Anthropofiction
werden.«
Alles, die Worte, die weibliche Stimme, das Lächeln verweilten in seinem Geist, nachdem sie die Tür ge schlossen hatte; er lag ruhig auf dem Bett und genoß das Gefühl, bei seiner eigenen Rasse zu sein. Aber der Schlaf wollte nicht kommen, obgleich er die Augen schloß und versuchte, ihr zu gehorchen. Einmal hörte er, wie die Tür geöffnet und schnell wieder geschlossen wurde und ihre Stimme dahinter als Antwort auf eineleise Frage flüsterte: »Er schläft, Sam! Armer Teufel!«
Leute; seine Leute! Männer und Frauen, die zuviel über belanglose Dinge sprachen, grandios lachten, weinten, ohne Schmerz zu fühlen – schwache, unbedeutende, dumme Wesen wie er selbst, die langsam und sprunghaft aufwärts kletterten, begleitet vom Klang ihres leeren Geschwätzes.
Es war zu viel, um es in Worte zu fassen, wie er da lag und zusah, wie das Mondlicht durch ein verglastes Fenster fiel und das Bettzeug überflutete, quer durch den Raum strich und auf ein Bild an der Wand schien. Er sank tiefer in die Decken und ließ den Eindruck langsam einsickern. Zuerst waren die Menschenstimmen dazu nur ein Hintergrund, bis sein Name seine Aufmerksamkeit erregte.
Es war eine rauhe, gutmütige Stimme, wahrscheinlich der Mann, zu dem die Frau vorhin gesprochen hatte. »Stell’ dir Lane vor; acht Jahre dort draußen, Harper; es ist ein Wunder, daß er schließlich zurückgekehrt ist, ohne für immer wahnsinnig zu werden. Immerhin bin ich neugierig, wie er mit dem Leben jetzt fertig wird?«
»Das heißt?« Die zweite Stimme war jünger; selbstsicherer und arrogant in der Art und Weise, die meistens auf eine Sorglosigkeit gewöhnlichen Schwächen gegenüber hinweist.
»Das heißt, daß sich die Dinge für den Mann geändert haben; du weißt – er ist natürlich legal für tot erklärt worden. Nach den Zeitungsberichten, die ich gelesen habe, als ich meine Schwester in Amerika besuchte, war er durchaus eine Persönlichkeit, aber jetzt ist der größte Teil seines Vermögens aufgeteilt und ausgegeben, und ich weiß nicht, ob er jetzt noch an genug herankommt, um davon leben zu können. Sicher nicht so, wie er es gewöhnt war. Es wird eine sonder bare Welt für ihn sein, in der die meisten seiner Freun de anders geworden sind und sich von ihm weg entwickelt haben.«
»Tja, ich glaube auch. Aber es kann nicht seltsamer für ihn sein als das, was er durchgemacht hat, Livy.«
»Hmmm.« Der Ton war zweifelnd, aber darauf schwiegen sie. Ein schwacher Tabakduft zog durch das Netzwerk vor den Fenstern herein. Harvey Lane lag still, überlegte, und lauschte auf weitere Worte, die aber nicht kamen.
Ah all das hatte er natürlich nicht gedacht, aber er hatte es tun sollen. Wenn er nicht zurückgekehrt wäre, würden die Geier keine Zeit verloren haben, um herabzustoßen und Anspruch auf sein Geld zu erheben; und da er sie kannte, konnte er Sam Livys Zweifel, wieviel übrig sein würde, teilen. Was die Steuern und die Juristen übrig gelassen hatten, war wohl längst schon verschwunden. Dennoch wunderte er sich, wieviel es ihm bedeutete. Der Ring an seinem Finger würde noch die Rückreise sichern und ein paar Dollar darüber hinaus bringen. Und alles weitere würde sich dann schon finden, selbst wenn er nicht einmal irgendwelche Fähigkeiten besaß, mit denen er seinen Lebensunterhalt würde verdienen können. Das Leben unter den Affen hatte ihn von den falschen Normen des Lebensstandards befreit, ihn abgehärtet und ohne Furcht vor Arbeit entlassen, hatte ihn die Einfachheit schätzen gelehrt. Er würde weiterkommen; wie, spielte keine Rolle, solange er nur wieder bei seiner eigenen Rasse lebte. Harpers lebhafte Stimme nahm die Unterhaltung draußen wieder auf. »Ich glaube, ich werde morgen abdampfen, Livy. Die Boys sind alle bereit, und die Gruppe, die ich führe, ist begierig darauf, aufzubrechen. Ich hoffe, der Ausflug ist nicht für die Katz.«
»Ich würde nicht darauf wetten; der Mann ist durch die Hölle gegangen, und es könnten alles Fieberträume sein, wie dieser Unsinn über den Gorillastamm, der das reinste Englisch spricht!«
»Ich werde es riskieren. Schlimmstenfalls ist es Neuland, und es müßte dort viel Wild geben. Jedenfalls hat es diesen Franzosen gegeben, der ein paar Jahre unter einem Gorillahaufen verbracht hat, ohne verletzt zu werden – auf der Ebene scheint es zu liegen. Vielleicht hat Lane tatsächlich eine Zeitlang unter ihnen gelebt, wahrscheinlich hat er sie und einen Stamm, der ihn später
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