wisperte
Klößchen. „Wenn ich das Foto nicht gefunden hätte, wären wir jetzt so schlau...“
    „...wie du, als du’s wegwerfen wolltest“,
zischelte Tim. „Ruhe!“
    Anscheinend hatte die Fotografin wieder
Saft in den Knien. Sie stand senkrecht, ohne ihr Auto als Krücke zu benutzen.
Nervös zupfte sie an ihrem Mantel herum.
    „Mein... mein... Was ist mit Goliath?“
fiel ihr ein. „Offenbar ist er vor dem Feuer geflohen. Der Täter, Frau
Rawitzky! Wer ist es?“
    Sie senkte den Kopf. „Er heißt Erich
Jesper. Ein Junge. Ungefähr 16. Sein Vater ist der Bankier Jesper. Vorhin habe
ich ihn, den Bankier, angerufen. Und... und zu erpressen versucht. Ich wollte
ihm die Bilder verkaufen. Er hat mich auf morgen vertröstet. Ich kann nicht
glauben, daß er hier war, daß er eingebrochen hat. Außerdem habe ich mich nicht
zu erkennen gegeben.“
    Glockner machte eine Bewegung, die sein
Erstaunen ausdrückte. „Ihn haben Sie also auch erpreßt.“
    „Wieso auch?“
    „Ihn und die Bundesbahn.“
    „Was? Soll ich etwa die Bahn erpreßt
haben?“
    „Nicht Sie selbst. Schulzl-Müller wurde
von einem Mann angerufen. Haben Sie einen Komplicen?“
    Heftiges Kopfschütteln antwortete.
    „Ich habe weder die Bundesbahn erpreßt,
noch habe ich einen Komplicen. Ehrlich!“
    Wieder entstand Stille.
    Aber Gaby konnte sich nicht länger
zurückhalten.
    „Papi!“ rief sie gedämpft. „Den Erich
Jesper haben wir vorhin hier gesehen. Er hat sich in der Dunkelheit rumgedrückt
und dann getan, als müsse er weg.“
    „Aber er ist geblieben!“ krähte
Klößchen. „Das habe ich

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