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Antifragilität: Anleitung für eine Welt, die wir nicht verstehen (German Edition)

Antifragilität: Anleitung für eine Welt, die wir nicht verstehen (German Edition)

Titel: Antifragilität: Anleitung für eine Welt, die wir nicht verstehen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nassim Nicholas Taleb
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noch einmal klarzumachen: Das Robuste oder das Resiliente sind durch Unbeständigkeit und Unordnung weder angreifbar, noch nützen sie ihnen – das Antifragile hingegen profitiert davon. Doch es bedarf offenbar einer gewissen Anstrengung, bis der Gedanke wirklich verstanden ist. Vieles von dem, was gemeinhin robust oder resilient genannt wird, ist tatsächlich nichts weiter als robust oder resilient, die andere Hälfte ist antifragil.
    4 Der Spezialbegriff, den ich für den Umstand benutzte, dass etwas »Volatilität hasst«, lautete »kurzes Vega« oder »kurzes Gamma« (Erhöhung der Unbeständigkeit wirkt sich schädlich aus); und »langes Vega« oder »langes Gamma« dafür, dass etwas von Unbeständigkeit profitiert. Im Folgenden bezeichne ich mit »kurz« beziehungsweise »lang« negatives beziehungsweise positives Ausgesetztsein.
Ich möchte betonen, dass ich nie geglaubt habe, wir seien in der Lage, Volatilität vorherzusagen; ich konzentrierte mich lediglich auf die Frage, wie die Dinge darauf reagieren.

Buch I
    Das Antifragile: Eine Einführung
    Die ersten beiden Kapitel des Buchs führen den Begriff der Antifragilität ein und geben einige Beispiele. Kapitel 3 trifft eine Unterscheidung zwischen dem Organischen und dem Mechanischen – beispielsweise zwischen Ihrer Katze und einer Waschmaschine. Kapitel 4 handelt davon, wie die Antifragilität der einen auf der Fragilität der anderen beruht und wie Irrtümer den einen nützen, den anderen aber nicht – also davon, was gemeinhin Evolution genannt und worüber ziemlich viel geschrieben wird.

Kapitel 1
    Zwischen Damokles und Hydra
    Schlagen Sie mir bitte den Kopf ab – Plötzlich, wie durch Zauberhand, werden Farben zu Farben – Gewichtheben in Dubai
    Die Hälfte allen Lebens ist namenlos
    Stellen Sie sich vor, Sie stehen am Postschalter und wollen an Ihre Kusine in Zentralsibirien ein Geschenk verschicken, einen Karton mit Champagnergläsern. Da das Paket beim Transport beschädigt werden kann, werden Sie »Fragil«, »Zerbrechlich« oder »Handle with care« auf die Verpackung schreiben (in dicken roten Buchstaben). Doch was wäre nun das genaue Gegenteil von »fragil«? Die nahezu einhellige Antwort lautet, das Gegenteil von »fragil« sei »robust«, »stabil«, »resilient«, »massiv« – irgendetwas in der Art. Aber beim Resilienten, Robusten (und seinen Verwandten) handelt es sich um Dinge, die weder kaputtgehen noch besser werden, es wird also kaum jemand das Bedürfnis haben, einen dieser Begriffe auf das Paket zu schreiben – oder haben Sie schon jemals ein Paket gesehen, auf dem in dicken grünen Buchstaben »Robust« stand? Das genaue Gegenteil eines »fragilen« Pakets wäre streng genommen ein Paket, auf dem geschrieben steht: »Bitte falsch behandeln« oder »Bitte unvorsichtig behandeln«. Sein Inhalt wäre nicht nur unzerbrechlich, sondern würde von Stößen und Erschütterungen aller Art sogar profitieren. Fragil ist ein Paket, das im besten Fall vor Schäden bewahrt würde. Das robuste Paket bliebe im besten und im schlechtesten Fall wie es ist. Und das Gegenteil des Fragilen ist demgemäß das, was im Idealfall nicht vor Schäden bewahrt wird.
    Ich nenne ein solches Paket »antifragil«; um einen Neologismus kam ich nicht herum, da es kein einfaches, nicht zusammengesetztes Wort im Oxford English Dictionary gibt, das den Umstand umgekehrter Fragilität ausdrückt. Die Idee der Antifragilität ist nicht Bestandteil unseres Bewusstseins – glücklicherweise ist sie aber durchaus Bestandteil der Verhaltensweise unserer Vorfahren, unserer biologischen Ausstattung und überhaupt eine allgegenwärtige Eigenschaft jedes Systems, das überlebt hat.

    Abbildung 1 Ein Paket, das geradezu danach verlangt, Stressoren und Unordnung ausgesetzt zu werden. [Copyright: Giotto Enterprise und George Nasr.]
    Wiederholen Sie das Experiment und fragen Sie beim nächsten Essen mit Freunden, beim Picknick oder beim Vorbereitungstreffen für die nächste Demo Ihre Bekannten, wie das Antonym zu zerbrechlich beziehungsweise fragil lautet (und betonen Sie, dass Sie nach dem genauen Gegenteil fragen, einem Zustand, der die entgegengesetzten Eigenschaften und Auswirkungen hat). Es ist anzunehmen, dass Sie außer »robust« folgende Antworten bekommen: unzerbrechlich, solide, kräftig, resilient, stark, gegen diverse Einflüsse beständig (etwa wasserdicht, windsicher, rostbeständig) – es sei denn, die von Ihnen Befragten hätten von diesem Buch gehört.

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