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Ansichten eines Klaus - Roman

Ansichten eines Klaus - Roman

Titel: Ansichten eines Klaus - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael-André Werner
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Schaumkrone bedeckt ist und in sich zusammenfällt.
    »Was wollte er denn?«, fragt Petra, als würde es aus Ilka nicht sowieso gleich heraussprudeln.
    »Um Alexander ging es! Er hat mit einer Schülerin rumgemacht.«
    »Was?«
    »Er hat ...«
    »Jaja. Mit einer Schülerin?«
    »Mit einer Schülerin.«
    »Nein! Erzähl von Anfang an!«, sagt Petra.
    »Also«, fängt Ilka an, »es war gerade zweite große Pause. Ich saß im Lehrerzimmer, da ging die Tür auf, Schöller steckte seinen Kopf rein und sagte: ›Frau Bauer, wenn Sie einmal einen Moment Zeit hätten ...‹ Wir gingen in sein Büro, ich sollte mich setzen, er blieb hinter seinem Schreibtisch stehen und sagte: ›Frau Bauer, ich habe vorhin einen Anruf bekommen von den Eltern einer unserer Schülerinnen, und wie es aussieht, scheint Ihr Mann, äh, Lebensgefährte, mit einer unserer Schülerinnen, also jener Schülerin, eine sexuelle, äh, Beziehung, gehabt zu haben.‹«
    »Ich wäre im Boden versunken«, sagt Petra.
    »Ich am liebsten auch. Aber ich hab nur gesagt: ›Das ist nicht mein Lebensgefährte‹, und als er mich überrascht anstarrte: ›Wir haben uns getrennt.‹ – ›Ach so‹, hat Schöller da gesagt, ›gut‹, und mit den Fingern auf der Lehne seines Sessels herumgetrommelt. ›Gut.‹ Dann hat er sich gesetzt und gefragt: ›Deswegen? Wussten Sie davon?‹ – ›Nein‹, habe ich gesagt, ›ich wusste nichts davon, und wir haben uns auch nicht deswegen getrennt, und es geht Sie auch nichts an, weswegen wir uns getrennt haben.‹ – ›Ist ja gut, Frau Bauer‹, hat er mich unterbrochen. ›Ich wollte Sie nicht ... Darf ich fragen, wann Sie sich getrennt haben?‹ – ›Vor einer Woche‹, obwohl ich das gar nicht sagen wollte. Dann habe ich ihn noch gefragt, mit welcher Schülerin Alexander rumgemacht hat.«
    »Aber hoffentlich nicht mit diesen Worten«, sagt Petra.
    »Nein, ich habe ihn gefragt, um welche Schülerin es sich handeln würde. Aber er wollte es nicht sagen.«
    »Was? Wieso?«
    »›Ich halte es nicht für angebracht‹«, äfft Ilka jetzt ihren Schulleiter nach, »›Ihnen Auskunft darüber zu geben, obwohl, nein, gerade weil Sie mit Herrn ..., Ihrem damaligen Lebensgefährten nun nicht mehr zusammen sind, auch aus Gründen der Privatsphäre.‹ – ›Wessen Privatsphäre?‹ – ›Nun, der der Schülerin.‹«
    »Was?«, fragt nun wieder Petra.
    »Er meinte, wenn ich wüsste, um welche Schülerin es sich handelt, käme ich in Versuchung, mit ihr reden zu wollen, und das wäre für sie wahrscheinlich peinlich, mit der Partnerin des Mannes zu reden, mit dem sie fremdgegangen ist, zumal ich ihre Lehrerin bin. Von wegen schlechte Noten und so, und wenn es auch nur unbeabsichtigt ist. Und für den Fall, dass sie von sich aus auf mich zukommen sollte, dürfte ich nur im Beisein ihrer Eltern mit ihr sprechen.«
    »Was? Wie alt ist sie denn?«
    »Siebzehn.«
    »Ach, du Scheiße.«
    Petra blickt zu mir auf, ich habe völlig vergessen, vom Tisch wegzugehen, nachdem ich ihnen ihre Drinks serviert habe, ich drehe mich also um und setze mich zu Armin und Sarah zwei Tische weiter, so dass ich den Raum gut überblicken kann, falls jemand etwas bestellen will.
    »Und es wird ein Untersuchungsverfahren gegen mich geben«, höre ich Ilka vom übernächsten Tisch.
    »Was?«
    »Aber nur formal.«
    »Wieso? Weil Alexander, mit dem du nicht mehr zusammen bist, den du selbst rausgeschmissen hast, mit einer deiner Schülerinnen, ohne dass du etwas davon wusstest, was hatte? Sollen sie ihn doch verklagen!«
    »Juristisch hat er nichts falsch gemacht, so weit ich das verstanden habe. Sie war über sechzehn, Abhängigkeit mit Schutzbefohlenen kann man ihm auch nicht vorhalten, weil der Lebensgefährte einer Lehrerin eben nicht die Lehrerin selbst ist, zumal ich ja nichts davon wusste oder ahnte.«
    »Aber du bist ihre Lehrerin.«
    »Ja, und da hätte ich meinen Partner besser unter Kontrolle haben müssen. Ob ich denn nichts gemerkt habe, hat mein Schulleiter gefragt. Als ich ihm dann erzählt habe, dass ich nur wusste, dass er diese Journalistin hatte, meinte er, ich hätte es sozusagen wissen müssen, dass er fremdgehe.«
    »Wer kommt denn auf so was?«
    »Als müsste man damit rechnen, dass der andere immer wieder fremdgehe und ihn von anderen Frauen fernhalten.«
    »Weil er mit einer anderen rumgevögelt hat«, sagt Petra.
    Ilka nimmt einen Schluck und an dem Blick, den sie ihrer Freundin zuwirft, sehe ich, dass sie mit Petras Wortwahl nicht

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