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Anthrax

Anthrax

Titel: Anthrax Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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tatsächlich Waffen verkaufst – wo auch immer du deine Geschäfte damit machst. Und dann auch noch diese bulgarischen Sturmgewehre! In den USA wirst du sie ja wohl nicht mehr verkaufen, oder?«
    »Das ist gesetzeswidrig«, verkündete Paul. »Dank der verfassungswidrigen Verabschiedung der Omnibus Crime Bill.«
    »Damit ist meine Frage nicht beantwortet«, nahm Laurie ihn unbeirrt weiter ins Gebet. »Daß diese Gewehre verboten sind, weiß ich. Ich will wissen, ob du sie bei uns verkaufst.« Sie starrte Paul an. Eine Weile sagte er nichts und verharrte regungslos. Nur seine Brust hob und senkte sich mit jedem Atemzug. Während des ausgedehnten Schweigens fixierten die beiden sich mit schneidendem Blick, als ob sie eine Art Duell austrugen.
    »Willst du mir nicht antworten?« fragte Laurie schließlich fassungslos.
    »Die Frage ist so dumm«, stellte Paul herablassend fest. »Ich glaube, sie verdient keine Antwort.«
    »Trotzdem würde ich die Antwort gerne hören«, forderte Laurie ihn heraus.
    Paul nahm einen Schluck von seinem Brandy, behielt ihn ein paar Sekunden im Mund und ließ ihn dann langsam durch seine Kehle rinnen. »Nein. In den Vereinigten Staaten verkaufe ich keine bulgarischen Kalaschnikows. Bist du jetzt zufrieden?«
    Laurie nippte an ihrem Cappuccino. Anstatt zu antworten, grübelte sie über das Gespräch nach. Sie war alles andere als beruhigt. Die Art, wie Paul auf ihre berechtigten Fragen reagierte, brachte sie innerlich auf die Palme. Wenigstens lief sie jetzt nicht mehr Gefahr, in Tränen auszubrechen. Im Gegenteil: Sein hochnäsiger Blick brachte sie zur Weißglut. »Ich bin ganz und gar nicht zufrieden«, äußerte sie schließlich. »Übrigens erkundige ich mich deshalb nach der Art deiner Geschäfte, weil mir jemand gesteckt hat, daß du mit Waffen handelst.«
    »Von wem hast du das?« fuhr Paul auf. »Das tut nichts zur Sache«, erwiderte Laurie. »Aber von der gleichen Quelle habe ich erfahren, daß du schon mal wegen Kokainbesitzes verurteilt wurdest. Willst du mir darüber vielleicht irgend etwas erzählen?«
    Pauls Augen glühten im reflektierenden Licht der Kerze. »Es ist also doch ein Verhör«, empörte er sich. »Nenn unser Gespräch, wie du willst«, entgegnete Laurie. »Meiner Meinung nach hat es eine reinigende Wirkung. Das alles hätte ich von dir erfahren sollen und nicht von jemand anders!«
    Ohne Vorwarnung erhob sich Paul plötzlich. Sein Stuhl kippte nach hinten und krachte zu Boden. Etliche Gäste sahen von ihren Abendtafeln auf, das dezente Plaudern verstummte. Kellner eilten herbei, um den Stuhl wieder hinzustellen.
    »Mir reicht’s!« explodierte Paul. »Mehr kann ich nicht ertragen.« Er griff rabiat in sein Jackett, zog einen Stapel Geldscheine hervor und schleuderte voller Verachtung ein paar Hundert-Dollar-Noten auf den Tisch. »Sollte wohl reichen für den vergnüglichen Abend«, wütete er. Mit diesen Worten verließ er das Restaurant. Laurie wäre am liebsten im Boden versunken. Natürlich kannte sie derartige Szenen in der Öffentlichkeit, doch bisher war sie noch nie selbst betroffen gewesen. Schüchtern führte sie sich ihre Cappuccino-Tasse an den Mund und trank einen Schluck. Natürlich war es dumm, so zu tun, als ob der Streit sie gar nicht berührte, doch sie konnte nicht anders. Sie fühlte sich verpflichtet, nach außen hin Ruhe zu bewahren, auch wenn es eine reine Farce war. Um die Rechnung bat sie erst, als sie ihren Kaffee ausgetrunken hatte. Als sie eine Viertelstunde später auf die Straße trat, fürchtete sie kurz, daß Paul womöglich draußen auf sie wartete; doch glücklicherweise war er nirgends zu sehen. Vorerst wollte sie nichts mit ihm zu tun haben. Auf dem Bürgersteig hielt sie inne und versuchte sich zu orientieren. Das Restaurant befand sich an der Columbus Avenue auf der Upper West Side. Als sie gerade die Hand heben und ein Taxi in Richtung Downtown heranwinken wollte, wurde ihr bewußt, daß sie nur etwa zwanzig Blocks von Jacks Wohnung entfernt war. Sie beschloß spontan, ihm einen Besuch abzustatten; denn mehr als alles andere brauchte sie jetzt dringend einen Freund.
    Ein Taxi hielt an, und sie nannte Jacks Adresse. Der Fahrer, ein gebürtiger New Yorker, drehte sich um und bat sie, die Anschrift zu wiederholen. Als sie ihm den Wunsch erfüllt hatte, runzelte er die Stirn, als wollte er sagen, daß sie verrückt sei, und brauste los.
    Der Verkehr hatte stark nachgelassen, und sie kamen zügig voran. Bei der ersten

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