Anthrax
ob Mr. Papparis doch schon einen Teil seiner letzten Teppichsendung aus der Türkei weiterverkauft hatte. Zu gerne hätte ich die Information diesem abgestumpften Clint Abelard unter die Nase gerieben. Aber nichts da. Die gesamte Lieferung lagert sicher in einem Warenhaus in Queens.«
»Immerhin hast du dein Bestes gegeben«, lobte Chet mit einem selbstzufriedenen Grinsen.
»Wenn du es wagst, mir jetzt mit Sprüchen wie ›Ich hab’s dir ja gleich gesagt‹ zu kommen, enterbe ich dich!« drohte Jack. »Das würde ich doch nie sagen«, entgegnete Chet und lachte.
»Aber gedacht hast du es«, meinte Jack gedehnt. »Man hat dich übrigens wirklich vermißt. Aber keine Sorgen. Ich habe dir den Rücken freigehalten und deinen alten Witz über die Gruppe von Nonnen zum Besten gegeben. Ich habe gesagt, daß sie zum Kegeln in die Stadt gekommen sind und du gerade losgefahren seist, um sie zu begrüßen.«
»Wer wollte denn was von mir?«
»Unter anderem Laurie«, teilte Chet ihm mit. »Ich wollte dir gerade einen Zettel schreiben.« Er riß die obere Seite seines Schreibblocks ab und knüllte sie zusammen. Dann nahm er die Papierkugel zwischen Daumen und Zeigefinger, und beförderte sie zielsicher in ihren gemeinsamen Papierkorb. »Und wie lautete die Botschaft auf dem Zettel?« fragte Jack.
»Du sollst um halb neun zum Abendessen bei Elio’s an der Se-cond Avenue sein.«
»Um halb neun?« entgegnete Jack gereizt. »Warum denn so spät?«
»Das hat sie mir nicht verraten. Im übrigen finde ich nicht, daß halb neun spät ist.«
»Normalerweise ißt sie lieber früher«, stellte Jack klar und schüttelte den Kopf. Lauries Verhalten wurde ihm immer schleierhafter. Am Morgen hatte sie gesagt, daß sie nicht sicher sei, ob sie sich am Abend noch auf den Beinen halten könne; also ging sie offenbar davon aus, abends todmüde zu sein. Warum verabredete sie sich dann so spät? »Jedenfalls schien sie bester Dinge zu sein«, fuhr Chet fort. »Irgendwie kam sie mir sogar merkwürdig aufgedreht vor.«
»Ach ja?« hakte Jack nach.
»Ich würde sogar sagen, sie sprudelte förmlich über.«
»Heute morgen war sie auch schon so putzmunter.«
»Da sie so gut drauf zu sein schien, habe ich sie auch gleich gefragt, ob sie Donnerstag abend Zeit hat«, ergänzte Chet. »Du meinst, um mit uns in die Monet-Ausstellung zu gehen?« Chet nickte. »Ich hoffe, das war okay.«
»Wie lautete ihre Antwort?«
»Sie hat gesagt, sie wisse es sehr zu würdigen, daß wir an sie gedacht haben – aber sie habe leider schon andere Pläne.«
»Hat sie wirklich gesagt, sie wisse es zu würdigen?«
»Wörtliches Zitat«, versicherte Chet. »Ich dachte auch, ich traue meinen Ohren nicht. So hochtrabend redet sie doch sonst nicht daher.«
»Und wer wollte noch etwas von mir?« fragte Jack. Er wollte unbedingt das Thema wechseln. Zwar brachte ihn seine Neugier beinahe um, doch gleichzeitig machte er sich auch Sorgen.
»Calvin stand plötzlich bei uns im Büro«, teilte Chet ihm mit. »Ich nehme an, er war im Histologie-Labor und hat auf dem Rückweg einen kurzen Abstecher gemacht.«
»Was wollte er?«
»Dich daran erinnern, daß der Fall Jeffcrson bis Donnerstag abgeschlossen sein muß.«
Tack verschränkte seine Arme. »Ob das klappt, hängt vom Labor ab, nicht von mir.«
»Okay, ich mach’ mich dann auf den Weg.« Chet stand auf. Er streckte sich und nahm seinen Mantel vom Haken hinter der Tür.
»Ich muß dich noch etwas fragen«, rief Jack ihm nach. »Du lebst doch schon ziemlich lange in New York. Hast du eine Ahnung, ob gelbe Taxis ihre Fahrgäste in der Regel über Funk vermittelt bekommen?«
»Fahrer von gelben Taxis leben davon, daß Leute sie anhalten«, erklärte Chat. »Normalerweise übernehmen sie keine Fahrten, die von Funkzentralen vermittelt werden. Unter Taxifahrern kursiert der Spruch ›You cruise or you lose‹. Sie haben keine Lust, rumzusitzen und Däumchen zu drehen oder leer irgendwohin zu fahren. Sie sind gezwungen, ständig hin-und herzuhetzen, oder sie verlieren Geld.«
»Und warum haben viele von ihnen trotzdem Funk im Wagen?« fragte Jack.
»Weil es ihnen freisteht, auch über Funk vermittelte Fahrten zu übernehmen«, erwiderte Chet. »Aber es lohnt sich nicht. Normalerweise halten die Fahrer sich per Funk lediglich darüber auf dem laufenden, wo gerade der größte Taxibedarf herrscht, zum Beispiel uptown oder downtown oder draußen am Flughafen. Oder sie lassen sich informieren, wo sie am besten nicht
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