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Anti-Eis

Anti-Eis

Titel: Anti-Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
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einzunehmen.
Aber Raglan verweigerte seine Zustimmung. Würde denn der alte
Herzog von Wellington solche teuflischen Gerätschaften
eingesetzt haben, derselbe Herzog, der sogar untersagt hatte,
Trunkenbolde auszupeitschen? (Ich kann mir zumindest vorstellen,
daß Raglan so argumentiert hat.) Nein, Gentlemen, das
hätte er nicht; und genausowenig würde Lord Fitzroy Raglan
eine derartige Waffe gutheißen. Die im Laufe von Jahrhunderten
perfektionierten traditionellen Methoden der Erstürmung einer
Festung konnten einfach nicht versagen; und sie würden auch hier
zum Erfolg führen.
    Wie dem auch sei, Raglan setzte sich durch; und man begann mit der
Planung eines Angriffs auf die Festung.
    Nun, Vater, es bedarf lediglich eines flüchtigen Studiums der
Taktik der Offensive, um zu erkennen, daß ein von uns
durchgeführter Angriff auf eine Festung wie Sewastopol, wobei
wir den Verteidigern zahlenmäßig kaum überlegen
waren, nur Feldgeschütze zur Verfügung hatten und mit
ungeschützten Flanken und ohne Rückzugsgebiete operieren
mußten, durchaus eine Verzweiflungstat war. Nichtsdestoweniger
ließen sich am 18. Juni, nach neun Monaten einer
demotivierenden und nutzlosen Belagerung, die Alliierten
Streitkräfte auf eine ebensolche Aktion ein.
    Unser Beschuß hatte bereits zwei Wochen früher
begonnen. Vater, die Granaten und Schrapnells flogen Tag und Nacht
über unsere Köpfe hinweg, und die Russen beantworteten das
Feuer. Ich war in diesen zwei Wochen nicht aus der Uniform gekommen,
hatte immer das Gewehr an die Brust gedrückt und auch kaum
geschlafen. Und als ob das Donnern der Geschütze unseren
Seelenfrieden nicht schon genug gestört hätte, pflegten die
Männer des Zaren uns mit Zweiunddreißigpfündern zu
beharken, deren Schrapnell wie Cricket-Bälle durch unsere
Stellungen fetzte, ohne Rücksicht auf die Uhrzeit, was kaum
einen erholsamen Schlaf garantierte!
    Schließlich, am Morgen des 18., hörten wir die
Hörner und Trommeln, die uns sagten, daß der Angriff
begonnen hatte. Wir stießen ein rauhes Gebrüll aus –
bedenkt, daß ich mich jetzt zum erstenmal in einem realen
Kampfeinsatz befand, Sir –, und ich schob meinen dummen Kopf aus
dem Schützengraben, um das Gefecht besser beobachten zu
können.
    Durch Rauch und Dampf sah ich, wie die Franzosen zuerst über
den umgepflügten Boden vorgingen. Aber die Russen warteten
bereits auf sie, und die Kameraden fielen wie mit der Sense
gemäht; die Nachfolgenden traten auf die Gefallenen, und bald
herrschte nur noch eine einzige Konfusion. Vater, ich befürchte,
daß einige dieser tapferen Gallier in diesem ganzen Chaos im zu
kurz liegenden Feuer der Alliierten umkamen.
    Dann erhielten wir den Befehl zum Angriff. Wir Kombattanten
stiegen aus den Gräben und gingen durch den aufgewühlten
Schlamm vor, die Kehlen heiser vom Brüllen, mit vor uns
glänzenden Bajonetten. Wir griffen die stärkste russische
Redoute an, den Redan; unser Auftrag bestand darin, eine Sturmtruppe
zu decken, die Leitern und Wollsäcke mitführte, mit denen
die Steinmauern des Redan bezwungen werden sollten. Ich feuerte mein
Gewehr ab, und für ein paar Sekunden strömte das Feuer der
Schlacht durch meine Adern!
    Leider machten die Russen das Spiel nicht mit. Die Mannen des
Zaren blieben in ihren Stellungen und ließen einen Hagel aus
Schrapnell und Gewehrfeuer auf uns herabregnen. Wie ich diese Minuten
überlebte, werde ich wohl nie erfahren, Vater; denn überall
um mich herum fielen bessere Männer als ich. Schließlich
blieb ich mit einem Stiefel im weichen Schlamm eines Granattrichters
stecken; ich robbte vorwärts und erreichte dann den Boden des
Kraters. Nur wenige Zoll über mir verdunkelte ein Hagel aus
russischem Schrapnell den Himmel, und so lag ich flach im Schlamm,
wobei ich wußte, daß Aufstehen den sicheren Tod bedeuten
würde.
    Ich hoffe, Ihr legt es mir nicht als Feigheit aus, daß ich
unten blieb, Vater; als ich in diesem Loch lag, den Gestank von Blut
und Kordit in der Nase, nagte der Zorn an meiner Seele, und ich
schwor mir, daß ich bei der nächsten Gelegenheit den
Angriff fortführen und mein Leben teuer verkaufen
würde.
    Schließlich, während noch immer Kugeln um mich
herumschwirrten, kletterte ich aus dem Krater, ergriff mein Gewehr
und stürmte los.
    Ich wurde mit einem unglaublichen Anblick belohnt.
    Sturmleitern lagen wie Zahnstocher auf der Ebene; und Männer
– nein, blutige Fetzen von Männern – lagen dort
verstreut, gespickt mit rauchenden Schrapnells

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