Anthrax
erwiderte Paul und ließ sich Laurie gegenüber an dem kleinen Küchentisch nieder. Tom-2 schien sich auf seinem Schoß pudelwohl zu fühlen.
»Du erstaunst mich immer wieder«, brachte Laurie zwischen zwei Bissen hervor. »Heute morgen hätte ich nun wirklich nicht mit dir gerechnet.«
»Ich weiß«, entgegnete Paul mit einem verschmitzten Lächeln. »Aber ich habe eine Überraschung für dich, und ich wollte sie dir lieber von Angesicht zu Angesicht präsentieren. Schließlich möchte ich mir deine großen Augen nicht entgehen lassen.«
»Jetzt machst du mich aber neugierig«, bestürmte ihn Laurie. »Womit willst du mich denn schon wieder überraschen?«
»Zuerst möchte ich dir noch sagen, wie schön ich es fand deine Freunde kennenzulernen«, entgegnete Paul. »Sind ja zwei beeindruckende Typen.«
»Freut mich, daß du sie magst«, sagte Laurie. »Aber jetzt rück schon mit der Überraschung heraus!« Paul grinste. Er wußte genau, wie neugierig Laurie war, und hielt sie deshalb extra lange hin. »Daß Jack jeden Tag mit dem Fahrrad durch die Stadt düst, finde ich wirklich bemerkenswert.«
»Paul!« stöhnte Laurie frustriert.
»Und Lou erst mal«, fuhr er fort. »Ich kann mich nicht erinnern, jemals einem so zurückhaltenden Menschen begegnet zu sein.«
»Du hast gleich einen Schlag Joghurt auf deiner Seidenkrawatte, wenn du nicht sofort mit der Sprache herausrückst.« Laurie zog den Löffel, den sie mit dem Stiel nach unten in der rechten Hand hielt, mit dem linken Zeigefinger nach hinten, als wollte sie ihn als Miniaturkatapult einsetzen. »Okay, okay«, lachte Paul und hob kapitulierend die Hände. Tom-2 roch sich anbahnende Gefahr und floh von Pauls Schoß ins Wohnzimmer.
»Du hast noch fünf Sekunden«, neckte Laurie. »Die Überraschung ist, daß wir nächstes Wochenende noch einmal nach Europa fliegen«, verkündete Paul. »Wir nehmen am Freitag die Concorde nach Paris, und von dort geht’s weiter nach Budapest. Budapest hat sich zu einer der interessantesten Städte Europas gemausert. Du wirst begeistert sein. Ich habe uns sogar schon eine Suite im Hilton reserviert – mit Blick auf die Donau, versteht sich.« Paul sah Laurie mit einem selbstzufriedenen Grinsen an. Laurie starrte zurück, sagte aber nichts. Paul verging das Grinsen. »Was ist los?« fragte er.
»Aber ich kann nächstes Wochenende nicht«, wandte Laurie ein.
»Warum nicht?« fragte Paul. »Ich muß meinen Arbeitsrückstand aufholen«, legte Laurie ihm dar und lachte halbherzig auf. »So viele unerledigte Fälle wie zur Zeit hatte ich noch nie auf dem Schreibtisch.«
»Aber du willst doch wohl nicht unsere Wochenendpläne durchkreuzen?« fragte Paul erstaunt. »Arbeiten kannst du schließlich werktags.«
»Ich habe entsetzlich viel zu tun«, erklärte Laurie. »Außerdem sind etliche Dinge liegengeblieben, weil ich mich gestern fast den ganzen Tag mit dem FBI um den Skinhead-Fall kümmern mußte.«
Paul verdrehte die Augen. »Paß auf! Dann machen wir es so: Wir knicken alles, was wir für diese Woche geplant hatten. Immerhin ist ja heute erst Dienstag. Wir lassen sogar das Ballett am Donnerstag abend sausen, obwohl ich mir für die Tickets wirklich die Beine in den Bauch gestanden habe. Aber das Ballett ist nicht so wichtig wie das Wochenende in Budapest.«
»Ich kann nicht nach Budapest fliegen!« stellte Laurie in einem Ton klar, der jede weitere Diskussion ausschloß. Für eine Weile herrschte Funkstille. Laurie sah ihren Beinahe-Verlobten an. Er erwiderte ihren Blick nicht, sondern sah auf seine Hände hinab und schüttelte unmerklich den Kopf. »Ich muß sagen, ich bin überrascht«, gestand er schließlich und begann nun sachte zu nicken, ohne jedoch von seinem Schoß aufzusehen. »Dabei war ich mir so sicher, daß ich dir eine Freude machen würde.«
»Ich würde ja gerne mit dir fliegen«, beteuerte Laurie nun mit sanfterer Stimme. »Aber ich habe auch noch andere Verpflichtungen, zum Beispiel meine Arbeit.«
»Es ist bestimmt nicht gesund, sich so von seiner Arbeit vereinnahmen zu lassen«, übte Paul leise Kritik und sah Laurie mit seinen pechschwarzen Augen an. »Dafür ist das Leben zu kurz.«
»Jetzt bist du aber ungerecht«, entrüstete sich Laurie. »Immerhin sind wir am vergangenen Wochenende in erster Linie wegen deiner Arbeit nach Paris geflogen. Nicht, daß wir uns nicht amüsiert hätten, als du deine Geschäfte erledigt hattest. Wahrscheinlich willst du auch nach Budapest, weil du dort etwas zu
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