Anschlag Auf Die Goetter
was bedeutete, daß die Geschwindigkeit eines fallenden Objektes ständig zunahm, je tiefer es stürzte. Sogar der kleinste Stein konnte einen Menschen töten, wenn er aus großer Höhe fiel.
Inzwischen wurde das Bombardement immer heftiger, doch sie konnten ihren Abstieg nicht beschleunigen, weil sonst die Gefahr eines Fehltrittes zu groß wurde.
»Es ist besser, wir verlangsamen unseren Abstieg etwas«, sagte Dev, »haltet euch so dicht wie möglich an der Wand und sichert jeden Schritt vorher ab. Bietet ihnen so wenig Zielfläche wie möglich.«
Immer mehr Steine und Geröll regneten auf sie herab, Dev preßte sich dicht an die Schachtwand. Im Licht ihrer Helmlampe blitzten einige der Trümmerstücke metallisch auf, und Dev wurde schlagartig klar, daß die Roboter auch Metallteile ihrer zerstörten Artgenossen auf sie schleuderten. »Roscil hat die schlechteste Position«, dachte sie. »Er bietet den Robotern das beste Ziel, wogegen ich, durch zwei andere Körper über mir gedeckt, relativ sicher bin.« Doch dieser Gedanke erwies sich als Trugschluß. Ein großes Metallstück schlug gerade in dem Moment schmerzhaft gegen ihre rechte Schulter, als sie die linke Hand von der Sprosse löste, um die nächstuntere zu ergreifen. Der Schmerz war nicht besonders stark, doch der Schlag hatte Dev so erschreckt, daß sie mit der rechten Hand die Sprosse losließ. Im Bruchteil einer Sekunde bemerkte sie den Fehler und versuchte, die Sprosse zu packen, doch ihre Hände griffen ins Leere. Mit einem entsetzten Schrei stürzte sie rücklings in die Finsternis.
Ein scharfer Schmerz schoß durch ihr Bein zu ihrer linken Hüfte. Der Fuß war durch die Sprosse gerutscht, hatte sich unter ihr festgehakt, und bremste ihren Fall, rettete ihr Leben. Sie hing nun kopfunter in dem dunklen Schacht, vor Schmerzen schwanden ihr beinahe die Sinne. Ihr linkes Fußgelenk war ausgerenkt, wenn nicht sogar gebrochen. Stockend klärte sie ihre Gefährten über ihre mißliche Lage auf. Vorsichtig näherte sich Grgat, blieb oberhalb der Sprosse stehen, in der sich ihr Fuß verhakt hatte, hielt sich mit einer Hand an der Sprosse fest und Versuchte mit der anderen, sie zu packen. Auch Dev streckte ihm ihren Arm entgegen, wagte jedoch nicht, sich zu sehr zu bewegen, aus Furcht, ihr Fuß könnte sich aus der Halterung lösen und sie in das Nichts stürzen lassen. Alle ihre Versuche schlugen fehl, der Einheimische war einfach zu klein. Er konnte die ausgestreckte Hand des Kapitäns nicht erreichen.
»Einen Augenblick«, rief Dev. »Ich habe eine Idee.« Um die Hüfte geschlungen trug sie immer noch das Seil, womit sie ihren Bergauf stieg begonnen hatten. Rasch machte sie es los und versuchte, dem Einheimischen das Seilende zuzuwerfen.
»Fang es auf!« Mehrmals griff Grgat ins Leere, doch endlich gelang es ihm, daß Seilende zu packen. In fliegender Hast band er es an der Sprosse fest, und Dev begann langsam, sich an ihm hochzuziehen. Ihre Armmuskeln schienen vor Überanstrengung zu reißen, doch Dev biß die Zähne zusammen und zog sich langsam hoch. Schließlich gelang es ihr, eine Hand auf die Sprosse zu legen, auf der Grgat stand. In diesem Moment fiel ein großes Metallstück den Schacht hinab, schlug hart gegen Grgats Arm, mit dem er sich an der Sprosse festhielt. Mit einem Aufschrei verlor der Daschamese den Halt, stürzte kopfüber an Dev vorbei in den dunkel gähnenden Abgrund. Erschüttert, zu keiner Bewegung fähig, verfolgte Dev den tödlichen Sturz ihres Lebensretters. Mehrere Sekunden stand sie wie erstarrt, dann begann sie haltlos zu schluchzen. »Ich bin schuld an seinem Tod«, dachte sie immer und immer wieder. »Ich hätte ihm helfen müssen, hätte etwas tun müssen.« Um sie herum versank das Universum, sie war allein mit sich selbst.
»Kapitän?« Eine leise Stimme drang zu ihr durch, und sie erkannte Dunnis’ Stimme, doch ihr saß der Schock zu tief, um darauf zu reagieren.
»Kapitän, ich weiß, wie schmerzlich sein Tod für uns ist, doch wir können nicht ewig hier stehenbleiben.«
»Warum eigentlich nicht?« dachte Dev. Der ganze Überfall war schon von vornherein zum Scheitern verurteilt. Gegen die Übermacht der Götter hatten sie nie eine Chance besessen, warum also sollten sie nicht hier stehenbleiben und den Tod erwarten? Tränen rannen über ihre Wangen.
»Dev, reißen Sie sich zusammen!« drang Larramacs Stimme zu ihr vor. »Wir müssen weiter!«
Langsam wich die Erstarrung von ihr. Sie hob ihren linken Fuß,
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