Anthrax
feststellen. Man kann natürlich davon ausgehen, daß sie es sind – aber eine Bestätigung zu haben wäre auch nicht schlecht.«
»Auf jeden Fall«, versicherte Jack. »Haben Sie sonst noch irgend etwas?«
»Was denn zum Beispiel?« fragte Ted leicht gereizt. Er hatte erwartet, daß Jack mit dem, was er gerade erfahren hatte, mehr als zufrieden sein würde.
»Ich weiß nicht«, meinte Jack. »Sie sind doch derjenige, der diese ganze Hightech-Hexerei am besten durchschaut. Mir ist ja sogar schleierhaft, wonach ich eigentlich fragen sollte.«
»Und ich bin kein Hellseher«, stellte Ted klar. »Sie müssen mich schon genau fragen, was Sie wissen wollen.«
»Können Sie mir zum Beispiel sagen, ob das Sternchen stark mit Sporen verseucht war? Oder war es nur leicht kontami j niert?«
»Eine interessante Frage«, entgegnete Ted. Während er nachdachte, starrte er ins Leere und kaute auf der Innenseite seiner Wange herum. »Darüber muß ich mal in Ruhe nachdenken.«
»Und ich muß in Ruhe darüber nachdenken, wie dieses Sternchen überhaupt infiziert werden konnte«, fügte Jack hinzu.
»Sie haben es doch im Büro des Opfers gefunden, nicht wahr?« fragte Ted.
»Ja«, gab Jack Auskunft. »Es lag auf dem Schreibtisch. Aber die Anthraxerregerquelle befindet sich in einem Warenlager, nicht in dem Büro. Die Sporen sind allem Anschein nach mit einer Ziegenfell-und Teppichlieferung aus der Türkei bei uns gelandet.«
»Verstehe«, murmelte Ted.
»Vermutlich befanden sich die Sporen an seinem Körper«, sinnierte Jack. »Als er dann vom Lager in sein Büro zurückgekehrt ist und sich hingesetzt hat, sind sie einfach abgefallen.«
»Klingt plausibel«, bemerkte Ted. »Vielleicht hat er auch ein paar Sporen ausgehustet. Sie sagten doch, er sei an Lungenmilzbrand gestorben.«
»So könnte es auch gewesen sein«, stimmte Jack zu. »Aber warum, zum Teufel, befinden sich die Sporen dann nur auf dem Sternchen? Ich habe von allen möglichen Stellen des Schreibtischs Proben genommen, und sie waren alle negativ.«
»Vielleicht hat er das Sternchen angehustet«, schlug Ted vor und lachte.
»Höchstwahrscheinlich«, schloß Jack sarkastisch. »Die Detektivarbeit überlasse ich Ihnen«, beendete Ted das Gespräch. »Ich muß mich um meine streikende Anlage kümmern.«
»Alles klar«, entgegnete Jack geistesabwesend. Während er das DNA-Labor verließ und über die Treppe in den vierten Stock hinunterstieg, grübelte er weiter über das rätselhafte Sternchen nach. Er hatte das seltsame Gefühl, daß das Sternchen ihn auf etwas hinweisen wollte; aber er wußte einfach nicht, auf was. Es kam ihm vor, als hätte er eine verschlüsselte Botschaft erhalten, ohne den Code zur Entschlüsselung zu kennen.
Er warf einen Blick in Lauries Büro, doch sie war nicht da. Riva, ihre Kollegin, sah von der Arbeit auf und teilte ihm in ihrem sanften, charmant klingenden indischen Akzent mit, daß Laurie noch im Sektionssaal sei.
Immer noch über das Sternchen sinnierend, steuerte er sein eigenes Büro an. Unterwegs fiel ihm ein, daß das Sternchen vielleicht statisch aufgeladen gewesen war; seine glänzende Oberfläche ließ immerhin vermuten, daß es aus Metall oder Plastik war. Das konnte durchaus der Grund gewesen sein, weshalb die Sporen an ihm geklebt hatten. Wieder in seinem Büro, setzte er sich an den Schreibtisch und stützte den Kopf in die Hände. Das mysteriöse azurblaue Sternchen ließ ihm keine Ruhe. Er zermarterte sich das Hirn.
»Von was für einem blauen Sternchen brabbelst du denn da vor dich hin?« fragte plötzlich jemand. Erschrocken sah Jack auf. In der Tür stand Lou. Der Detective wirkte immer noch so niedergeschlagen wie am Abend zuvor an der Restaurant-Theke, nur daß er jetzt wieder in seinem typisch zerknitterten Outfit herumlief; keine Spur mehr von dem gebügelten Anzug und den gewienerten Schuhen.
»Habe ich Selbstgespräche geführt?« fragte Jack. »Nein«, scherzte Lou. »Ich kann Gedanken lesen. Darf ich reinkommen?«
»Klar«, erwiderte Jack und zog einen der Besucherstühle, die er sich mit Chet teilte, näher an seinen Schreibtisch heran. Dann klopfte er einladend mit der Hand auf den Sitz. Lou ließ sich schwerfällig nieder. Offenbar hatte er an diesem Morgen darauf verzichtet, sich zu rasieren.
»Falls du Laurie suchst«, begann Jack, »sie ist noch in der Grube.«
»Eigentlich wollte ich mit dir sprechen«, korrigierte Lou. Jack runzelte die Stirn. »Ich fühle mich geschmeichelt. Was
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