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Anthrax

Anthrax

Titel: Anthrax Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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fürchte, gleich sitzen wir wieder im Dunkeln.«
    Er hatte den Satz kaum zu Ende gesprochen, als das Licht noch einmal kurz aufhellte und dann ganz schnell verblaßte. Eine Minute später war die Batterie endgültig leer.

Kapitel 24
    Donnerstag, 21. Oktober, 9.15 Uhr
    Mike Compisano richtete seine hellblauen Augen auf die Fassade des imposanten zweiundvierzigstöckigen Jacob-Javits-Bundesgebäudes. Der riesige Kasten schüchterte ihn ebenso ein wie die Amtsgewalt, die er verkörperte. Gleichzeitig ärgerte er sich aber auch über ebendiese Amtsgewalt und die Machtbefugnisse der Verwaltung. Mike war Skinhead geworden, weil er sich von der Gesellschaft verstoßen fühlte, die ihn wie Treibgut im Kielwasser eines fahrenden Ozeanriesen zurückgelassen hatte. Dank diverser Antidiskriminierungsprogramme und anderer verrückter Maßnahmen hatten seiner Meinung nach sämtliche Afroamerikaner, Hispanos und Asiaten, mit denen er die Schulbank gedrückt hatte, bessere Chancen als er – und das obwohl er doch im Gegensatz zu diesen Angehörigen andersartiger Rassen ein richtiger Amerikaner war. Curt hatte ihm klargemacht, daß an dieser Misere allein die Regierung schuld sei – und die Regierung wurde durch das Gebäude repräsentiert, vor dem er stand. Unbeabsichtigt war seine Hand wie von selbst in die Tasche seiner ausgebeulten Hose geglitten. Er betastete die Rauchbombe, die er in dem Luftschacht zünden sollte. Zwar wußte er nicht genau, was Curt vorhatte; doch ihm war klar, daß er an diesem Morgen eine wichtige Rolle spielte. Die Leute, die ihm seine Zukunft geraubt hatten, würden einen saftigen Denkzettel verpaßt bekommen.
    Er musterte die Bürokraten, die an ihm vorbei in das Gebäude strömten. Genau sie waren für das Chaos in seinem Land verantwortlich. Am liebsten hätte er sich den Erstbesten geschnappt und ihm seine arrogante Visage poliert; doch Curt hatte ihm ausdrücklich verboten, durch irgendwelche überstürzten Aktionen Aufmerksamkeit zu erregen. Mike sah auf die Uhr und stellte fest, daß es endlich Viertel nach neun war. Schon seit einer halben Stunde stand er vor dem Gebäude und versuchte, sich warm zu halten. Er trug das einzige elegante Outfit, das er besaß: einen Anzug mit Hemd und Krawatte. Sein kurzes blondes Haar hatte er vergebens zu bändigen versucht; die Borsten ließen sich weder zur Seite kämmen noch plätten, sondern ragten stramm auf wie kurze Streichhölzer. Er atmete noch einmal tief durch und setzte sich in Bewegung. Sein Herz raste, und er war ziemlich nervös, denn er hatte Angst, daß irgend etwas schiefgehen könnte. Auf keinen Fall durfte er seinen Auftrag vermasseln. Die erste Herausforderung stellte der Sicherheitscheck dar. Er reihte sich in die Schlange ein und passierte nach kurzem Warten den Metalldetektor. Unglücklicherweise piepte er. »Was haben Sie in den Taschen, junger Mann?« fragte einer der uniformierten Männer des Sicherheitsdienstes. Mike durchwühlte seine Hosentaschen und kramte einen kurzen dicken Schraubenzieher hervor, den er eingesteckt hatte, weil er fürchtete, die Verkleidung des Schachts mit einer Münze womöglich nicht aufzubekommen. »Sie wollen wohl heute noch kräftig zu Werke gehen«, sagte der Mann und grinste.
    Mike nickte. Er wurde gebeten, den Metalldetektor noch einmal ohne den Schraubenzieher zu passieren. Diesmal ertönte kein Warnsignal.
    »Schönen Tag noch!« wünschte ihm der Uniformierte und gab ihm den Schraubenzieher zurück.
    Mike fiel ein Stein vom Herzen, daß der Mann vom Sicherheitsdienst ihn nicht gefragt hatte, wohin er wolle. Er bestieg den Fahrstuhl und fuhr in den zweiten Stock. Als er ausstieg, nahm er ein dumpfes Dröhnen und das Vibrieren aus dem Maschinenraum wahr. Er ging den Flur entlang und steuerte weisungsgemäß direkt auf die Herrentoilette zu. Curts Beschreibung stimmte exakt. Rasch öffnete er die Tür. Leider war die letzte Kabine besetzt, so daß ihm nichts anderes übrigblieb, als sich zu gedulden. Da er nicht wußte, was er sonst tun sollte, wusch er sich die Hände und stand eine Weile herum. Schließlich verließ ein Mann die Kabine. Er warf Mike einen kurzen Blick zu, wusch sich ebenfalls die Hände und verschwand.
    Mike huschte in die Kabine und schloß hinter sich ab. Der Luftschacht befand sich knapp über seinem Kopf. Mit Hilfe des Schraubenziehers hatte er die Abdeckung im Nu gelöst. Er stellte sich auf die Toilette und sah in den Luftkanal. Dieser verlief etwa einen Meter schnurgerade und

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