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Anthropofiction

Anthropofiction

Titel: Anthropofiction Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leon E.Stover und Harry Harrison
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Bewußtsein. Er stieß sich rudernd vorwärts, spürte weder Müdigkeit noch Hunger. Im Augenblick war ihm nichts anderes bewußt als der Gefühlstumult in seinem Inneren.
    Irgendwo mußte der Fluß in einen See oder ins Meer münden, und davor würden Weiße auftauchen. Afrika war keineswegs vollständig erforscht, aber die Weißen waren dennoch überall, außer an solch verstreuten, unbedeutenden und wenig einladenden kleinen Orten wie dem, den der Stamm sich ausgesucht hatte. Die Weißen mochten einige hundert oder tausend Meilen weit weg sein, aber der Strom floß ihnen entgegen. Er trug ihn ungefähr siebzig Meilen pro Tag voran, den Antrieb seines Paddelns einbegriffen.
    Einmal stoppte er, um sich dem Ufer zu nähern und eine offenere Strecke ausfindig zu machen, wo ein kleiner Ruß in den größeren mündete. Dort lehnte er sich hinaus und stillte seinen Durst, wobei er nach dem niedrigen Ast eines Baumes griff, um das Kanu stillzuhalten. Zweimal hingen Früchte über dem Wasser, von denen er einige Hände voll einsammelte und vor sich lagerte. Er bedauerte die Zeit, die das Essen in Anspruch nahm und fuhr weiter.
    Er paddelte immer noch weiter, als die Sonne wieder aufging, die die Schreie der Raubtiere zum Verstummen brachte und die Luft mit Leben erfüllte. Er aß hastig von den Früchten und trank noch einmal von dem nicht allzu sauberen Wasser. Knapp konnte er dem Lager einer Schlange ausweichen, die auf einen Zweig gekrochen war, und nahm das Paddel auf, um weiterzukommen. Ein Krokodil öffnete seinen Rachen und schnappte nur Zentimeter an seinem Paddel vor bei, aber er sah es kaum.
    Dennoch ließ sich die Müdigkeit nicht auf immer vermeiden oder verleugnen, und er war schließlich gezwungen, sein Paddel einzuziehen, damit es nicht aus seinen steifen Fingern über Bord fiel. Er glitt ins Boot hinunter und ließ sich vom Schlaf überwältigen. Er wachte nur in unregelmäßigen Abständen auf, wenn das Boot in die stillen Untiefen entlang dem Ufer trieb. Dann brachte er es wieder in den Hauptstrom und kehrte zu seinen verrückten Träumen zurück. Sogar im Schlaf war er völlig besessen von seinem Vorwärtstrieb.
    Es kam die zweite Nacht, und monoton hob und senkte sich sein Paddel, bis sie dem Tag wich und Hit ze und Müdigkeit ihn zwangen, wieder aufzuhören. Und es war in der dritten Nacht, als der kleine Fluß sich zu einem größeren Strom erweiterte. In der Nähe der Einmündung war eine Ansammlung von Eingeborenenhütten. Einige Männer sahen ihn und riefen, aber es gab in ihrer Nähe kein Anzeichen von Weißen, und er hob einmal das Paddel aus dem Wasser und tauchte es dann wieder hinein und ließ sich über den Geruch des Dorfes hinaustreiben. Schließlich erreichte er besiedeltes Land, und irgendwo in der Nähe mußten Weiße sein.
    An diesem Tag paddelte er ungeachtet seiner Müdigkeit weiter, am Ufer sah er andere Dörfer liegen. Einmal stieß ein Kanu vom Ufer ab, kehrte aber nach kurzer Verfolgung zurück, ob nun in freundlicher oder anderer Absicht. Der Häuptling hatte einen hohen Hut aufgehabt und es gab keinen Zweifel mehr an der Nähe von Lanes eigenen Leuten! Schlaff saß er Stunde um Stunde am Ruder und hielt nicht einmal an, um das schmutzige Wasser zu trinken; sein Vorrat an Früchten war erschöpft, aber anderes war nicht zur Hand, so verdrängte er den Hunger. Jede weitere Stunde konnte ihn zu einer Siedlung bringen.
    Der Gestank eines anderen Dorfes war vorbeigezogen, als er das klatschende Geräusch vieler Paddel hinter sich hörte; er sah sich um und sah drei Boote auf dem Fluß. In jedem waren ungefähr zwanzig Männer, die, als er sich umschaute, irgend etwas in einer an Lippenlauten reichen Eingeborenensprache schrien. Was für eine Nachricht es auch war, sie klang alles andere als. freundlich, und er spornte sich zu neuen Anstrengungen an, um sie abzuschütteln. Sogar in halbzivilisierten Teilen Afrikas konnte ein einsamer weißer Mann mehr seiner möglichen Besitztümer als der Zivilisation wegen geschätzt werden, die seine Rasse ungebeten mitgebracht hatte.
    Die Paddelschläge hinter ihm kamen näher, und er wußte, daß er gegen ihre gut bemannten Boote keine Chance hatte. Aber es gab noch eine gewisse Hoffnung, daß er über die Distanz hinausgelangte, über die sie nicht bereit waren, die Verfolgung fortzusetzen. Dann schoß ein kurzer Speer mit einer langen, eingekerbten Eisenspitze wenige Zentimeter an seiner Schulter vorbei. Augenscheinlich warteten sie ab, um zu

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