Anthrax
die Reaktion vollzogen hat – denn die Zyklen finden ja in einer bestimmten Zeit statt.«
Jack und Lou starrten den aufgeregten DNA-Spezialisten verdutzt an.
»Soll ich die Methode anwenden?« fragte Ted. »Ja«, spornte Jack ihn an. »Das wäre großartig.«
»Dann mache ich mich sofort an die Arbeit«, versprach Ted und verschwand genauso schnell, wie er gekommen war. »Hast du irgend etwas verstanden?« fragte Lou. »Kein Wort«, bekannte Jack. »Ted lebt da oben in seiner eigenen Welt. Es hat schon seinen Grund, warum sie das DNA-Labor im obersten Stock untergebracht haben. Wir sollen alle denken, daß uns die Ergebnisse vom Himmel geschickt werden.«
»Ich brauchte dringend einen Crash-Kurs in Sachen DNA«, stellte Lou fest. »Bei der Polizei spielt das Thema auch eine immer wichtigere Rolle.«
»Das Problem ist nur, daß alle Nase lang neue Technologien auf den Markt kommen«, gab Jack zu bedenken. »Was hat es eigentlich mit diesem blauen Sternchen auf sich?« fragte Lou. »Geht es um das Sternchen, von dem du gebrabbelt hast, als ich reinkam?«
»Genau darum«, bestätigte Jack und erzählte dem Detective die Geschichte von dem kleinen Glitzerding. Er berichtete ihm auch von der kuriosen Tatsache, daß außer dem Sternchen kein weiterer Gegenstand im Büro der Corinthian Rug Company mit den Anthraxsporen kontaminiert zu sein schien.
»Ich kenne diese Sternchen«, entgegnete Lou. »Sie steckten in meiner diesjährigen Einladung zum Polizeiball.«
»Du hast recht!« rief Jack. »So eine Einladung habe ich auch schon mal bekommen. Ich habe mich die ganze Zeit gefragt, woher ich diese Biester kenne.«
»In einer Teppichfirma würde man sie allerdings nicht unbedingt vermuten«, stellte Lou fest. »Aber vielleicht hat es ja eine Büroparty gegeben.«
»Noch mal zu deiner Frage von vorhin«, wechselte Jack das Thema. »Willst du Laurie nun erzählen, daß ihr neuer Freund vorbestraft ist?«
»Na ja«, zögerte Lou. »Im Grunde hatte ich gehofft, du würdest dich anbieten, es ihr zu sagen.«
»Das kann doch wohl nicht angehen«, wehrte Jack ab. »Schließlich hast du herausgefunden, daß Lauries Neuer Dreck am Stecken hat. Also ist es auch deine Sache zu entscheiden, was du mit dieser Erkenntnis anfängst.«
»Da ist ja noch mehr«, brummte Lou. »Ich bin ganz Ohr«, entgegnete Jack neugierig. »Ich habe herausgefunden, womit er seine Geschäfte macht.«
»Das steht in seinem Strafreg ister?« fragte Jack. Lou nickte. »Er ist Waffenhändler.«
Jack blieb vor Staunen der Mund offenstehen. Daß Paul Sutherland mit Waffen handelte, war für Laurie mit Sicherheit eine viel wichtigere Information, als daß er irgendwann mal wegen Kokainbesitzes verurteilt worden war. »Er hatte eine Art Monopolstellung als Importeur von bulgarischen AK-47ern«, führte Lou aus. »Zumindest bis der Senat 1994 die Omnibus-Crime-Bill verabschiedet hat und die AK-47er ebenso wie achtzehn andere halbautomatische Maschinengewehre verboten wurden.«
»Das ist wirklich schlimm«, brachte Jack hervor. »Natürlich ist es schlimm«, fand auch Lou. »Diese bulgarischen AK-47er sind vor allem bei ultrarechten Terrorgruppen und anderen verrückten Survivalists äußerst beliebt.«
»Ich meine, im Hinblick auf Laurie«, stellte Jack klar. »Du weißt doch sicher, was sie von unseren Waffengesetzen hält.«
»Nicht so genau«, gestand Lou.
»Dann werde ich’s dir sagen: Sie würde am liebsten die gesamten Vereinigten Staaten entwaffnen, Schutzpolizisten eingeschlossen. Schußverletzungen sind ihr Spezialgebiet innerhalb der forensischen Medizin. Sie hat schon ziemlich viele Opfer auf dem Autopsietisch gehabt.«
»Das hat sie mir nie erzählt«, murmelte Lou. Er klang ein wenig verletzt.
»Jedenfalls wäre es wesentlich wichtiger, sie auf die Waffengeschäfte ihres neuen Lovers hinzuweisen, als die Kokaingeschichte breitzutreten.«
»Heißt das, du sagst es ihr?«
»Ach verdammt!« sträubte sich Jack. »Warum tust du es nicht selbst? Du hast es doch herausgefunden! Sie würde mich mit Sicherheit fragen, woher ich meine Informationen habe, und dann müßte ich dich sowieso verraten.«
»Das macht nichts«, meinte Lou. »Ich glaube einfach, du stellst dich geschickter an als ich. Du hast viel mehr mit ihr gemeinsam.«
»Feigling!« spottete Jack.
»Du bist aber auch nicht gerade mutig«, stellte Lou klar. »Komm schon! Du siehst sie viel häufiger als ich. Ihr arbeitet doch im gleichen Gebäude.«
»Okay«, lenkte Jack ein.
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