Anschlag Auf Die Goetter
sie die Rache der Götter zu spüren bekommen.
Zweitens: der blinde Passagier. Vielleicht wußten die Götter bis jetzt noch nicht, daß er verschwunden war, doch sobald sie es erfuhren, würden sie schnell dahinterkommen, daß er sich in dem Sternenschiff versteckte. Wie würden sie reagieren? Würden sie die Auslieferung des Unglücklichen verlangen? Wenn ja, wie sollte sie sich verhalten? Eine falsche Reaktion – und die Handelsbeziehungen mit Dascham waren für Jahrhunderte lahmgelegt.
Drittens: die Waffen. Larramac hatte absichtlich verschwiegen, was das Schiff transportierte. Ebenso, wie er Dev über das Ziel ihrer Reise im Ungewissen gelassen hatte. »Wenn es soweit ist, werde ich Ihnen schon sagen, wohin Sie fliegen müssen!« hatte er gesagt, und alle ihre Versuche, mehr aus ihm herauszuholen, waren gescheitert. Ihr war klar, daß Larramac nicht versucht hatte, die Waffen hier zu verkaufen. Die Götter hätten dies mit aller Gewalt verhindert. Der Handel mit Waffen war nicht illegal, und doch komplizierte dieses Frachtgut die Handelsfahrt des Schiffes, für die sie, Dev, verantwortlich war.
Außerdem empfand sie persönlich den Handel mit Waffen unmoralisch. Normalerweise interessierte es sie nicht, ob sich andere Sternenrassen selbst in die Luft jagten, doch ihnen noch dabei zu helfen, empfand sie als ein Verbrechen.
Dies waren die Probleme, mit denen sie fertig werden mußte. Rasch begann sie, in ihrem Geist die Hilfsmittel aufzulisten, die ihr zur Verfügung standen.
Erstens: die Mannschaft. Da war als erstes Roscil Larramac, den sie als agil, draufgängerisch und habgierig kennengelernt hatte. Hinzu kamen eine gute Portion Aberglauben und Überheblichkeit, gelegentlich auch Charme und Großzügigkeit. Dabei war er äußerst intelligent. Zhurat dagegen war der geborene Quertreiber, doch über ihn brauchte sie sich keine Gedanken mehr zu machen. Lian Bakori tat alles, was man ihm sagte und keinen Handschlag mehr. Er war ein guter Navigator, doch seine neobuddhistischen Lehren verleiteten ihn zur Passivität. Gros Dunnis war ein As auf seinem Gebiet, meistens gut gelaunt, doch extrem faul. Schon öfter hatte Dev ihn mit äußerster Schärfe zur Ordnung rufen müssen.
Vervollständigt wurde die Mannschaft durch die zwanzig Roboter, die die schwersten Arbeiten spielend verrichten konnten, doch ihre geistige Beweglichkeit war kaum größer als die von Schwachsinnigen, und, um die Bestandsaufnahme vollständig zu machen, betrachtete sie auch ihre Person: ein eoanischer Kommandant mit guten Fähigkeiten, doch mit geringem Durchsetzungsvermögen, und außerdem belastet mit der legendären Arroganz und Selbstverherrlichung, für die die Eoaner bekannt waren. Das Bild, das sie von sich selbst zeichnete, gefiel ihr absolut nicht, doch die Situation erforderte Objektivität.
Zweitens: das Schiff. Die »Foxfire« war ein kleiner Frachter, vollbeladen mit verschiedenen Waren. Das Schiff an sich war unbewaffnet, doch eine starke Waffe stellte der Antigrav-Antrieb dar, dessen frei werdende elektromagnetischen Energien beim Start oder bei der Landung alles verwüsteten, was ihnen zu nahe kam. Der Antrieb konnte, sollte es nötig sein, durchaus als Waffe benutzt werden.
Drittens: der blinde Passagier. Obwohl er an Bord des Schiffes keine Funktion einnahm, war er eine Fundgrube an Informationen über den Planeten Dascham. Er hatte ihnen schon einige Fakten über die Geschichte und die soziale Struktur dieser Welt geliefert. Und sollte tatsächlich alles auf einen Zusammenstoß mit den Göttern hinauslaufen, hatte er sicherlich viele weitere wichtige Details zu liefern. Vorausgesetzt natürlich, daß sie ihn nicht den Göttern auslieferte.
Viertens: die Waffen. Ebenso wie Grgat waren diese als Hilfsmittel wie als potentielles Problem zu betrachten. Grundsätzlich haßte es Dev, andere Lebewesen zu verletzen, doch sie hatte mindestens ebensoviel Furcht davor, von anderen verletzt zu werden. Sollten die Götter ihnen wirklich den Krieg erklären, würde Dev sich wehren, nicht zögern, diese Waffen zu benutzen.
Dev entspannte sich langsam. Sie konnte ohnehin nichts anderes tun, als die Probleme auf sich zukommen zu lassen. Und doch war sie froh zu wissen, was sie erwartete und wie sie dem begegnen konnte. Müde drehte sie sich auf die andere Seite und versuchte zu schlafen.
Kaum hatte sie die Augen geschlossen, da klopfte jemand leise an ihre Tür. Schlaftrunken warf sie einen Blick auf den Chronometer an der Wand.
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