Anschlag auf die Achterbahn
nahm sich eine
Getränkedose vom Tisch. »Wie hat dein Vater reagiert — bis auf, dass er wütend
aus dem Wohnwagen gerannt ist?«
»Im Prinzip gar nicht. Nachdem
der erste Zorn verflogen war, sagte er zu mir lediglich, dass er das Schreiben
nicht ganz ernst nehmen könne, weil es nur so vor grammatikalischen Fehlern
strotzen würde...«
»He, Freunde!« Tim war
plötzlich von seinem Platz aufgesprungen. »Klingelt es bei euch? Das haben wir
doch gestern schon einmal gehört. Erinnert euch doch!« Er holte tief Luft.
»Stefan, gestern, als wir zu dir kamen, wurden wir zufälligerweise Zeugen eines
Streitgespräches zwischen deinem Vater und diesem Gunnar Steppke. Es ging dabei
um irgendwelche Briefe mit Rechtschreibfehlern. Es kann sich nur...«
»Moment mal!«, fuhr Karl
dazwischen. »Es ging demnach nicht nur um einen, sondern um mehrere Briefe. Es
muss also außer diesem Schreiben noch weitere gegeben haben.«
»Genau zwei noch«, löste Stefan
das Rätsel. »Diese beiden anderen Briefe konnte ich mir leider nicht unter den
Nagel reißen. Aber so weit ich weiß, wollte der Erpresser immer mehr Geld
haben.«
»Und dein Vater hat weder
gezahlt noch ist er zur Polizei gegangen, weil er glaubte, dass es sich
lediglich um einen harmlosen Spinner handelte, nicht wahr?«, mutmaßte Gaby.
»Das ist halt so seine Art, auf
solche Sachen zu reagieren.« Stefan war zur Spüle gegangen und wusch sich die
von den Flips fettig gewordenen Hände.
»Dabei hat Herr Steppke gestern
im Wohnwagen deinem Vater eindringlich ans Herz gelegt, diese Drohbriefe nicht
leichtfertig abzutun«, berichtete Klößchen mit vollem Mund.
»Ja, Gunnar hat dahingehend
schon ein paar Mal auf meinen Vater eingeredet... aber wer hört schon auf einen
Alkoholiker?«, erklärte Stefan die Reaktion seines Vaters.
»›Damit... hicks... bringst
d-du uns aber alle in Teufels Küche...‹«, imitierte Karl lallend Gunnar
Steppkes Stimme.
»Mach dich nicht über Gunnar
lustig!«, sagte Stefan verärgert und schüttelte seine nassen Hände in Karls
Richtung aus. »Er hat dieses Schicksal wirklich nicht verdient. Mir tut er echt
leid.«
»Das war doch nicht böse
gemeint«, entschuldigte sich Karl und wischte mit dem Handrücken über sein nass
gewordenes Gesicht.
»Jetzt fangt bloß nicht an zu
streiten!«, funkte Gaby dazwischen. »Ich finde es viel interessanter, zu
wissen, wie lange du diesen Gunnar Steppke schon kennst. Hat er denn immer so
viel gesoffen?«
Stefan trocknete sich die Hände
ab und setzte sich wieder vor den Laptop. »Also: Gunnar kenne ich schon, seit
ich denken kann. Aber mit der Sauferei hat er erst in den letzten anderthalb
Jahren angefangen. Da hatte er sich aber schon ziemlich weit
heruntergewirtschaftet.«
Tim klaubte die letzten Flips
aus der Tüte. »Also ist sein übermäßiger Alkoholkonsum nicht die Ursache seines
Ruins...«
»...sondern im Gegenteil die
Reaktion darauf«, beendete Stefan den angefangenen Satz. »Man kann es sich
jetzt bei seinem Zustand kaum mehr vorstellen, aber Gunnar war mal ein ganz
großes Tier unter den Schaustellern. Ihm gehörte einst der ›Alpenblitz‹, das
›Piratenschiff‹ und noch einige andere gut gehende Fahrgeschäfte.«
»Der ›Alpenblitz‹?« Karl war
ganz hellhörig geworden. »Der gehört doch deinem Vater!«
»Jetzt ja. Er hat ihn vor knapp
zwei Jahren von Gunnar abgekauft, als dieser mal wieder knapp bei Kasse war«,
bestätigte Stefan Karls Aussage.
»Nun mach es doch nicht so
spannend!«, bohrte Tim nach. »Was ist los mit Gunnar Steppke? Warum hatte oder
hat er Geldprobleme?«
Stefan schaute gedankenverloren
den Bildschirm des Laptops an, auf dem immer noch der Drohbrief zu sehen war.
Dann klickte er entschlossen die Datei weg und klärte TKKG ausführlich über
Gunnar Steppke auf: »Vor ungefähr fünf Jahren wurde er von Freunden zum ersten
Mal in ein Spielkasino mitgenommen und fand nach und nach immer mehr Gefallen
an der Geldspielerei. Immer häufiger tauchte er in solchen Läden auf und
verjubelte dort im Laufe der Zeit brav sein gesamtes Erspartes. Als das alle
war, verkaufte er ein Fahrgeschäft nach dem anderen. Die meisten davon an
meinen Vater, bis nur noch die Dosenwerfbude übrig geblieben war. Schließlich
fing er mit der Sauferei an — aus Frust über seine verlorene Habe.«
»Aber warum hat denn keiner
etwas dagegen unternommen?«, wollte Gaby verzweifelt wissen.
Stefan zog die Stirn hoch.
»Vergiss es! Alle haben wir auf ihn eingeredet. Mein
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