Anschlag Auf Die Goetter
gefunden?« fragte sie.
»Im Frachtraum, während wir die Aufräumungsarbeiten erledigten. Sie hatten recht, ich glaube, wir haben hier einen der Minisender, die die Götter benutzen.«
Dev war zu müde, um Genugtuung über die Richtigkeit ihrer Vermutung zu empfinden. Sie holte tief Luft und sagte: »Können Sie herausfinden, auf welcher Frequenz er sendet?«
»Das wird zwar eine Weile dauern, aber ich glaube, daß das möglich ist.«
»Dann begeben Sie sich sofort an die Arbeit. Ich möchte, daß Sie so schnell wie möglich einen Störsender bauen, damit ich die Deflektorschirme abschalten kann, um nicht zuviel Energie zu verlieren.«
»In Ordnung, Kapitän. Es dauert nur etwas.«
»Sie haben bis morgen um 7.30 Uhr Zeit. Dann müssen Sie fertig sein.«
»Aber, Kapitän, ich habe bis jetzt kein Auge zugetan, und die Tests…«
»Hätten Sie mit Zhurat keine Zechtour gemacht, wäre dies alles nicht nötig. Außerdem sind die Tests relativ einfach! Ich besitze selbst einige technische Kenntnisse und weiß, daß ich nicht länger als 15 Stunden brauchen würde, um den Störsender zu bauen und die Tests abzuschließen. Ich erwarte von Ihnen, da Sie auf dem Gebiet Experte sind, daß Sie das in der Hälfte der Zeit schaffen.«
Dunnis öffnete seinen Mund, um zu widersprechen, doch Dev schnitt ihm das Wort ab. »Jede Minute, die Sie mit mir hier herumargumentieren, fehlt Ihnen hinterher bei Ihrer Arbeit. Ich würde vorschlagen, daß Sie jetzt sofort damit anfangen.«
Der Ingenieur zuckte seine massigen Schultern und schlurfte unlustig davon, um ihre Befehle auszuführen.
Dev wandte sich zu Larramac und Bakori. »Ich bin in meiner Kabine, für den Fall, daß ich gebraucht werde. Ich habe den starken Verdacht, daß die Geschehnisse der heutigen Nacht nur das Vorspiel zu etwas viel Schlimmerem sind, und ehe ich damit konfrontiert werde, möchte ich zumindest ein paar Stunden schlafen.«
Bakori nahm ihre Bemerkung mit der gleichen stoischen Gelassenheit auf, die er immer zur Schau stellte. Der Navigator war ein orthodoxer Buddhist und akzeptierte alle Dinge so, wie sie waren. Noch nie war Dev einem solch passiven Mann begegnet, doch er verrichtete seine Arbeit ausgezeichnet und gab nie Anlaß zu Ärger oder Beschwerden. Roscil Larramac dagegen war ganz anders. Immer noch brütete er über den Worten von Grgat – sein abwesender Gesichtsausdruck bedeutete sicherlich nichts Gutes.
›Ich würde viel drum geben, wenn ich wüßte, was jetzt hinter seiner Stirn vorgeht‹, dachte Dev. ›Doch ich weiß genau, was immer es ist, es wird mir nicht gefallen.‹
Trotz ihrer Ankündigung fand Dev keinen Schlaf. Sie lag auf den Decken ihres heruntergeklappten Feldbettes, ruhelos wanderten ihre Augen durch den Raum. In einer Ecke der schmalen Kabine waren eine Toilette und ein Waschbecken installiert, die gegenüberliegende Wand enthielt Wandschränke zur Aufbewahrung des persönlichen Eigentums. Abgesehen von einer Uhr, ein paar Bildern, die ihre toten Eltern und das Waisenhaus zeigten, wo sie ihre Kindheit verbracht hatte, einigen Schnappschüssen von Planeten, die sie besucht hatte, und ihrem Lieblingsspruch von Anthropos unter Glas – »Bete nicht um Wunder, sondern mach sie selbst!« – waren die Metallwände nackt.
Die Probleme, die sich innerhalb weniger Stunden vor ihr aufgetürmt hatten, ließen sie nicht zur Ruhe kommen. Unwillig nahm sie eine Mikrospule und ließ sie durch den Betrachter laufen, doch sogar das Lesen, sonst ihre liebste Freizeitbeschäftigung, konnte sie nicht ihre Sorgen vergessen lassen. Müde stellte sie den Betrachter auf den Boden neben dem Bett.
»Alle Probleme haben auch Lösungen«, rief sie sich selbst ins Gedächtnis. »Man muß sie nur konsequent durchdenken.« Damit begann sie, die anstehenden Probleme zu zergliedern und sie unabhängig voneinander zu betrachten.
Erstens: die Götter. Ihre Worte an den Engel schienen ihren Zorn über Zhurats Lästerung besänftigt zu haben, doch sie würden die Menschen bestimmt nicht aus den Augen lassen. Die Crew der »Foxfire« konnte einen gefährlichen Einfluß nehmen auf die Daschamesen, die sie mit Gewalt und Strenge ruhig zu halten versuchten. Das Anschalten der Deflektorschirme würde die Götter in ihrem diesbezüglichen Verdacht nur bestärken. Dev war sicher, daß jedes Mitglied der Mannschaft von diesem Moment an scharf überwacht wurde. Deswegen mußten jedes Wort und jeder Schritt vorher bedacht werden, anderenfalls würden
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