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Anthropofiction

Anthropofiction

Titel: Anthropofiction Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leon E.Stover und Harry Harrison
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fast; ich spürte einen starken Drang, mich aus dem Staub zu machen; aber ich erkannte, daß eine Rückkehr mit leeren Händen genauso sinnlos war, als kehrte ich überhaupt nicht zurück; und es war das reine Interesse an der Sache, das mich nicht aufgeben ließ.
    Meine Hartnäckigkeit wurde plötzlich belohnt. Es wurde mir klar, daß ich nicht, wie ich beabsichtigt hat te, geraden Wegs zum Rand des Kraters hochklettern konnte; die Felsen türmten sich noch immer zweitau send Fuß oder mehr über mir auf. Ich hatte keine ande re Wahl, als mich spiralförmig an den Krater heranzuarbeiten, aber als ich die andere Seite des Berges erreicht hatte, sah ich etwas, das meine ganzen Hoffnungen wiederbelebte. Ich sah, daß es nicht notwendig war, bis zur höchsten Spitze hinaufzuklettern, wofür ich wirklich Tage gebraucht hätte, selbst wenn ich hier eine Nacht im Freien überlebt hätte. Denn jetzt sah ich, daß auf dieser Seite des Berges, Rauch und Dampf viel weiter unten austraten, nur wenig oberhalb der Stelle, wo ich mich jetzt befand. Feuer mußte daher auch weiter unten vorhanden sein, viel weiter weg von den Gefahren des Kraters, in dem es mit tausenden Grad Fahrenheit glühte und blubberte. Darum setzte ich meinen Weg, den Abhang entlang, dem Rauch entgegen, auf Umwegen fort. Dann, nachdem ich auf keine größeren Schwierigkeiten gestoßen war, kam mir der Zufall zu Hilfe. Das flüssige Innere des Berges wurde herausgepreßt und sickerte langsam die felsigen Querrinnen hinunter. Es war, als wäre der Berg von einem Feind aufgerissen worden, und nun drangen seine roten Eingeweide aus der Wunde heraus; oder vielleicht hatte der Berg eine Art Gallenkolik und übergab sich. Dies, so glaube ich, brachte mich der Wahrheit näher wie die Welt aufgebaut war, aber unglücklicherweise hatte ich nur für die oberflächlichsten Beobachtungen Zeit. Was mich sofort interessierte, war, daß wenn der heiße Ausfluß einen im Wege stehenden Baum berührte, dieser sofort in Flammen aufging.«
    »Hier war nun, was ich wollte – eine Verbindung zwischen dem Ausgangsfeuer in der Erde und dem tragbaren Feuer, das ich suchte. Als ich den Vorfall beobachtete, verstand ich augenblicklich das Geheimnis der Sache: fing ein Baum Feuer, fing danach auch jeder andere Baum Feuer, der mit ihm in Berührung kam. Das war das Prinzip der Feuerübertragung, demonstriert durch die Natur. Wenn man das Feuer mit etwas berührt, das es fressen mag, fangt auch dieses Ding Feuer. Dies erscheint euch jetzt alles sehr selbstverständlich, aber denkt daran; ich sah es zum ersten Mal.«
    Vaters Stock hatte aufgehört zu qualmen, und er begann geistesabwesend die schwarze Spitze mit dem Splitter eines Feuersteins abzukratzen.
    »Der Vulkan war der Vater des Feuers; die Bäume waren Söhne und Töchter, aber auch sie konnten Eltern von Feuer werden, wenn sie mit einem anderen brennbaren Baum in Berührung gebracht wurden. Die einfache Anwendung dieser Tatsache schoß mir durch den Kopf. Alles was ich tun mußte, war einen abgefallenen Ast aufheben, ihn an einen der brennenden Bäume halten und ihn dann davontragen. Ich probierte es sofort aus; es war heiße Arbeit, denn der Lavastrom strahlte eine fürchterliche Hitze aus, und ich mußte bis auf vierzig Meter heran; aber es funktionierte! Mein Ast brannte! Ich hielt Feuer in meinen Händen. Ich jauchzte vor Freude, als ich den Ast von den brennenden Bäumen wegtrug und ihn hoch in die Luft hielt und sah, daß in der Tat ein kleiner Vulkan über meinem Kopf brannte und rauchte. Mit dieser schrecklichen Fackel in meinen Händen, das wußte ich, konnte ich jeden Löwen vor Angst um den Verstand bringen. Ich zögerte nicht lange und eilte heimwärts. Ich war schon eine Meile gegangen, als ich entdeckte, daß mein flammender Ast aufgehört hatte zu brennen, und nur noch ein schwarzer Stumpf war, der in meiner Hand rauchte.«
    »So ging ich zurück, um neue Experimente zu machen. Ich sah ein kleines Feuer, das bald sein Fressen verschlungen hatte, man muß ihm mehr geben, bevor es stirbt. Um es mitzunehmen, so wurde mir klar, muß te ich eine Art Staffellauf machen. Zuerst setzte ich einen Ast in Brand. Dann trug ich ihn, soweit ich konnte, bis er nahezu aus war, oder bis zu meiner Hand heruntergebrannt war; dann brach ich einen Ast von einem Baum, setzte ihn in Brand und trug ihn weiter und so weiter bis zum nächsten. Alles ganz einfach und logisch, wenn es getan ist – aber nicht, solange man es nicht erkennt.

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