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Ansichten eines Klaus - Roman

Ansichten eines Klaus - Roman

Titel: Ansichten eines Klaus - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael-André Werner
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denkst, während du auf mir sitzt.«
    »Tu ich ja gar nicht. Fiel mir nur eben so ein.«
    »Vor oder nach dem Kommen?«
    »Wer sagt, dass ich gekommen bin?«, kichert sie und ergänzt: »Postkoitaler Humor.«
    »Wer sagt, dass der Koitus zu Ende ist?«, antworte ich und kichere mit.

VOR ANDERTHALB JAHREN
    »Es ist aus«, sage ich, als sie wieder reinkommt. Ist doch leichter, als ich gedacht hatte.
    »Aha«, sagt sie und bleibt im Türrahmen stehen. »Was genau ist aus?«
    »Du hast doch gefragt«, sage ich, »als du rausgegangen bist.«
    Beate saß am Frühstückstisch, sagte: »Ich muss mal eben für kleine Königspinguine«, und als sie an der Tür war, hat sie gefragt: »Und – wie geht es sonst so? Mit dir und Petra?«, dann war sie im Dunkel des Flures verschwunden und ich konnte nur noch das Klappen der Badezimmertür hören. Als sie draußen war, hab ich die ganze Zeit überlegt, wie ich es sagen soll. Sie hat mich verlassen. Es ist vorbei. Wir haben uns getrennt. Wir legen eine Beziehungspause ein. Es geht nicht mehr. Es ist nicht viel weniger schwer, es auszusprechen, als bei Petra – aber da musste ich nicht groß überlegen. Oder habe nicht überlegt. Ich bin mit Petra S-Bahn gefahren, und am Anfang der Fahrt waren wir noch zusammen und am Schluss nicht mehr.
    Beate setzt sich.
    »Petra und ich«, sage ich, »wir sind nicht mehr zusammen.«
    »O Mann«, sagt Beate. Sie legt ihre Hand auf meine Schulter und streicht kurz darüber. »Wie geht’s dir?«
    »Och, na ja«, sag ich, »geht schon wieder.«
    »Jede Trennung«, sagt Beate und gießt uns Tee ein, »bringt dich näher an deinen richtigen Partner.« Sie stellt die Kanne ab und fügt auf meinen Blick hinzu: »Sagt eine esoterische Freundin von mir.«
    »Klingt trotzdem halbwegs logisch«, sage ich. »Man darf sich dann nur nicht von seinem richtigen Partner trennen.«
    »Und eine Untersuchung hat ergeben, dass es meist der dreizehnte Partner ist, der der richtige ist.«
    »Ausgerechnet!«
    »Jedenfalls bei Frauen. Der dreizehnte Mann. Im Durchschnitt.«
    »Da darf man nicht abergläubisch sein.«
    »Und wenn man ihn schon früher findet, sollte man nicht auf den dreizehnten warten. Dir geht’s wirklich gut?«
    »Ja«, sage ich, »ist ja auch schon ne Woche her. Wo sind eigentlich deine Kinder?«
    »Die Große ist in der Schule und die Kleine in der Kita, aber lenk nicht ab. Du trennst dich, und rufst mich nicht gleich an?«
    »Ja«, ich zucke die Schultern. Frauen tun das in solch einer Situation, ich meine, was haben Petraund Ilka immer telefoniert, nach jeder Alexander-Ilka-Trennung. Männer nicht. »Wie gesagt, es geht schon wieder. Die Kneipe hat mich abgelenkt, und eigentlich bin ich auch eher enttäuscht als traurig.«
    »Wie kommt’s?«, fragt Beate.
    »Alexander und Ilka sind wieder zusammen«, sagt Petra eine Woche vorher zu mir, sage ich zu Beate.
    »Was?«, frage ich.
    »Na«, Petra fuchtelt mit den Händen in der Luft herum, »das ist jetzt das vierte Mal. Sie hat sich dreimal von ihm getrennt und dann das! Sie weiß doch, wie er tickt. Verdammt. So ein Arschloch!«
    »So«, ich suche das richtige Wort, »klug« träfe es in diesem Moment ja eher nicht, es geht ja um Gefühle, »konsequent«, sage ich also in Ermangelung eines besseren, »hab ich Ilka sowieso nie eingeschätzt.« Nein, klug trifft es wirklich nicht. Ilka ist eben der romantische Typ, und Alexander hat so seine Phasen, aber eines Tages, wenn er sich erst mal ausgetobt hat, wird er zu ihr zurückkommen, und dann bleiben sie glücklich zusammen und nichts kann sie trennen, und sie werden Kinder bekommen und zusammen alt werden. So stelle ich es mir vor, sieht es in Ilkas Kopf aus. Würde ich sie halbwegs nett finden und wäre sie nicht nur die Freundin meiner Freundin, sondern auch eine Freundin von mir – ich würde sie auf den Kopf stellen und so lange schütteln und rütteln, bis der ganzeAlexander aus ihr herausgefallen wäre. Aber so ist es mir eigentlich egal, welche Fehler ihres Lebens sie noch begeht, vielleicht eine weitere Trennung von Alexander in ein, zwei Jahren, vielleicht ist sie dann schon schwanger, aber pünktlich zur Geburt kommt er dann doch wieder zurück – Alexander ist jedenfalls Fehler Nummer eins in ihrem Leben.
    »Und was ist mit dieser Karola?«, frage ich.
    »Von der hat er sich jetzt getrennt«, sagt Petra.
    »Hier, hier«, Beate schnippt mit den Fingern, den Arm in der Luft, »ich weiß es, ich weiß es, mein Bruder hat es mir

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