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Ansichten eines Klaus - Roman

Ansichten eines Klaus - Roman

Titel: Ansichten eines Klaus - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael-André Werner
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ich aufstehen, gehe rüber zu ihr an den Tisch und sage: »Sie wünschen?«
    »Ilka, weißt du schon was?«
    »Was habt ihr denn für Wein?«, fragt Ilka und schaut zu mir hoch.
    »Roten«, sage ich, »und weißen.«
    »Und was für Longdrinks?«, fragt sie weiter.
    »Gar keine. Nur Cocktails. Alles auf Wodkabasis. Alles, was in der Karte steht.« Ich nehme die Karte, die vor ihnen auf dem Tisch liegt, und reiche sie Ilka.
    »Na, ich schau mal.«
    »Sehr wohl«, sage ich und setze mich wieder, diesmal mit Blick zu ihnen, denn Petra wird mir sowieso gleich winken. Und tatsächlich, ich hab mich eben gesetzt, da stupst Ilka Petra an und Petra winkt mir.
    »Ja, bitte?«
    »Ich nehme einen Road Runner.«
    »Und ich einen White Russian«, sagt Petra.
    Ich nicke, gebe die Bestellung an Rolf weiter, der immerhin eine Cocktailfortbildung gemacht hat, und sage ihm, er soll die beiden gleich an Tisch drei rüberbringen, ehe ich mich wieder zu Sarah und Armin setze.
    »Kellnerst du wieder?«, fragt Armin.
    »Nur aus Gefälligkeit«, sage ich, »der Besitzer ist ein Freund von mir.«
    »Das mit Karola«, höre ich Ilka leise von weit hinter mir, »ist übrigens noch nicht vorbei.«
    »Wie jetzt?«
    »Na, die beiden sind noch zusammen. Sie will mit ihm reden, heute Abend, hat sie gesagt.«
    »Bitte sehr«, höre ich Rolf die Getränke bringen und auf den Tisch stellen. Einfach so, auf die Tischplatte. Kein Bierdeckel drunter, keine Serviette ...
    »Danke.«
    »Danke.«
    »Schon mal mit dem Gedanken gespielt«, fragt Sarah, »jemanden einzustellen?«
    »Täglich.«
    »Und?«
    »Ich bin auch gerade wieder ohne Job«, sagte Armin.
    »Das ist ja interessant«, sage ich, »erzähl mir mehr davon.«
    »Da gibt es nicht viel zu erzählen ...«, fängt er an.
    Sarah boxt ihn in die Seite: »Das war ironisch gemeint. Davon will hier keiner was wissen.«
    »Also, gibst du mir den Job?«, fragt er mich.
    »Wie kommst du denn darauf? Natürlich nicht. Wenn ich will, dass alte, heruntergekommene Männer bei mir kellnern, dann mach ich das selbst.«
    »Da wäre ich gerne Mäuschen«, höre ich Ilka leise von hinter mir.
    »Ich auch«, sagt Petra.
    »Eine Aussprache!«, sagt Ilka. »Ich meine, sie weiß, dass er fremdgeht. Er ist mit ihr fremdgegangen und mit einer Schülerin von ihr. Und sie will eine Aussprache.«
    »Und mit dieser Journalistin!«
    »Davon hab ich ihr gar nichts erzählt.«
    »Was? Wieso?«
    »Ist ja wohl nicht meine Aufgabe, sie vor diesem Arschloch zu schützen. Ist sie zu mir gekommen, als er sie angebaggert hat? Soll ich zu ihr sagen: Du, er ist nicht der Richtige für dich? Der wird sich früher oder später eine andere suchen. Der kann nicht treu sein ...«
    »Also?«, fragt Armin.
    »Also?«, frage ich zurück.
    »Was meinst du?«, fragt er
    »Was ich meine?«
    »Zu meinem Vorschlag«, sagt er.
    »Entschuldigung, ich hab eben nicht zugehört.« Ich sehe zu Sarah.
    Sie grinst und schüttelt den Kopf. »Nicht weiter wichtig. Sag einfach nein.«
    »Nein«, sage ich zu Armin.
    »Na, danke«, sagte Armin zu Sarah.
    Aber ich muss gar nicht lauschen, worüber Ilka und Petra sich unterhalten, inzwischen reden diebeiden so laut, dass ich nicht weghören kann, dass niemand hier im Theaterklaus weghören kann, und später wird Petra mir sowieso alles weitererzählen, was ich verpasst habe. Auch wie Ilka sagt, Karola hätte von ihr wissen wollen, um wen es sich handelt, und Ilka sagte, woher sollte sie es Karola erzählen können, wo es ihr der Schulleiter selbst nicht hatte sagen wollen.
    Gut, sie habe da ein paar Vermutungen. Von der Klassenschlampe, die rumläuft wie Nena in den Achtzigern mit weitem, verrutschtem T-Shirt und Minirock, bis hin zu der mit der altmodischen Hochsteckfrisur, sie wisse doch, worauf Alexander so stehe, aber sie hatte keine Lust, ihr Wissen oder ihre Vermutungen mit Karola zu teilen.
    Wie die beiden sich denn kennengelernt haben könnten, fragt Petra. Nicht, dass es wichtig wäre.
    Im Grunde sei das ihre Schuld, sagt Ilka. Ein halbes Jahr sei das jetzt her. Wandertag, Klassenausflug, die Betriebspraktika hätten demnächst angestanden. Da dachte sie, diesmal keine Abstimmung zwischen Bowling und Jüdisches Museum, diesmal bestimme sie doch einfach: Werksbesichtigung. Sie gebe ja zu, sie hatte es sich leicht machen wollen. Dann hatte sie Alexander gefragt, ob sie nicht in seiner Firma ... Damals war ja noch alles wunderbar gewesen zwischen ihnen, ein schöner Urlaub lag gerade hinter ihnen, kein Grund

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