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Anthrax

Anthrax

Titel: Anthrax Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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paradoxerweise immer isoliert und mußte ständig an den Abend denken, an dem er im Central Park um ein Haar von einem gekauften Gang-Mitglied erschossen worden wäre. In den stillen Ecken des Parks lauerten ohne jeden Zweifel überall Gefahren. Schließlich preschte er aus der stillen Dunkelheit heraus auf die belebte Central Park West. Es kam ihm vor, als kehrte er zurück in die Zivilisation. Er verlangsamte sein Tempo und schlängelte sich zwischen den schnittig fahrenden und hupenden gelben Taxis hindurch in Richtung Norden. Auf der Höhe der 106 th Street bog er nach Westen ab. Da er ziemlich unter Zeitdruck stand, hatte er sich fest vorgenommen, auf direktem Weg nach Hause zu fahren; doch der Verlockung des Basketballplatzes konnte er wie immer nicht widerstehen. Auch wenn er an diesem Abend nicht mitspielen konnte, mußte er zumindest einen kurzen Abstecher machen und seinen Kumpels ein paar Minuten beim Spiel zusehen.
    Der Platz war Teil eines größtenteils zementierten Areals, auf dem es auch Schaukeln, Klettergerüste und Sandkästen für kleine Kinder sowie einige Bänke für deren Mütter gab. Jack war ein echter Basketballfan. Angefangen zu spielen hatte er in Amherst, wo es allerdings nie ein wirklich konkurrenzfähiges Team gegeben hatte. Jahre später, als er gerade nach New York gezogen war, hatte er sich eines Tages auf den Platz in seinem Viertel gewagt und zum Zeitvertreib für sich allein Bälle in den Korb geworfen. Zufällig hatten die Alteingesessenen an diesem Tag nur neun Spieler gehabt, und so hatten sie ihre Anforderungen heruntergeschraubt und ihn gefragt, ob er mitmachen wolle. Von dem lebendigen und oft harten Spiel war er sofort begeistert gewesen. Bei gutem Wetter gehörten ein paar Runden Basketball inzwischen zu seinem allabendlichen Ritual. Im ersten Jahr war Jack unter den meist wesentlich jüngeren afroamerikanischen Spielern aus seinem Viertel der einzige Weiße gewesen; doch im Laufe der Zeit hatten sich noch zwei andere Weiße sowie ein paar Afroamerikaner in Jacks Alter auf den Platz getraut. Jack war inzwischen vierundvierzig.
    Als begeisterter Stammspieler finanzierte Jack Sportmaterial, neue Bälle und die Flutlichtbeleuchtung. Diese freundliche, zugleich natürlich auch ihm selbst zum Vorteil gereichende Geste war nach intensiven Verhandlungen mit den Anführern des Viertels zustande gekommen, wobei die letzte Verhandlung damit geendet hatte, daß Jack obendrein auch noch für den Erhalt der übrigen Geräte auf dem Freizeitgelände aufkommen durfte. Jack hatte nichts dagegen; er fand sogar, daß er billig davonkam, wenn man bedachte, daß er dafür ein gern gesehenes Mitglied der Lokalmannschaft war.
    Er radelte bis zu dem stabilen Maschendrahtzaun, der den Basketballplatz vom Bürgersteig trennte. Ohne die Füße aus den Pedalen zu nehmen, griff er in den Zaun und stützte sich ab. Wie er erwartet hatte, war gerade ein Spiel im Gange. Die Sportler waren voll in Aktion. »He, Doc!« rief plötzlich jemand. ›Doc‹ war Jacks Spitzname im Viertel. »Wo bleibst du denn? Los, beweg deinen Arsch auf den Platz! Du willst doch spielen, oder etwa nicht?«
    Jack sah zur Seitenlinie hinüber und entdeckte Warren Wilson, seinen muskulösen Freund und Mitspieler, der gerade einen Ball zwischen den Beinen hin und her dribbelte. Auf seinem rasierten Kopf spiegelte sich die Flutlichtbeleuchtung. Er stand inmitten einiger anderer Spieler, die auf ihren Einsatz warteten.
    »Ich habe keine Zeit!« rief Jack ihm zu. Warren löste sich von den anderen und kam auf Jack zugeschlendert. Neben ihm ging Flash, einer der größeren auf dem Platz, dessen Spielleistung mit der von Jack vergleichbar war. Aber Warrens Fähigkeiten übertrafen ihn noch. Jack nickte Flash zur Begrüßung zu. Flash erwiderte die Geste. Da die beiden in etwa gleich gut spielten, deckten sie einander meistens, wenn sie in gegnerischen Mannschaften landeten. Flash verfügte ärgerlicherweise über das Talent, Jack immer wieder auszutricksen und seiner Mannschaft dadurch zum Sieg zu verhelfen, woraus eine freundschaftliche Rivalität entstanden war.
    »Was soll das heißen – du hast keine Zeit?« fragte Warren und lehnte sich gegen den Zaun. »Letzte Woche hast du dich auch nicht allzuoft blicken lassen. Scheint so, als ob dir andere Sachen wichtiger wären. Was ist los? Läßt du dich etwa von deiner Arbeit drangsalieren?« Er machte sich einen Spaß daraus, seinen Freund ab und zu ein bißchen aufzuziehen. Wenn es

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