Anthrax
gegeben hat!«
»Soll ich mich jetzt sofort darum kümmern?« fragte Thornton. »Oder soll ich Sie gleich zurückrufen?«
»Prüfen Sie es jetzt – in dieser Sekunde!« forderte Jack ihn auf. »Ich warte solange.« Er drückte den Daumen. Laurie nahm seine Hand, schloß die Augen und schickte ein Stoßgebet gen Himmel.
Jack hörte, wie Stan Thornton sich auf einer anderen Leitung mit der Feuerwehreinsatzzentrale in Verbindung setzte. Während der kurzen Wartezeit teilte er Jack mit, daß es in der Tat Alarm gegeben habe und daß es offenbar tatsächlich falscher Alarm gewesen sei, der vermutlich durch einen defekten Rauchdetektor ausgelöst worden sei. Ein paar Sekunden später bestätigte der Leiter der Feuerwehreinsatzzentrale diese Angaben.
»Okay«, sagte Jack und bemühte sich mit aller Kraft, seine Gedanken zu ordnen. »Rufen Sie sofort irgendwen im Jacob Javits Federal Building an! Egal wen! Fragen Sie, ob das Feuermeldepult außer Betrieb gesetzt wurde und ob auf einmal feines Pulver in dem Gebäude herumfliegt?«
»Sie machen mir Angst«, gestand der Leiter für die Durchführung von Notstandsmaßnahmen. Er benutzte eine andere Leitung und tippte per Schnellwahltaste die Nummer der Sicherheitsabteilung des Bundesverwaltungsgebäudes ein. Ein paar Sekunden später wandte er sich wieder an Jack.
»Die Antwort auf beide Fragen lautet ja«, teilte er mit. »Angeblich fliegt überall feines Pulver herum. Was hat das zu bedeuten? Was ist das für ein Pulver?«
»Anthrax!« platzte Jack heraus. »Pulverisiertes, kampftaugliches Anthrax!«
»O mein Gott!« schrie Thornton. »Wo sind Sie? Woher wissen Sie das?«
»Ich befinde mich in einem Holzhaus in der Oceanview Lane Nummer fünfzehn«, erklärte Jack. »Das ist in Brighton Beach. Auf dem Boden vor mir liegt ein toter russischer Immigrant. Er wurde von einem New Yorker Feuerwehrmann erschossen, der Mitglied, wenn nicht sogar der Anführer einer ultrarechten Miliz ist, der sogenannten People’s Aryan Army. Der Russe hat in seinem Keller ein Labor errichtet. In der Garage steht ein Pestizid-Verstäuber, in dem sich noch mehr von dem Anthraxpulver befindet. Ich glaube, in dem Kellerlabor steht auch noch ein Fermenter mit einer aktiven Anthraxkultur. Wir waren bis vor ein paar Sekunden dort eingesperrt.«
»Um Himmels willen!« entfuhr es Thronton. »Haben Sie sich infiziert?«
»Wahrscheinlich nicht«, entgegnete Jack. »Der Russe hat sein Handwerk offenbar verstanden, und er wollte, daß wir überleben. Außerdem ist das Labor mit einem Unterdruck-Belüftungssystem und Filtern ausgestattet.«
»Okay, bleiben Sie, wo Sie sind!« ordnete Thornton an. »Verlassen Sie nicht das Haus. Wir kommen zu Ihnen. Verstanden?«
»Ja«, erwiderte Jack. »Aber sollte ich mich nicht besser so schnell wie möglich auf den Weg ins Gerichtsmedizinische Institut begeben? Dr. Laurie Montgomery ist ebenfalls hier. In der Leichenhalle dürfte es bald jede Menge Arbeit geben.«
»Zuerst müssen Sie dekontaminiert werden«, stellte Thornton klar. »Bleiben Sie, wo Sie sind! Wir sind in ein paar Minuten da und sichern die Umgebung.« Im nächsten Augenblick war die Leitung tot. Jack zuckte mit den Achseln und legte auf. »Wir waren zu spät«, brachte er heraus und seufzte. Dann brach seine Stimme. Er war den Tränen nahe. Laurie schlang ihre Arme um ihn und bekam ebenfalls feuchte Augen. »Wollt ihr uns jetzt vielleicht mal erzählen, was hier eigentlich los ist?« schlug Warren vor.
Jack nickte, holte tief Luft und begann zu berichten. Doch er kam nicht weit, weil er schon wieder gegen neue Tränen ankämpfen mußte. Nachdem er noch einmal innegehalten und tief durchgeatmet hatte, bekam er sich wieder unter Kontrolle. »Mein Gott, Warren – dabei hatte ich doch gerade noch gesagt, daß ich das nächste Mal an der Reihe bin, dein Retter in der Not zu sein.«
»Ich mache nun mal nicht so viel Blödsinn wie du, Doc.«
»Wärst du doch bloß eine Stunde früher hier gewesen!«
»Jetzt bin auch noch ich schuld«, schnaubte Warren. »Nein«, stellte Jack klar. »Das wollte ich damit nicht sagen. Ich bin euch ewig dankbar, daß ihr überhaupt gekommen seid. Das könnt ihr mir glauben.«
»Ich wollte erst abwarten, ob ihr bei der Arbeit aufkreuzt«, erklärte Warren. »Als ihr da nicht aufgetaucht seid, kam mir die Sache allmählich komisch vor. Ich habe erst heute morgen bemerkt, daß mein Auto nicht vor der Tür stand, und Spit hat mir berichtet, daß ihr heute nacht nicht
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