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Anschlag auf den Silberpfeil

Anschlag auf den Silberpfeil

Titel: Anschlag auf den Silberpfeil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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eine Katze so zugerichtet. Aber daß er deeeeer ist — das hat er nicht gesagt.“
    „Hat sich nicht getraut. Immerhin
scheint’s ihm leid zu tun, daß du soviel Schaden hast.“
    „Wenn ich wieder richtig gesund bin,
verzeihe ich ihm. Aber erst dann. Bis es soweit ist, warte ich ab.“
    Gaby wünschte Hals- und Beinbruch im
Namen der TKKG-Bande — dann hielten es die vier nicht länger aus in der engen
Besenkammer.
    „Also“, sagte Tim, „Willi und ich
entledigen uns rasend schnell der verdammten Pflicht des gemeinsamen
Mittagsmahls — dann stoßen wir stadtwärts zum Hbf, wo ich, wie ihr wißt, mit
Christine Pfab verabredet bin — meiner netten Reisebekanntschaft, die sich die
Karte zweimal kaufen mußte und jetzt nicht den Mut hat, allein zu Otto Nitschls
Onkel, einem gewissen Franz Hauke, zu gehen. Wir treffen euch“, damit meinte er
Gaby und Karl, „vorn in der Halle. Gebongt?“
    Klößchen empfand das Essen im
Speisesaal keineswegs als verdammte Pflicht, sondern als Höhepunkt des Tages.
Konnte er doch vor gefüllten Schüsseln sitzen.
    Tim trieb ihn zur Eile.
    Und schon gegen 13.35 Uhr ketteten sie
vor dem Hbf ihre Tretmühlen an einen Laternenpfahl.
    Gaby und Karl warteten am Blumenkiosk.
    Karl studierte die Kursbuchtafeln und
rückte wiederholt an seiner Nickelbrille.
    Tims Freundin bewunderte die
langstieligen Rosen, die soeben von der Blumenfrau frisches Wasser erhielten.
    Tim legte Gaby den Arm um die Schulter.
„Tolle Rosen. Gefallen sie dir?“
    „Na, und wie! Die Rose ist die Königin
der Blumen.“
    „Und du bist meine Königin. Deshalb
schenke ich dir eine.“
    Er zückte sein Portemonnaie.
    Gaby errötete, erreichte aber nicht das
dunkle Rot jener Blumenkönigin, die ihr von Tim überreicht wurde.
    Die Blumenfrau schmunzelte. Karl und
Klößchen grinsten. Gaby bedankte sich mit einem Bussi. Dann stach sie sich an
einem Dorn, und aus dem Daumen trat ein kleiner Blutstropfen hervor. Tim
spendete ein Papiertaschentuch, und die Blumenfrau wickelte die Rose in drei
Bogen Zeitungspapier.
    „Hallo, Peter“, rief Christine Pfab in
diesem Moment.
    Sie schien bester Laune zu sein.
Offenbar kam sie diesmal mit ihrem Schwager zurecht. Tim stellte ihr seine
Freunde vor.
    „Ich weiß nicht“, sagte Christine, „ob
ich wegen der Angelegenheit noch was unternehmen soll. Andererseits sind 298
Mark viel Geld, und ich will nachher zum Frisör — dort beim Bahnhofsfrisör habe
ich mich angemeldet. Er scheint teuer zu sein.“
    Tim ließ ihre Unschlüssigkeit nicht
gelten.
    „Sie sind im Recht, Frau Pfab. Also
soll Nitschls Onkel den Geldbeutel aufmachen. Verzicht hieße, eine Gaunerei zu
begünstigen.“
    Zu fünft gingen sie zu dem Tabakwarenladen.
    INHABER FRANZ HAUKE — stand auf einem
kleinen Schild an der Tür.
    Tim spähte durch die Scheibe. Eben
hatte sich ein älterer Herr mit Zigarren eingedeckt. Er verließ den Laden.
    Ein feister Mensch rief ihm grinsend
eine Freundlichkeit nach.
    „Das scheint Hauke zu sein“, sagte Tim.
„Na, dann wollen wir mal.“
    Er betrat den Laden als erster. Die
andern folgten ihm. Der Feiste lächelte starr. Tim brauchte nicht zu überlegen,
um ihn einzustufen. Den Typ konnte er auf Anhieb nicht leiden.
    „Herr Hauke?“ fragte Tim.
    „Der bin ich.“
    „Von Ihrem Neffen Otto Nitschl wissen
Sie sicherlich, was sich gestern abgespielt hat. Ich meine nicht den Anschlag
auf den Triebwagen, sondern Neffe Ottos lockeres Verhältnis zu fremdem
Eigentum. Diese Dame hier ist Christine Pfab, die rechtmäßige Eigentümerin der
Fahrkarte.“
    Hauke glotzte mit Froschaugen.
Verständnislosigkeit breitete sich über das Feistgesicht.
    „Was ist los? Ich verstehe kein Wort.“
    In diesem Moment kam Otto, der
Stadtindianer, aus dem Hinterzimmer. Dessen Tür war geöffnet.
    Mit schiefem Grinsen versuchte er,
seine Verlegenheit zu überbrücken.
    „Ach, das Gesochs!“ rief er. „Wird man
die denn nie los? Dir habe ich das noch gar nicht erzählt, Onkel Franz. War mir
einfach zu unwichtig. Tja, es war so: Als ich zu Hause ins Bahnhofsgebäude kam,
bin ich über eine Fahrkarte gestolpert — eine gültige. Es war genau die, die
ich brauchte. Mit hiesigem Ziel. Klar, daß ich die benutzt habe. Ist ja
schließlich nicht meine Schuld, wenn jemand sie wegwirft. Aber dann, unterwegs,
stellte sich raus, daß die Frau sie verloren hat. Und der Mufti da hat ein
Riesengeschrei gemacht und mich sogar zu den... Bullen geschleppt.“
    Hauke starrte seinen Neffen an. „Und
das

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