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Antifragilität: Anleitung für eine Welt, die wir nicht verstehen (German Edition)

Antifragilität: Anleitung für eine Welt, die wir nicht verstehen (German Edition)

Titel: Antifragilität: Anleitung für eine Welt, die wir nicht verstehen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nassim Nicholas Taleb
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monströs. Wenn Sie beispielsweise eine Katze oder einen Hund hätten, dann müssten Sie nicht mit so hohen unerwarteten Zusatzkosten rechnen – die zusätzlichen Kosten im Verhältnis zu den Gesamtausgaben wären sehr niedrig.
    Im Widerspruch zu allem, was in den Wirtschaftswissenschaften zum Thema »Ertragssteigerung bei Großunternehmen« gelehrt wird, wirkt Größe sich in Belastungssituationen schädlich aus; es ist nicht gut, in schweren Zeiten groß zu sein. Einige Vertreter dieser Fachrichtung haben sich mit der Frage beschäftigt, warum die Fusion von Firmen sich offensichtlich nicht auszahlt. Die neu entstandene Einheit ist viel größer, also mächtiger, und den Ertragssteigerungs-Theorien zufolge müsste sie entschieden »effizienter« sein. Die Zahlen aber zeigen bestenfalls keinen Gewinn aus einem solchen Größenzuwachs. Das war bereits im Jahr 1978 der Fall, als Richard Roll die »Hybris-Hypothese« formulierte – seiner Ansicht nach handelten Gesellschaften, die fusionierten, irrational, wenn man sich die wenig erfolgreichen historischen Beispiele ansah. Aktuelle Daten von heute bestätigen immer noch sowohl die mageren Ergebnisse von Fusionen als auch die nach wie vor bestehende Hybris – Manager scheinen den schlechten wirtschaftlichen Aspekt einer solchen Transaktion einfach zu ignorieren. Offenbar hat Größe etwas an sich, das für Unternehmen schädlich ist.
    Ähnlich wie bei der Idee mit dem Elefanten als Haustier ist es für große Unternehmen (im Verhältnis zu ihrer Größe) sehr, sehr viel kostspieliger, wenn sie in die Klemme geraten. Die Vorteile, die sich aus der Größe ergeben, sind sichtbar, die Risiken dagegen sind versteckt, und bestimmte verborgene Risiken scheinen Firmen zu schwächen.
    Große Tiere wie Elefanten, Boa constrictors, Mammuts und andere Tiere ähnlicher Größe neigen dazu auszusterben. Zu der Klemme, die aufgrund von Ressourcenknappheit entsteht, kommen mechanische Gegebenheiten hinzu. Große Tiere reagieren auf Schocks fragiler als kleine – das ist so ähnlich wie bei dem Felsbrocken und den Kieselsteinen. Jared Diamond, der den anderen immer eine Nase voraus ist, erklärte diese Verwundbarkeit in seinem Aufsatz »Why Cats Have Nine Lives«. Wenn man eine Katze oder eine Maus aus einer Höhe fallen lässt, die ein Mehrfaches ihrer Körpergröße beträgt, wird sie sehr wahrscheinlich überleben. Elefanten dagegen brechen sich ihre Gliedmaßen vergleichsweise »leicht«.
    Kerviel und Mikro-Kerviel
    Schauen wir uns ein Fallbeispiel aus der vulgären Finanzwelt an, einem Bereich, in dem alle Beteiligten wahre Meister im Fehlermachen sind. Am 21. Januar 2008 verkaufte die Pariser Bank Société Générale überstürzt einen Aktienbestand im Wert von annähernd siebzig Milliarden Dollar, ein immenser Betrag für einen »Notverkauf«. Die Märkte waren nicht sehr aktiv (in der Fachsprache »seicht«), da in den USA der Martin Luther King Day gefeiert wurde, und sie stürzten weltweit jäh um fast zehn Prozent ab, was für das Unternehmen einen Verlust von fast sechs Milliarden Dollar bedeutete – einzig aufgrund dieses Notverkaufs. Der Grund für die Klemme: Sie konnten nicht warten, sie hatten keine andere Option, als den Verkauf als Notverkauf durchzuziehen. Denn sie hatten an jenem Wochenende einen Betrug aufgedeckt. Jérôme Kerviel, ein krimineller Angestellter der Bank, hatte mit enormen Summen auf dem Markt herumgespielt und diese Aktivitäten vor dem Hauptcomputer verborgen gehalten. Die Bank hatte also keine andere Wahl, als diese Aktien, von denen sie nichts gewusst hatte, sofort zu verkaufen.
    Um sich den Effekt der aus Größe resultierenden Fragilität vor Augen zu halten, schaue man sich Abbildung 15 an, die die Verluste als Funktion der verkauften Quantität zeigt. Ein Notverkauf vom Umfang eines Aktienwerts von siebzig Milliarden hat einen Verlust von sechs Milliarden zur Folge. Ein Notverkauf vom Umfang eines Zehntels, also von sieben Milliarden, hätte überhaupt keinen Verlust zur Folge, denn die Märkte würden diese Menge ohne Panik absorbieren, vielleicht würde es nicht einmal auffallen. Statt einer einzigen sehr großen Bank mit einem Monsieur Kerviel als Schurkentrader hätten wir zehn kleinere Banken, jede mit einem proportional geschrumpften Monsieur Micro-Kerviel; jede Bank hätte ihren Schurkentrader für sich unabhängig und zu verschiedenen Zeiten beschäftigt. In diesem Fall wären die Gesamtverluste für die zehn Banken kaum der

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