Anschlag auf die Achterbahn
Vater wollte ihm sogar
eine Therapie ermöglichen, aber er hat alle gut gemeinten Ratschläge in den
Wind geschlagen. Es ist so traurig, mit anzusehen, wie er selbst die wenigen Einnahmen,
die er noch hat, brav ins Kasino oder zum nächsten Kiosk trägt.«
»Freunde, seid mir nicht böse«,
schaltete sich Tim ein. »Aber nach dem, was ich hier über Gunnar Steppke zu
hören bekommen habe, kommt er auch als möglicher Erpresser infrage.«
»Wie denn das?« Alle schauten
Tim erwartungsvoll an.
»Erstens wäre das eine
Möglichkeit für ihn, an neues Geld heranzukommen. Und zweitens kann ich mir gut
vorstellen, dass er nicht gut auf Stefans Vater zu sprechen ist, nachdem der
ihm die ganzen Fahrgeschäfte abgekauft hat. Er hätte sozusagen zwei Fliegen mit
einer Klappe geschlagen«, eröffnete Tim seine Theorie.
»Das ist doch völliger
Blödsinn, Tim!« Stefan tippte sich mit seinem Zeigefinger gegen die Stirn.
»Mein Vater hat ihm für sämtliche Fahrgeschäfte gut gezahlt und ihn nicht übers
Ohr gehauen. Warum sollte Gunnar sich an ihm rächen wollen?«
Tim war sich seiner Sache
sicher: »Du musst bedenken, dass Gunnar süchtig ist. Süchtig nach Geldspielen
und süchtig nach Alkohol. Bei solchen Leuten setzt der gesunde Menschenverstand
leider bisweilen aus.«
»Trotzdem bleibe ich dabei:
Gunnar kann es einfach nicht gewesen sein. In seinem Zustand wäre er gar nicht
in der Lage, ein solches Verbrechen zu begehen. Seit Monaten habe ich ihn schon
nicht mehr nüchtern erlebt. Wie, um Himmels willen, sollte er das alles geplant
haben? Wie sollte er an meine Fingerabdrücke gekommen sein? Wie hätte er eine
Bombe basteln können? Und wie hätte...«
Stefan verstummte. Jemand hatte
laut an der Tür geklopft.
»Stefan!«, bellte Rita Möllers
Stimme durch die Tür. »Das Abendessen steht auf dem Tisch. Wir werden nicht auf
dich warten.«
»Ja, ja, ich komme gleich
rüber. Fangt schon mal an zu essen.« Stefan war auf seinem Platz sitzen
geblieben. Er zerknüllte die leer gegessene Tüte und warf sie mit heftigem
Schwung in den Abfalleimer. »Diese verschrumpelte Zimtzicke!«, flüsterte er.
»Ich sage euch: SIE steckt unter Garantie hinter alledem. Und heute Abend wird
Rita Möller in den Knast wandern. Das gebe ich euch schriftlich.«
»Du kannst ruhig laut reden —
sie ist schon weg.« Karl hatte an der Wagentür gelauscht. »Wie kommst du denn
darauf, dass Rita Möller heute Abend überführt werden sollte? Das klingt so,
als ob du irgendetwas wüsstest, was du uns noch nicht erzählt hast.«
»Du hast recht, Karl. Ihr wisst
jetzt schon so viel, dass es albern wäre, euch das noch vorzuenthalten: Vor
zwei Stunden erhielt mein Vater schon wieder einen Erpresserbrief, den vierten
mittlerweile. Der — oder besser — die Erpresserin forderte noch einmal 100 000
Euro. Er, äh, sie befahl meinem Vater, das Geld in einen Umschlag zu tun und
diesen unter der Sitzbank des letzten Waggons vom ›Alpenblitz‹ mit Klebeband zu
befestigen«, gab Stefan den gebannt lauschenden TKKG bekannt.
Karl ging auf Stefan zu und
blieb vor ihm stehen. »Stand denn auch geschrieben oder vielmehr geschnipselt,
wann das Ganze stattfinden soll?«
»Ja, heute Abend. Um 20 Uhr.
Mein Vater ist diesmal wild dazu entschlossen, den Forderungen nachzukommen«,
antwortete Stefan.
»Wie bitte? Du meinst, er will
die Kohle tatsächlich bezahlen?«, ereiferte sich Tim.
»Natürlich geht es ihm gewaltig
gegen den Strich, zumal er heute auch noch die hohe Kaution für meine
Freilassung gestellt hat. Aber noch so einen Anschlag kann er sich nicht
leisten. Und wenn alles so klappt, wie ich es mir vorstelle, dann wird die
Knete auch nicht verloren sein.« Da war sich Stefan sicher.
»Soso, wie du dir das
vorstellst!«, zitierte Gaby seine Worte. »Was hast du denn jetzt noch in der
Rückhand?«
»Tja, Gaby, ich habe echt
Hochachtung vor deinem Vater«, entgegnete Stefan. »Irgendwie hat er den Braten
schon gerochen und mir für alle Fälle seine Handynummer gegeben, als ich heute
entlassen wurde. Ich solle ihn informieren, wenn mir irgendetwas Verdächtiges
auffällt. Nun, und kurz bevor ihr hier bei mir aufgetaucht seid, habe ich ihm
eine SMS zukommen lassen. Er weiß über alles Bescheid.«
»Und wie hat mein Vater
reagiert?«, wollte Gaby wissen.
»Schneller, als es die Polizei
erlaubt!«, scherzte Stefan mit einem fetten Grinsen. »Nein ehrlich, ich wusste
gar nicht, dass man überhaupt so schnell simsen kann. Er war mir über
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