Anthropofiction
trug zur Attraktion der Theorie bei, wenn es nicht gar der Hauptgrund für ihre Popularität war.
Nach dem anfänglichen Ausbruch öffentlicher Begeisterung, der gleich nach der Reise erfolgte, verebbte das Öffentliche Interesse allmählich, während Wissenschaftler ihre Arbeit fortsetzten und gelegentlich ver suchten, die Theorie noch mehr zu durchlöchern, die ohnehin nie mehr als ein Schweizer Käse gewesen war.
Heyerdahl war jedoch nicht untätig, und 1956 leitete er die norwegische Polynesien-Expedition. Das Vorhaben der Expedition war, die Vorgeschichte Ost-Polynesiens zu untersuchen. Dabei konzentrierte man sich im besonderen auf die Oster-Insel. Von den Informationen, die auf einer solchen Expedition gefunden werden sollten und die zur Unterstützung der Kon-Tiki -Theorie beitragen sollten, war natürlich nichtviel zu erwarten. Das jüngste Heyerdahlsche Opus, Aku-Aku betitelt, ist ein Ergebnis dieser Arbeit und dient uns als Hauptwissensquelle über die Arbeit der Expeditionsmitglieder auf der Oster-Insel und anderswo.
Aku-Aku steht in derselben Tradition, wie die vorangegangenen Werke und unterscheidet sich nur dadurch, daß es eine extremere Position einnimmt. Der allgemeine Stil des Werkes war schon in den bekanntesten Büchern der abenteuerlichen Reiseliteratur wie Green Hell und All The Rivers Ran East zu finden. Die Aura des Mystischen, die die Oster-Insel umgibt, wird bis ins Phantastische aufgebauscht, ohne daß auch nur eine der erstklassigen anthropologischen Studien wie es sie über die Oster-Insel von Métraux, Lavachery, Routledge und anderen gibt, erwähnt wird. Obwohl es Heyerdahl vermeidet, solche Quellen zu erwähnen, ist er offensichtlich mit ihnen vertraut, wie jeder der Métraux’ Arbeiten kennt, beim genauen Durchlesen von Aku-Aku bemerken wird.
Indem er so dem uniformierten Leser beigebracht hatte, daß die Oster-Insel und ihre Kultur terra incognita für die anthropologische Welt sind, fährt Heyerdahl fort zu erzählen was erwährend des fünfmonatigen Aufenthalts der Expedition, durch seine eigenen speziellen Methoden herauszufinden in der Lage war. Die Bewohner der Oster-Insel ließen natürlich diesen eindrucksvollen Besucher ihre ganze Esoterik spüren, und es wurden ihm alle Arten von Geheimnissen gezeigt, die bis zu jenem Tag dem Auge des Weißen Mannes verborgen geblieben waren. Dazu gehörten Urhöhlen, die nur über gefährliche Pfade, die tief unter die Inseloberfläche führten, erreicht werden konnten, und die mit den seltsamen Skulpturen von Aku-Aku, oder Dämonen angefüllt waren; das Geheimnis, wie die großen Statuen bewegt und aufgerichtet wurden; das Geheimnis, des auf der Oster-Insel gefundenen Schriftstücks; und eine Anzahl anderer herausragender Erstentdeckungen. Tatsächlich könnte man den Eindruck bekommen, die Eingeborenen der Oster-Insel hätten für Heyerdahl eine Art Ed-Sullivan-Show abgezogen, mit dem Titel: ›Die Geschichte der Oster-Insel‹, unter Mitwirkung der Originaldarsteller und der Begleitmusik von Tiomkin.
Mitten unter diesen Leistungen sind einige ziemlich störende Bestandteile. Die in den Urhöhlen entdeckten Steinskulpturen sind einplumper Betrug: sie werden Tag für Tag von den Oster-Insulanern hergestellt, um an Touristen und Matrosen verkauft zu werden. Die armseligen Proportionen, die erbärmliche Meißeltechnik und die offensichtlich ausgeklügelte Form dieser ›Meisterwerke‹, entlarven sie als Schwindel, sogar auf einem Photo. Verglichen mit den zierlichen Holzschnitzereien aus der heidnischen Vergangenheit des ›Nabels der Welt‹ sind diese Steinfiguren Monstrositäten. Es ist jedoch ermutigend, wenn man sieht, wie schnell die Eingeborenen der Oster-Insel die Möglichkeiten eines solchen Geschäftstricks erkannt haben, und man ist dabei von der Kreativität ihrer Vorstellungsgabe genauso beeindruckt wie von einigen anderen ›Geheimnissen‹, die sie enthüllten.
Was das Geheimnis der Oster-Insel-Schrift betrifft, so hat die Arbeit von Dr. T. Barthel auf der Oster-Insel nach der Abfahrt der norwegischen Expedition, auf die wahre Natur des Zeichensystems, das in den rongorongo- Bänden . benutzt wurde, hingewiesen. Die Ergebnisse seiner Arbeit zeigen, daß die Schritt von den ersten Siedlern zur Oster-Insel gebracht wurde und polynesischen Ursprungs ist.
Abgesehen von Zwischenspielen der Erregung und Ungewißheit, enthält das Buch die üblichen Sprüche. Zum Beispiel schreibt sich Heyerdahl die ersten archäologischen
Weitere Kostenlose Bücher